3 Fragen an ... Prof. Dr. Dr. Lydia Mechtenberg und Dr. Felix RothForschungsgelder für die WiSo-Fakultät bewilligt
22. November 2018, von Felix Willeke
Foto: UHH/Wohlfahrt
Zwei Projekte, an denen die Universität Hamburg beteiligt ist, werden zukünftig im Rahmen des Horizon 2020 Arbeitsprogramms der Europäischen Union (EU) gefördert. Woran genau geforscht wird, haben wir Prof. Dr. Dr.Lydia Mechtenberg und Dr. Felix Roth gefragt.
Prof. Dr. Dr. Lydia Mechtenberg und DEMOS
Die Volkswirtin Prof. Dr. Dr. Lydia Mechtenberg ist mit einem Teilprojekt an DEMOS (Demokratische Wirksamkeit und die Vielfalt des Populismus in Europa) beteiligt und erhält für ihre Forschung 382.625 Euro. Sie beschäftigt sich dabei mit dem Populismus in Europa.
Frau Prof. Mechtenberg, inwiefern ist die Universität Hamburg am Projekt DEMOS beteiligt und was ist der Schwerpunkt in dem Projekt?
Die Universität Hamburg ist mit der zweitgrößten Fördersumme an dem Projekt beteiligt – federführend ist die Ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest. Ich untersuche im Rahmen des Projekts, wie sich die Kommunikation innerhalb einer Gruppe zum Zweck der Sammlung von Informationen und der gemeinsamen Entscheidungsfindung auf politische und ökonomische Einstellungen und Entscheidungen auswirkt, und wie umgekehrt politische und ökonomische Einstellungen das Verhalten in diesen Prozessen beeinflussen. Diese Entscheidungsfindung durch Kommunikation wird als Deliberation bezeichnet. Ein Beispiel dafür ist die Parlamentsdebatte. Im Fokus meiner Forschung steht aber eher die online-Deliberation: Politische Fragen werden in den sozialen Netzwerken diskutiert, mit allem, was das an Positivem und Negativem mit sich bringt.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Volkswirtschaftlerin in dem Projekt?
Als Volkswirtin wende ich volkswirtschaftliche Methoden wie Spieltheorie und Experimente auf eine interdisziplinäre Fragestellung an, die sowohl ökonomische als auch politikwissenschaftliche, soziologische und psychologische Aspekte beinhaltet.
Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich für Ihre eigene Forschung und allgemein?
Mein eigener Forschungsschwerpunkt ist die politische Ökonomie, in der zunehmend theoretische und empirische Arbeiten zu Vor- und Nachteilen der Deliberation publiziert werden. Ich möchte Erkenntnisse zu der Fragestellung beitragen, ob und wie Deliberation zwischen jungen Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern mit sehr unterschiedlicher politischer Kultur dazu führen kann, kulturübergreifend kollektive Entscheidungen mit hoher Legitimität zu treffen.
Dr. Felix Roth und GLOBALINTO
Der Volkswirtschaftswissenschaftler Dr. Felix Roth konnte 404.436 Euro für seine Mitarbeit an GLOBALINTO (Erfassung des Wertes immaterieller Vermögenswerte in Mikrodaten zur Förderung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der EU) einwerben. Im Rahmen seines Teilprojektes untersucht er bspw. den Wert von computerisierten Informationen, innovationsbezogenem Wissen und Unternehmenskompetenzen – also immateriellen Vermögenswerten – und wie sich diese auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Wirtschaftszweige der EU Mitgliedstaaten auswirkt.
Herr Dr. Roth, inwiefern ist die Universität Hamburg am Projekt GLOBALINTO beteiligt und was ist der Schwerpunkt in dem Projekt?
Für die Universität Hamburg leite ich das Makro Arbeitspaket des GLOBALINTO Projektes. Im Rahmen dieses Arbeitspaketes wird unter Zuhilfenahme von EU-weiten Wirtschaftszweig- und Länderdaten die Beziehung zwischen Investitionen in immaterielles Kapital – also Investitionen in computerisierte Informationen, innovationsbezogenes Wissen sowie Unternehmenskompetenzen – und Arbeitsproduktivitätswachstum untersucht. Hinzu kommt u. a. die Untersuchung der Investitionen von privatwirtschaftlichen Unternehmen in eben jenes immaterielle Kapital am Fallbeispiel Deutschlands.
