Kooperation mit süddeutschen Hochschulen und BlindeninstitutsstiftungNeues Forschungsprojekt zur Situation hör- und sehbehinderter Menschen in Einrichtungen der Behindertenhilfe
8. Februar 2022, von Bente Gießelmann
Foto: pixabay/PublicDomainPictures
Menschen mit geistiger oder komplexer Behinderung, die zusätzlich hör- oder sehbehindert sind, benötigen spezielle Unterstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ein neues, vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördertes Kooperationsprojekt, nimmt die gegenwärtigen Bedingungen in Einrichtungen sowie Ansatzpunkte für Veränderungen in den Blick.
Im Mittelpunkt des Projekts „Sehen und Hören: Studie zur Verbesserung der Diagnose und Förderung von Auffälligkeiten im Sehen und Hören bei Menschen mit geistiger bzw. komplexer Beeinträchtigung in Bayern“ (SuHB) steht die Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe von erwachsenen Personen mit geistiger bzw. komplexer Behinderung und zusätzlichen Sinnesbeeinträchtigungen im Sinne der Inklusion. Die erarbeiteten Handreichungen werden dabei direkt im Rahmen von Praxiskooperationen erprobt werden.
Dabei soll zunächst ein genaues Bild der gegenwärtigen Situation erstellt werden: Angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaft nimmt auch das Alter der Menschen in den Pflegeeinrichtungen zu. Um am Leben teilhaben zu können, sind die betroffenen Personen auf spezifische Hilfsmittel wie Brillen, Lupen und/oder Hörgeräte angewiesen. Diagnostische Prozesse und Versorgungsprozesse sind allerdings mitunter erschwert – beispielsweise durch fehlende Kommunikationsmöglichkeiten zwischen betroffener Person und Arzt, mangelndes Wissen im Umgang mit den betroffenen Personen oder individuelle Ängste aufgrund zahlreicher Arztbesuche.
Barrierefreie Gestaltung des Lebensumfeldes
Doch nicht nur die Versorgung mit Hilfsmitteln wie Lupen oder Hörgeräten, sondern auch die Gestaltung des Lebensumfelds spielt eine wesentliche Rolle bei der täglichen Teilhabe. Im Forschungsprojekt, bei dem erstmals Fachbereiche zu den Schwerpunkten Sehen und Hören kooperieren, soll daher ein Analysebogen entwickelt werden, der Fachkräften hilft, das alltägliche Umfeld der Betroffenen genauer zu verstehen und Ansatzpunkte für Veränderungen zu finden.
Wie werden zum Beispiel Assistenzsituationen gestaltet, um die betroffenen Personen einzubeziehen, zum Beispiel bei der Auswahl der Kleidung? Werden Abläufe nach dem Zwei-Sinne-Prinzip angekündigt, also mit einem Angebot, das fehlendes Seh- oder Hörvermögen ersetzen kann? Oder liegt etwa der Essensplan lediglich aus oder gibt es auch die Möglichkeit, ihn sich vorlesen zu lassen?
Förderung für drei Jahre
Am Kooperationsprojekt beteiligt sind die Universität Hamburg, die Pädagogische Hochschule Heidelberg, die Ludwig-Maximilians-Universität München sowie die Blindeninstitutsstiftung Würzburg. Das Hamburger Teilprojekt wird von Prof. Dr. Sven Degenhardt und Dr. Marie-Luise Schütt geleitet und von Frau Dr. Stefanie Holzapfel als wissenschaftliche Mitarbeiterin unterstützt. Die Forschung wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit einer Summe von ca. 420.000 Euro gefördert und läuft drei Jahre.