Wale im Südpolarmeer – eine Expedition
24. April 2019, von Felix Willeke
Foto: vdl
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind am 13. April 2019 zu einer Fahrt ins Südpolarmeer aufgebrochen. Mit dabei ist auch ein Team der Universität Hamburg. Projektleiterin Dr. Helena Herr vom Centrum für Naturkunde (CeNak) berichtet über die spannende Expedition.
Was sind Ihre Aufgaben auf dem Forschungsschiff Polarstern im Südpolarmeer?
Wir beschäftigen uns mit der Erfassung von Walen um Südgeorgien und die South Sandwich Islands. Dabei liegt unser Hauptaugenmerk auf den Finnwalen. Denn zurzeit laufen zu dieser Art drei Projekte am CeNak: Diese beschäftigen sich mit der Verbreitung von Bartenwalen und Krill, sowie mit dem Populationsstatus und der Ökologie der Finnwale der südlichen Hemisphäre, im Speziellen an der Westantarktischen Halbinsel. Dabei untersuchen wir unter anderem in wie weit sich die Population seit der Beendigiung des kommerziellen Walfangs erholt hat.
Unser dreiköpfiges CeNak Team an Bord der Polarstern, wird unter der Teamleitung von meinem langjährigen Kollegen Sacha Viquerat (CeNak) mit den bordeigenen Helikoptern des Schiffes Zählflüge im Untersuchungsgebiet durchführen, sowie auch schiffsbasierte Erfassungen von Walen durchführen.
Insgesamt laufen während der Expedition eine Reihe von Projekten verschiedener Forschungseinrichtungen. Insgesamt sind rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord. Es gibt ein Hauptprojekt an Bord, wir sind quasi Nebennutzer.
Wieso ist das Gebiet im südlichen Polarmeer für Sie von so großem Interesse?
Das Südpolarmeer ist das Hauptnahrungsgebiet für viele Walarten der Südlichen Hemisphere. Bevor die Menschen kommerziellen Walfang betrieben, fanden sich hier besonders viele Tiere, und auch heute noch ziehen Wale in großer Zahl in den Süden, um zu fressen. Das Südpolarmeer ist ein ökologisch einzigartiges Gebiet, der Antarktische Krill ermöglicht es, dass besonders viele Tiere hier leben können. Das geht von den großen Kolonien der Pelzrobben und See-Elefanten, verschiedenen Pinguinarten bis hin zu den großen Bartenwalarten. Im Zeichen des Klimawandels gehört das Südpolarmeer zu den bedrohten Lebensräumen.
Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich von der Expedition?
Wir untersuchen das Gebiet um Südgeorgien und die South Sandwich Islands im Hinblick auf die Bartenwale zum ersten Mal mit Zählflügen und erhoffen uns Erkenntnisse zu der räumlichen Verteilung und Zahl der Tiere. In den umliegenden Gebieten, die wir auf vorangegangenen Expeditionen untersucht haben, haben wir große Ansammlungen von Finnwalen beim Fressen angetroffen Uns interessiert, ob eine so hohe Tierdichte auch in unserem neuen Untersuchungsgebiet anzutreffen ist
Ein zweiter Aspekt ist der Klimawandel, der sich in dieser Region dadurch bemerkbar macht, dass es durch die höheren Temperaturen weniger Meereis gibt. Dieses nutzt der Krill allerdings zum Überwintern und als Nahrungsspeicher. Wenn weniger Eis vorhanden ist, gibt es mutmaßlich auch weniger Krill und damit steht den von uns untersuchten großen Bartenwalarten weniger Nahrung zur Verfügung. Wir wollen wissen, wie sich auch eine solche Veränderung auf die Population und den allgemeinen Zustand von großen Bartenwalarten auswirkt. Dafür untersuchen wir die Verbreitung von Walen in Bezug zur Verbreitung von Krill.
Informationen zum Hauptprojekt
Das Hauptprojekt der Polarstern-Expedition PS119 beschäftigt sich mit "Heißen" und möglichen "Kalten Quellen" der Sandwich Mikroplatte – einer tektonischen Platte im Südpolarmeer. Zum ersten Mal sollen diese Quellen mit Hilfe des Tauchroboters MARUM QUEST untersucht werden. Das Hauptprojekt, wie auch die gesamte Fahrt, wird von Prof. Dr. Gerhard Bohrmann vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen geleitet. Die Expedition ist am 13. April 2019 gestartet, die Rückkehr der Forscherinnen und Forscher ist für den 31. Mai 2019 geplant. Mehr Informationen finden sie in der Pressemitteilung vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften.