IceAGE3-ExpeditionFaszinierende Bilder und Forschungsobjekte aus der Tiefsee
19. August 2020, von Mareen Gerisch / Anna Priebe
„Das war sehr bewegend – ich hatte Tränen in den Augen“, beschreibt Dr. Anne-Nina Lörz, Tiefseeforscherin am Centrum für Naturkunde (CeNak), den Moment, als die „Klaren Raucher“ auftauchten. Diese ersten Bilder von bislang unbekannten heißen Quellen am Meeresboden vor Island waren nur einer der Höhepunkte der IceAGE3-Expedition in den Nordatlantik. Ein Rückblick in Bildern.
„Icelandic Animals Genetic and Evolution“ (IceAGE) ist ein multidisziplinäres Programm unter Leitung des Deutschen Zentrums für Marine Biodiversität (DZMB) Senckenberg in Hamburg. Rund einen Monat waren Dr. Anne-Nina Lörz und Dr. Nancy Mercado Salas vom CeNak auf dem Forschungsschiff „Sonne“ unterwegs. An Bord und auch zurück in Hamburg konzentriert Lörz sich auf ihr Schwerpunktgebiet: die Analyse winziger Flohkrebse (Amphipoden), deren Verbreitung möglicherweise klimatische Veränderungen in der Tiefsee widerspiegelt.
Zwischen steilen Unterwasser-Gebirgen, auf weiten Ebenen, in den tiefsten Gräben, auf Kaltwasserkorallen und Schwämmen des Nordatlantiks wurden eine Vielzahl der kleinen, sehr diversen Flohkrebse entdeckt und gefangen. Amphipoden machen als Futter für Fische und Wale einen wesentlichen Teil des marinen Nahrungsnetzes aus. Veränderungen ihrer Vielfalt und Ökosysteme haben unmittelbaren Einfluss auf den gesamten Lebenskreislauf im Meer.
Erweiterung der Sammlung
In dem über sechs Jahre laufenden Projekt „IceAGE-Amphipoda“ untersucht Anne-Nina Lörz seit 2018 im Kern die Frage: Welche Auswirkungen haben klimatische Veränderungen oder menschliche Einflüsse auf die Artenvielfalt im Ozean um Island und welche Folgen hat dies letztlich für uns? Im Zentrum ihrer Untersuchungen stehen dabei die Flohkrebse, zu denen sie vor einem Jahr ihre Habilitation vorgelegt hat. Auf der IceAGE3-Expedition trug sie wesentlich dazu bei, dass Hunderte von Krebstierexemplaren in die Crustacea-Sammlung des CeNak eingegliedert werden sowie für weitere molekulare Arbeiten geeignet fixiert werden können. Damit bilden sie die Basis für wichtige Vergleichsanalysen.
„Für mich ist es immer wieder sehr aufregend, auf Fahrt zu gehen“, blickt Anne-Nina Lörz zurück. „Alle beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten mit großer Leidenschaft für ein gemeinsames Ziel. Wir tragen unsere Erkenntnisse aus den verschiedenen Forschungsrichtungen zusammen und werten sie aus. Und wenn wir dann gemeinsam solch aufregende Dinge wie die Raucher entdecken, sind das unvergessliche Momente im Wissenschaftlerleben.“
Erste Eindrücke der Expedition finden Sie in der Bildergalerie. Einen ausführlichen Bericht mit weiteren Fotos und Schilderungen weiterer CeNak-Wissenschaftlerinnen gibt es auf der Webseite des Centrums für Naturkunde.
Über die Forschungsschiffe SONNE, METEOR und MARIA S. MERIAN
Die Universität Hamburg ist Betreiberin dreier im weltweiten Einsatz befindlicher deutscher Forschungsschiffe. Die SONNE und die METEOR sind Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die MARIA S. MERIAN gehört dem Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten. Die an der Universität angesiedelte Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe ist für den operativen Betrieb der Schiffe verantwortlich sowie für die wissenschaftlich-technische, logistische und finanzielle Organisation aller Expeditionen.