Willkommen an BordWie werden Depressionen innerhalb einer Familie an die nächste Generation weitergegeben?Prof. Dr. Katharina Förster verstärkt die Psychologie
3. April 2025, von Förster/Red.

Foto: Picture People
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin Prof. Dr. Katharina Förster.
Prof. Dr. Katharina Förster ist zum Sommersemester 2025 von der Technischen Universität Dresden nach Hamburg gekommen und hat an der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft eine Professur für „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ angetreten.
Mein Forschungsgebiet in drei Sätzen:
In meiner Forschung interessiere ich mich für Gefühle, wie wir diese verarbeiten, abschwächen, verstärken und ganz besonders, welche Rolle sie in zwischenmenschlichen Situationen spielen. Diese Prozesse interessieren mich vor allem bei Menschen mit affektiven Störungen – also zum Beispiel Depressionen und bipolaren Störungen – und insbesondere bei Kindern, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung dieser Störungen haben. Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickelt und untersucht mein Team mögliche Interventionen, um diese Prozesse zu verändern, wie etwa mitgefühlsbasierte Psychotherapie.
Und so erkläre ich meiner Familie, worum es da geht:
Ich beschäftige mich mit der Frage, wie Depressionen innerhalb einer Familie an die nächste Generation weitergegeben werden. Mein Team schaut sich dabei jedoch nicht die Genetik innerhalb einer Familie an, sondern eher, wie Gefühle wahrgenommen, verarbeitet und im Kontakt mit anderen Menschen „übertragen“ werden.
Darum freue ich mich auf Hamburg – auf die Stadt und die Universität:
Ich freue mich, wieder in einer fahrradfreundlichen Stadt zu leben, auf die tollen Forschungsschwerpunkte in der Psychologie und am UKE sowie die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen der Fakultät. Ganz besonders freut mich, dass viel neurowissenschaftlich geforscht wird, denn ich brenne für die neurowissenschaftliche Forschung.
Das sind meine Pläne an der Uni Hamburg:
Ich möchte im Rahmen des Aufbaus der Forschungsambulanz für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie niedrigschwellige Angebote schaffen, die eine verbesserte Versorgung und Erforschung affektiver Störungen in betroffenen Familien ermöglichen. Wir nehmen also nicht nur die Kinder und Jugendlichen in den Fokus, sondern die gesamte Familie, für die wir verschiedene Interventionen anbieten und untersuchen werden.
Zum Beispiel Kurzinterventionen, sogenannte „Single-Session Interventions“, die eine flächendeckendere Erstversorgung ermöglichen sollen. Zusätzlich werden wir als Präventionsmaßnahmen auch mitgefühlsbasierte Elterntrainings anbieten, um auch die Eltern angemessen unterstützen zu können. Die Forschung und die Psychotherapie werden in meinem Team eng miteinander verbunden und wir werden auch die Studierenden an dieser Stelle einbinden, beispielsweise im Rahmen ihrer Masterarbeiten. Das ermöglicht eine optimale Verschmelzung von Theorie und Praxis, bei der die Studierenden sicher viel mitnehmen können.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
Um sich durch meine Art zu forschen und zu lehren und von meinen Themen begeistern und hoffentlich auch mitreißen zu lassen. Ich bin immer noch sehr stolz darauf, dass mal jemand vor drei Jahren in meine Evaluation geschrieben hat, dass er:sie eigentlich Wirtschaftspsycholog:in werden wollte und nach meiner Vorlesung ins Zweifeln gekommen sei, ob nicht Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie auch eine gute Idee sein könnte.
Generell ist meine Lehre sehr anwendungsbezogen und praxisorientiert. Ich finde zum Beispiel, dass man „Diagnosekriterien“ außerhalb des Vorlesungssaals auswendig lernen kann. In meiner Lehre geht es vielmehr darum, Vorstellungen davon zu entwickeln, was genau das für die Menschen bedeutet und wie genau das dann in der Praxis aussehen könnte. Mir geht es in meiner Lehre aber auch darum, eine Haltung zu vermitteln, die ich wichtig finde, wenn wir als (angehende) Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen den Menschen begegnen.
Blick in die weite Welt – mit diesen internationalen Einrichtungen, Universitäten oder Institutionen arbeite ich zusammen:
Ich untersuche in meiner Forschung auch die neuronalen Grundlagen von Gefühlen und arbeite in großen Bildgebungskonsortien wie dem ENIGMA-Projekt mit Wissenschaftler:innen weltweit zusammen. Eine weitere Kooperation im Bereich der MRT-Forschung habe ich mit dem Trinity College in Dublin. Hier untersuchten wir zuletzt, wie sich das Gehirn über neun Jahre im Krankheitsverlauf einer Depression entwickelt.
Darüber hinaus kooperiere ich mit führenden Expert:innen in den Bereichen der Emotionsregulation in den USA (James Gross und David Preece, Stanford University) und im Bereich der mitgefühlsbasierten Therapie in Australien (James Kirby, University of Queensland) und auch England (University of Derby, Paul Gilbert).
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig:
Affektive Störungen sind schwerwiegende und beeinträchtigende psychische Störungen, die innerhalb von Familien gehäuft auftreten. Ein besseres Verständnis zugrundeliegender emotionaler Mechanismen – auch bei noch nicht betroffenen Kindern – kann dazu beitragen, gezielte Intervention zu entwickeln, um langfristig das Auftreten der affektiven Störungen verschieben oder sogar verhindern zu können.