Hamburger KunsthalleWie relevant ist Kunst? Buchvorstellung und Diskussion zu „Kunst um 1800“
29. Januar 2024, von Viola Griehl
Foto: Hatje Cantz Verlag
Die Reihe „Kunst um 1800“ in der Hamburger Kunsthalle war sowohl innovative Ausstellungsreihe als auch Forschungsprojekt zu den Themen Kuratieren und Relevanz von Kunst. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden jetzt im Rahmen einer Diskussion in der Kunsthalle erstmals als Buch präsentiert.
„Kunst um 1800“ war der Titel einer neunteiligen Ausstellungsreihe, die von 1974 bis 1981 in der Hamburger Kunsthalle in Regie ihres damaligen Direktors, Werner Hofmann, zu sehen war. Sie prägte – noch bevor der Begriff existierte – Debatten über die Praxis des Kuratierens, über wissenschaftliches Arbeiten an Kunstmuseen und über die gesellschaftliche Relevanz von Kunst. In diesem Kontext wurde auch der Hamburger Kunst- und Kulturwissenschaftler Aby Warburg (1866–1929) rehabilitiert. Er war Begründer der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, die sich bis 1933 in Hamburg befand und dann aufgrund der nationalsozialistischen Politik und Verfolgung nach London emigrieren musste.
Gängige Narrative revidiert
„Kunst um 1800“ war zugleich ein Forschungsprojekt von Prof. Dr. Petra Lange-Berndt vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg zusammen mit Prof. Dr. Dietmar Rübel von der Akademie der Bildenden Künste München und dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, Dr. Alexander Klar. Ziel war, das Medium „Ausstellung“ aus den Perspektiven von Universität, Kunstakademie und Museum zu analysieren und herauszuarbeiten, welche praktisch-wissenschaftlichen Instrumente die Schau „Kunst um 1800“ bereitstellt und welche Relevanz der Zyklus für die Gegenwart besitzt.
„Die Ausstellung wirkt noch heute nach, weil sie damals gängige Narrative der europäischen Kunstgeschichte revidierte“, so Prof. Lange-Berndt. „Sie war Forschungsprojekt, Ausstellungsexperiment, Feier der Bildkünste und politische Stellungnahme zugleich.“
Vortrag und Diskussion
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts liegen nun in einer Publikation vor, die am 1. Februar 2024 um 19 Uhr im Rahmen der Sonderausstellung „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“ in der Hamburger Kunsthalle im Werner-Otto-Saal vorgestellt wird.
Nach einem einleitenden Vortrag von Prof. Lange-Berndt und Prof. Rübel findet eine Podiumsdiskussion mit dem Kunstkritiker Laszlo Glozer sowie dem Kurator der aktuellen Caspar-David Friedrich-Ausstellung Markus Bertsch statt. Die Diskussion wird moderiert von Isabelle Lindermann von der Kunstakademie Wien, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Forschungsprojekt mitgewirkt hat. Die Teilnahme ist kostenfrei.