Filmseminar gegen Austerität: "Der Ghostwriter" (GB/F/D 2010) (Intro: Sophie Bolt, Campaign for Nuclear Disarmament)

Foto: Filmseminar gegen Austerität
Wann: Mi, 05.03.2025, 20:00 Uhr
Wo: Von-Melle-Park 6, 20146 Hamburg, Kokoschka-Hörsaal (Phil D)
Im Rahmen der Kampagne „International solidarisch – Schluss mit Austerität!" findet das „Filmseminar gegen Austerität" regelmäßig im Kokoschka-Hörsaal des Philosophenturms der Uni Hamburg statt. Mit Filmen rund um das Thema Austerität vs. Solidarität werden die internationale, kulturelle und historische Bedeutung des Bruchs mit dem Neoliberalismus reflektiert – im Sommer auch wieder als Freiluftkino.
Bei der nächsten Veranstaltung am Mittwoch, den 5. März 2025, um 20 Uhr (ct) im Kokoschka-Hörsaal (Phil D) im Philosophenturm (Von-Melle-Park 6) schauen und diskutieren wir zusammen den Film „Der Ghostwriter“ von Roman Polanski aus dem Jahr 2010. Für die Einführung zu Beginn und die anschließende Diskussion können wir dieses Mal Sophie Bolt ankündigen, sie ist General Secretary von Campaign for Nuclear Disarmament in Großbritannien.
Näheres zum Film:
Der Ghostwriter
(Spielfilm | Regie: Roman Polanski | GB/F/D 2010 | 128 Min. | deu)
Krieg und Aufrüstung sind die größten Feinde von Freiheit, Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und einer global menschenwürdigen Zivilisationsentwicklung. Für den allergrößten Teil der Menschheit gilt, dass sie nur überleben und besser leben kann, wenn keine Kriege mehr geführt werden können. Für einen verschwindend geringen, aber äußerst einflussreichen Teil der Menschheit (Rüstungsindustrie, transnationale Konzerne, Großbanken, Geheimdienste, etc.) gilt, dass sie nur überleben, d.h. Geschäfte machen können, wenn Kriege geführt werden. Aus diesem Gegensatz erklärt sich der enorme Aufwand, der politisch und medial dafür betrieben wird, Krieg und Aufrüstung als etwas erscheinen zu lassen, das im Interesse der großen Mehrheit geschehe bzw. alternativlos sei. Unverzichtbar ist dafür die ideologische Konstruktion nationaler Interessengemeinschaften, die durch äußere Feinde bedroht seien. „Kommunismus“, „Terrorismus“, „Autokratismus“ – die Feindbilder des selbsternannten „Westens“ sind austauschbar, solange sie sich auf Militarismus reimen. Besonders brisant ist daher, wenn die wahrhaft bedrohlichen Urheber und Nutznießer der Kriegsvorbereitung im eigenen Land an das Licht der Öffentlichkeit gebracht werden.
Eine eindrucksvolle Verarbeitung dieser Zusammenhänge bildet der 2010 von Roman Polanski verfilmte Polit-Thriller „Der Ghostwriter“ des britischen Autors und ehemaligen Labour-Mitglieds Robert Harris. Harris entwirft darin ein satirisch verdichtetes Erklärungsmodell dafür, was seinen politischen Weggefährten, den damaligen Premierminister Tony Blair, dazu verleitet haben mag, die Beteiligung Großbritanniens am 2003 begonnenen, nachweislich auf Lügen basierenden, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA gegen den Irak durchzusetzen – und zwar gegen den massiven Widerstand der weltgrößten Friedensbewegung und großer Teile der eigenen Partei inklusive des damaligen Außenministers Robin Cook.
Erzählt wird die fiktive Geschichte eines Ghostwriters, der damit beauftragt ist, die Memoiren des kürzlich zurückgetretenen britischen Premierministers Adam Lang fertigzustellen, nachdem sein vorher engagierter Autoren-Kollege unter mysteriösen Umständen bei der biographischen Arbeit ums Leben kam. Der Ghostwriter begibt sich für den hochdotierten Job zu Lang in dessen strikt gesicherten US-Landsitz auf der Insel „Marthas Vineyard“, wo dieser mit seinem Vertrautenstab Zuflucht gefunden hat, um dem Zugriff des Internationalen Strafgerichtshofs zu entgehen, der wegen Folterverbrechen im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg gegen ihn ermitteln könnte. Als die Ermittlungen tatsächlich eingeleitet werden und Richard Rycart, der vormalige Außenminister Langs, sich als Träger der Anklage erweist, kommt Unruhe in das abgeschirmte Idyll. Friedensaktivisten bevölkern plötzlich die beschauliche Insel und erheben wüste Beschuldigungen. Der Ghostwriter, bis dahin nur an seiner Karriere interessiert, entdeckt bei der Arbeit am Manuskript seines Vorgängers immer mehr Ungereimtheiten, die ihn an der Integrität seines Auftraggebers und an den Todesumständen seines Kollegen zunehmend Zweifeln lassen. Je mehr er diesen Spuren nachgeht, desto engere Verbindungen entdeckt er zwischen der kometenhaften Karriere des ursprünglich politisch völlig desinteressierten Hobby-Schauspielers Lang, dem US-Geheimdienst und eines mächtigen Rüstungskonzerns, der am Irak-Krieg Milliarden verdiente. Die Buchveröffentlichung gerät so zu einer Frage von Leben und Tod – mit fundamentalen Konsequenzen für die Weltöffentlichkeit.
Die spannungsreich inszenierte Filmparabel vermag auf diese Weise nicht nur das schöngefärbte Bild unseres über jeden Zweifel erhabenen, vorbildhaften „Demokratiemodells“ produktiv-erkenntnisbildend in Frage zu stellen, sondern ist zugleich ein geradezu aufrührerisches Plädoyer für die zivilisierende, tatsächlich demokratische Bedeutung von Humanität und Aufklärung. Wenn eine kritisch-informierte Bevölkerung ihre sozialen Interessen erkennt und solidarisch engagiert in souveräner Gestaltung verwirklicht, dann sind Kriege nicht mehr führbar und die Menschheit gewinnt auf befreiende Weise ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten. Jeder Schritt dahin lohnt. Es ist höchste Zeit.
International solidarisch – Schluss mit Austerität!
„Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, ein Bruchteil des Geldes wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen.“
Albert Einstein, „Für einen militanten Pazifismus“, 1932.
Zum Filmseminar gegen Austerität:
Das Filmseminar findet statt im Rahmen der Kampagne „International Solidarisch: Schluss mit Austerität“. Nähere Informationen dazu sind online auf der Kampagnen-Seite www.schluss-mit-austeritaet.de zu finden. Den Flyer für die Anti-Austerity-Filmseminar-Reihe und weitere Termine gibt es unter www.schluss-mit-austeritaet.de/film-seminar-gegen-austeritaet.
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