Förderung für 16 Projekte der Universität HamburgFast 30 Millionen Euro für innovative Forschung
28. Januar 2020, von Hendrik Tieke
Foto: UHH/Denstorf
Ob es um den Kampf gegen gefährliche Krankheiten geht, die Auswertung riesiger Datenmengen oder die Erforschung von Zeitwahrnehmung in Kriegen: Die Stadt Hamburg fördert 16 neue Forschungsprojekte, an denen die Universität federführend oder maßgeblich beteiligt ist.
Insgesamt werden die Vorhaben mit fast 30 Millionen Euro unterstützt. Die Mittel stammen aus zwei Bereichen der Landesforschungsförderung der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG).
Der erste Bereich heißt „Hamburg X“, mit dem die Stadt größeren wissenschaftlichen Projekten einmalig je rund vier Millionen Euro zur Verfügung stellt. Eines der damit geförderten Projekte der Universität Hamburg trägt den Titel „Infektionskontrolle: Struktur und Dynamik von Infektionsprozessen“.
Hamburg als europäisches Zentrum der Infektionsforschung
„Wir wollen Hamburg zu einem europäischen Zentrum der Infektionsforschung machen“, sagt der Sprecher des Projektes, Prof. Dr. Chris Meier vom Fachbereich Chemie der Universität Hamburg. „Mit den Fördergeldern wollen wir Forschungsvorhaben finanzieren, die untersuchen, wie Infektionskrankheiten entstehen, wie sie sich verbreiten und wie man sie verhindern kann.“
Dabei soll auch Fragen nachgegangen werden, auf die Fächer jenseits der Naturwissenschaften und Medizin Antworten geben, etwa: Wie sollte die Politik im Fall eines Seuchenausbruches kommunizieren? Oder: Wie lässt sich die Bevölkerung betroffener Regionen schnell und bezahlbar versorgen? Beteiligt an dem Projekt sind außerdem das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und das Leibnitz-Institut für experimentelle Virologie.
Forschung mit riesigen Datenmengen
Ein weiteres durch „Hamburg X" gefördertes Projekt der Universität Hamburg ist das „Center for Data and Computing in Natural Science (CDCS)". Es wurde gemeinsam mit dem Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) und der Technischen Universität Hamburg konzipiert und soll Teil der geplanten Science City Bahrenfeld werden.
„Heute entstehen in Experimenten und Simulationen riesige Datenmengen, beispielsweise an Röntgenlichtquellen, Teilchenbeschleunigern, Radioteleskopen, aber auch Elektronenmikroskopen. Deren Analyse stellt eine große Herausforderung dar, die nur durch das Zusammenspiel mathematischer, informatischer und naturwissenschaftlicher Forschung angegangen werden kann“, erklärt Prof. Dr. Matthias Rarey vom Zentrum für Bioinformatik der Universität Hamburg, der Sprecher des Projekts. „Wir werden eine Infrastruktur und attraktive Arbeitsplätze für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler schaffen, die an der Schnittstelle von Informatik und Naturwissenschaften forschen“, so Rarey.
Das Projekt dient dem Aufbau interdisziplinärer Data-Science Labs (CDLs) in den Gebieten Astro- und Teilchenphysik, Photon Science, Systembiologie und Physical Engineering. Diese werden durch eine Zentraleinheit in der Informatik unterstützt und vernetzt. Neben der im letzten Jahr etablierten Helmholtz-Graduiertenschule DASHH im Bereich Data Science ist das CDCS ein zentraler Baustein der Digitalisierungsstrategie für die Science City Bahrenfeld.
Bei beiden Projekten ist die Universität Hamburg federführend. Am ebenfalls durch „Hamburg X“ geförderten „Center for Integrated Multiscale Material Systems“ (CIMMS) der Technischen Universität sind Forschende der Universität Hamburg beteiligt. Dort werden unter anderem neue 3D-Druck-Verfahren entwickelt.
Regelmäßige Förderung für vielversprechende Wissenschaft
Der zweite Bereich der Landesforschungsförderung sind die regulären Mittel dieses Programms. Damit werden in regelmäßigen Abständen besonders vielversprechende Vorhaben an Hamburger Hochschulen finanziert. In dieser Förderrunde unterstützt die Stadt 13 Projekte der Universität Hamburg, jeweils mit Summen zwischen einer und 1,8 Millionen Euro (eine Übersicht findet sich im Infokasten).
Die Gelder dienen als Anschubfinanzierung für größere Verbundprojekte, also etwa Sonderforschungsbereiche, Forschungsgruppen oder Graduiertenkollegs. Über eine Laufzeit von bis zu 3,5 Jahren sollen die 13 Initiativen die Möglichkeit erhalten, gemeinsam mit Kooperationspartnern zu einem bestimmten Thema zu forschen – worauf anschließend ein größeres Forschungsprojekt aufbauen kann.
Das sind die von der Landesforschungsförderung finanzierten Projekte
Mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dem Heinrich-Pette-Institut (Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie) und dem Bernhard-Nocht-Institut:
- Leber und Autoimmunität
- Mechanismen der Zellkommunikation während einer Infektion
- Pregnancy-acquired health and disease in mother and child
- Zelluläre Mechanismen von Infektionen
Mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dem Heinrich-Pette-Institut (Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie) und dem Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie:
- Interaktionen zwischen Stoffwechsel und Entzündungsprozessen: Molekulare und zelluläre Signale in Organen und Organoiden
Mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und dem Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie:
- Mechanismen zur Regulation von Erregung und Hemmung im Lernenden und Erkrankten Gehirn
Mit dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH), dem German Institute of Global and Area Studies (GIGA), und der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr:
- Democratizing Security in Turbulent Times
Mit der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden:
- Gewalt-Zeiten. Temporalitäten in Gewaltunternehmungen
Mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr:
- Sorge-Transformationen – ein Forschungsverbund für interdisziplinäre Carearbeitsforschung
Mit dem Leibniz-Institut für Medienforschung │Hans-Bredow-Institut (HBI) und dem Institut für technische Bildung und Hochschuldidaktik der TU Hamburg:
- Das Recht und seine Lehre in der digitalen Transformation
Mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) und der Technischen Universität Hamburg:
- Kontrolle der besonderen Eigenschaften von Wasser in Nanoporen
Mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Technischen Universität Hamburg und dem Forschungsinstitut Kinderkrebs Zentrum Hamburg:
- Innovative Technologien in der Krebsdiagnostik und -therapie
Mit der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr und der Medical School Hamburg:
- Veränderungsmechanismen in Dynamischen Sozialen Interaktionen