Ruderfußkrebse und ihre Rolle im System des LebensCeNak-Wissenschaftlerinnen zu IceAGE-Expedition aufgebrochen
22. Juni 2020, von Anna Priebe / Mareen Gerisch
Am 22. Juni sind Dr. Nancy Mercado Salas und Anne-Nina Lörz mit dem Expeditionsschiff „Sonne“ in See gestochen. Das Ziel der Wissenschaftlerinnen vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg ist es, den Einfluss des Klimawandels auf die Biodiversität am Meeresgrund der Tiefsee bei Island zu untersuchen. Eine Forschungsfahrt mit besonderen Herausforderungen.
Konkret geht es Nancy Mercado Salas um die sogenannte Meiofauna, also Lebensgemeinschaften winziger, im Sand lebender Organismen wie Ruderfußkrebse. Ihre Kollegin Anne-Nina Lörz erforscht die Macrofauna. Gemeinsam mit anderen Forschenden des internationalen „IceAGE Program“ untersuchen sie den Einfluss des Klimawandels auf die Biodiversität in der Tiefsee.
Geografischer Fokus des IceAGE Program (Icelandic marine Animals: Genetics and Ecology) sind Meeresgebiete im nördlichen Atlantik. Diese Region mit Wassertiefen von 300 bis 3.000 Metern und einer großen Temperaturspanne sind besonders empfindlich für Temperaturveränderungen. „Die Untersuchung und Beobachtung von Leben in diesen Gebieten helfen uns zu verstehen, wie Lebensgemeinschaften im Meer auf den Klimawandel reagieren“, so Nancy Mercado Salas, die seit dem 1. Februar 2020 die Abteilung Crustacea am Centrum für Naturkunde (CeNak) leitet.
Forschungsarbeit an Bord
Während der gut einmonatigen Expedition mit der „Sonne“ sammelt Nancy Mercado Salas zusammen mit ihrem Team Sedimentproben, um die darin lebenden Krebstiere zu analysieren. Viele Proben können direkt an Bord in den gut ausgestatteten Mikroskopie- und Genlabors untersucht und präpariert werden, bevor sie schließlich ihren Platz in der Sammlung des CeNak finden.
Vieles verläuft dabei in Zeiten der Corona-Krise anders als geplant. Nach zwei Wochen in Quarantäne musste Nancy Mercado Salas sich vier Tage vor Expeditionsstart in Einzelisolation begeben. Nur nach einem negativen Corona-Testergebnis dürfen die Forschenden an Bord. Das wird nicht – wie ursprünglich geplant – die „Meteor“ sein, sondern das größere Expeditionsschiff „Sonne“. Die startet von einem deutschen Hafen aus – und nicht, wie sonst üblich, von dem Hafen, der dem Forschungsort am nächsten liegt. Auch Zwischenstopps mit Besuch an Land sind ausgeschlossen. Nancy Mercado Salas: „Wir bleiben weitgehend in unseren Räumen. Vieles wird anders verlaufen, aber ich freue mich auf die Forschung vor Ort und auf die Fauna im Meer.“
Wissenschaftliche Faszination für die Basis des Tiefseelebens
Die Faszination für Ruderfußkrebse und ihre Verwandtschaftsbeziehungen prägen die Wissenschaftskarriere der gebürtigen Mexikanerin: „Ich mag diese kleinen Tiere. Sie sind toll! Sie bilden die Basis des Tiefseelebens, und wenn sich für sie etwas verändert, hat das unmittelbaren Einfluss auf die anderen Meerestiere.“ Mit ihrer Artenkenntnis und ihrer Erfahrung im Bio-Monitoring wird Nancy Mercado Salas regelmäßig für Bestandsaufnahmen in internationalen Gewässern hinzugezogen, zum Beispiel im Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii.
Wie die Forschung von Nancy Mercado Salas zum Schutz der Meere beiträgt und welche Bedeutung die wissenschaftliche Sammlung für ihre Arbeit hat, erfahren Sie in einer ausführlichen Meldung auf der Webseite des CeNak.
Über die Forschungsschiffe SONNE, METEOR und MARIA S. MERIAN
Die Universität Hamburg ist Betreiberin dreier im weltweiten Einsatz befindlicher deutscher Forschungsschiffe. Die SONNE und die METEOR sind Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die MARIA S. MERIAN gehört dem Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten. Die an der Universität angesiedelte Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe ist für den operativen Betrieb der Schiffe verantwortlich sowie für die wissenschaftlich-technische, logistische und finanzielle Organisation aller Expeditionen.