125 Jahre archäologischer HotspotDie Ausgrabungen von Milet – ein internationaler Forschungscampus
16. August 2024, von Newsroom-Redaktion
Foto: UHH/Berns
Das Ruinengelände der antiken Stadt Milet wird bereits seit 1899 systematisch archäologisch erforscht. Seit 2018 werden die Ausgrabungen als Lehrgrabung unter Leitung der Universität Hamburg durchgeführt. Sie bieten sowohl Hamburger als auch internationalen Studierenden eine forschungsnahe und praxisorientierte Lehre.
Die Ausgrabungen in der Stadt 80 Kilometer südlich von Izmir haben für die Türkei eine sehr große Bedeutung, da Milet mit seiner langen, vom Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. bis in das 15. Jahrhundert n. Chr. reichenden Geschichte ein bedeutender historischer Ort ist. Zu den bisherigen Funden gehören hervorragende Zeugnisse antiker Gefäßmalerei und berühmte Skulpturen wie der „Torso von Milet“. Sie sind am Ort selbst, aber auch in den Museen von Izmir, Istanbul, Berlin und Paris ausgestellt.
Internationale und interdisziplinäre Kooperation
Geleitet werden die archäologischen Studien von Prof. Dr. Christof Berns, Professor für Klassische Archäologie. Beteiligt sind von der UHH außerdem Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu (Alte Geschichte) und Prof. Dr. Frank Steinicke (Human-Computer-Interaction) sowie Forschende des Exzellenzclusters „Understanding Written Artefacts“ (UWA). Die Grabungen finden mit Genehmigung der Generaldirektion für Kulturgüter und Museen der Republik Türkei statt und sind eine Kooperation mit der Mimar Sinan Güzel Sanatlar Üniversitesi Istanbul und der École normale supérieure Paris sowie der Berliner Hochschule für Technik und der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Forschung und Lehre gleichermaßen gefördert
Die Projekte vor Ort werden von verschiedenen Seiten gefördert. Neben der Universität, die gerade eine Zwischenfinanzierung beschlossen hat, gibt es unter anderem Unterstützung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence Nationale de la Recherche. Die DFG fördert über das Exzellenzcluster UWA z. B. das Projekt „Immersive City Scripts: Inscriptions and the Construction of Social Spaces in Miletus (Asia Minor)“, bei dem Forschende der UHH die Inschriften im öffentlichen Raum Milets während der römischen Kaiserzeit analysieren und mit Virtual Reality erlebbar machen.
Auf dem internationalen Campus an der Ausgrabungsstätte spielt aber auch die Ausbildung eine wichtige Rolle. So ist die Lehre im Bachelor „Klassische Archäologie“ an der Universität eng mit der Praxis in Milet verknüpft und es entstanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Bachelor- und Masterarbeiten sowie Promotionen. Auch in der internationalen Sommerschule „Praxis der archäologischen Bauaufnahme“ werden den Teilnehmenden durch die Einbindung in aktuelle Forschung anwendungsorientierte Fertigkeiten vermittelt.
Insgesamt arbeiten im Team ca. 50 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachgebiete sowie 65 Studierende aus Deutschland, Frankreich, der Türkei und weiteren Ländern. Im Rahmen des Studiengangs „Liberal Arts & Sciences“ soll es künftig auch ein „Milet-Seminar“ unter Leitung von Prof. Dr Matthias Schemmel (Fachbereich Philosophie) und Prof. Dr. Christof Berns (Fachbereich Kulturwissenschaften) geben.