Einsatzwille und UnterwasservulkaneDie FS METEOR auf Forschungsfahrt
16. Januar 2019, von Anna Priebe
Foto: UHH
Neun Studierende, sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ein Schiff: Seit dem 2. Januar ist ein Forschungsteam der Universität Hamburg mit der FS METEOR unterwegs. Von Gran Canaria ging es Anfang des Jahres vor die Westküste Afrikas. Ein Zwischenbericht von Fahrtleiter Prof. Dr. Christian Hübscher vom Institut für Geophysik.
Wo sind Sie gerade?
Wir arbeiten mit dem Forschungsschiff METEOR etwa 500 Kilometer westlich der Küste Sierra Leones im äquatorialen Atlantik. Unsere Arbeitsgebiete liegen im Bereich der sogenannten Bathymetrists Seeberge – das sind 500 Kilometer lange Ketten von Unterwasservulkanen. Wir haben den ersten Vulkan bereits vermessen. Er liegt in 4.500 Meter Tiefe, ist 4.300 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 60 Kilometern, ist also deutlich größer als zum Beispiel der größte aktive Vulkan Europas, der Ätna.
Was soll auf der Expedition erforscht werden?
Uns interessiert der gesamte Lebenszyklus der Vulkane. Die Lage und die Abmessungen der Bathymetrists Seeberge passen nicht in die bekannten Modelle, mit denen in Lehrbüchern Unterwasservulkanismus erklärt wird. Warum sind sie überhaupt in dieser Region entstanden und wie haben sie sich gebildet?
Zudem sind Vulkane fragile geologische Strukturen. Wenn sie zerfallen, können die Rutschungen unter Umständen Tsunamis auslösen. Wir haben zahlreiche Hinweise darauf, dass auch die Vulkane in unserem Arbeitsgebiet zerfallen. Wir fragen uns, was die Ursachen sind und welches Risiko daraus resultiert?
Für unsere Forschung nutzen wir den umfangreichen see-geophysikalischen Instrumentenbestand des Instituts, der zumindest EU-weit für eine Universität einmalig ist.
Welche besonderen Herausforderungen bringt die Untersuchung mit sich?
Wir arbeiten wochenlang rund um die Uhr und sieben Tage die Woche. Das ist nicht nur eine Belastung für die Geräte, die über den Meeresboden geschleppt werden, sondern auch für das Team.
An Bord sind auch viele Studierende. Wie haben Sie die Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt?
Alle Studierenden des BSc-Studiengangs Geophysik/Ozeanografie mit der Vertiefungsrichtung Geophysik fahren mit mir am Ende des 4. Semesters ein bis zwei Wochen im Rahmen eines see-geophysikalischen Praktikums zur See. Teamgeist, Ausdauer, Einsatzbereitschaft und ständige Aufmerksamkeit sind notwendige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Messfahrt und somit für eine Einladung zu einer Forschungsreise wie dieser.
Was ist ihre Aufgabe? Geht es zum Beispiel um konkrete Bachelor- und Masterarbeiten?
Bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben unterscheiden wir nicht zwischen Studierenden und Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern. Alle helfen, die Geräte vorzubereiten, begleiten die Messungen und unterstützen die Auswertung der Daten. Einige der MSc-Studierenden haben schon an vielen Messfahrten teilgenommen. Diese leiten die Jüngeren sowohl bei den Arbeiten auf dem Arbeitsdeck als auch bei der Datenbearbeitung in den Rechnerräumen an. So können sie sich bereits während des Studiums in partnerschaftlicher Menschenführung erproben. Nach der Rückkehr können die Studierenden auf Wunsch im Rahmen von Qualifikationsarbeiten die Daten auswerten. Aufbauend auf den Ergebnissen wird dann ein Antrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft ausgearbeitet, mit dem Ziel, Förderung für eine Doktorandenstelle zu bekommen.
Was war bisher das Highlight der Expedition?
Die Studentinnen und die Studenten! Deren Einsatzwille und Professionalität begeistern mich. Nicht nur ihre technisch-wissenschaftliche Entwicklung ist enorm, sondern auch die der sozialen, persönlichen und methodischen Kompetenzen.
„FS METEOR“
Das Forschungsschiff „METEOR“ ist knapp 98 Meter lang, 16 Meter breit und mit 12 Knoten – also 12 Seemeilen (=1852 Meter) pro Stunde – unterwegs. In den 32 Jahren ihres Einsatzes für die Wissenschaft hat sie bereits rund 1,5 Millionen Seemeilen zurückgelegt. Sie hat 20 Labore und technische Ausrüstung, um zum Beispiel Proben aus der Luft, der Wassersäule und dem Meeresboden zu entnehmen und zu untersuchen. Neben den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist eine rund 30-köpfige Crew an Bord.
Koordiniert wird die FS METEOR von der „Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe“ der Universität Hamburg – im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Neben der METEOR betreut die Leitstelle derzeit auch die im weltweiten Einsatz befindlichen Forschungsschiffe FS MARIA S. MERIAN und FS SONNE.
Ein Video von Bord finden Sie hier.