Federführend betreut Prof. Hannu Piekkola von der Universität Vaasa in Finnland das Projekt. Neben der Universität Hamburg sind beispielsweise auch das Statistisches Bundesamt Norwegens, die Universität Manchester, die Universität Paris-Süd oder die Nationale Technische Universität Athen in Griechenland beteiligt.
Inwieweit sind denn immaterielle Vermögenswerte für Unternehmen wichtig?
Aktuelle Forschungsergebnisse für die USA zeigen, dass Investitionen privatwirtschaftlicher Unternehmen in immaterielles Kapital wichtiger geworden sind als Investitionen in materielles Kapital. Meine Forschungsergebnisse für Europa belegen, dass in einigen europäischen Volkswirtschaften privatwirtschaftliche Unternehmen fast gleich viel in immaterielles Kapital wie materielles Kapital investieren. Was aber noch wichtiger scheint: Das Wachstum der immateriellen Kapitaldienstleistung wird zur Hauptquelle von Arbeitsproduktivitätswachstum in Europäischen Volkswirtschaften.
Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich für Ihre eigene Forschung und allgemein?
Für meine eigene Forschung erhoffe ich mir die Vertiefung und Erhärtung meiner empirischen Befunde, dass das Wachstum von immateriellen Kapitaldienstleistungen zur dominanten Quelle von Arbeitsproduktivitätswachstum in Europäischen Volkswirtschaften wird.
Für das GLOBALINTO Projekt im Generellen erhoffe ich mir, dass ein Konzept zur Messung von Investitionen in immaterielles Kapital in enger Kooperation mit dem Statistikamt der EU Eurostat und den nationalen statistischen Ämtern entwickelt werden kann. Damit wäre nicht nur der zukünftigen akademischen Forschung geholfen, sondern Wachstumstrends der Arbeitsproduktivität könnten dann seitens der Europäischen Kommission besser analysiert werden.
Weitere Informationenzu DEMOS
Projektname: „DEMOS: Democratic Efficacy and the Varieties of Populism in Europe“ („Demokratische Wirksamkeit und die Vielfalt des Populismus in Europa “)
Fördersumme: 382.625 €
Wer ist beteiligt? Insgesamt sind 15 Institutionen, u.a. die Ungarische Akademie der Wissenschaften (federführend), die Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne oder auch die Kaledonische Universität Glasgow an dem Projekt beteiligt. Den Projektteil an der Universität Hamburg leitet Prof. Lydia Mechtenberg.
EU-Förderlinie: Das Projekt wird im Rahmen des Horizon 2020 Arbeitsprogramms „Addressing populism and boosting civic and democratic engagement“ („Bekämpfung des Populismus und Förderung des bürgerschaftlichen und demokratischen Engagements“), mit der Auschreibungsindentifikationsnummer GOVERNANCE-03-2018 und Abgabefrist vom 13. März 2018, gefördert.
Weitere Informationenzu GLOBALINTO
Projektname: „GLOBALINTO: Capturing the value of intangible assets in micro data to promote the EU's growth and competitiveness” („Erfassung des Wertes immaterieller Vermögenswerte in Mikrodaten zur Förderung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der EU “)
Fördersumme: 404.436 €
Wer ist beteiligt? Insgesamt sind acht Institutionen, u.a. Universität Vaasa in Finnland (federführend), die Universität Paris-Süd, die Universität Manchester, die Nationale Technische Universität Athen in Griechenland oder auch das Statistische Bundesamt Norwegens an dem Projekt beteiligt. Den Projektteil an der Universität Hamburg leitet Dr. Felix Roth.
EU-Förderlinie: Das Projekt wird im Rahmen des Horizon 2020 Arbeitsprogramms „Europe in a changing world – Inclusive, innovative and reflective societies“ („Europa in einer sich wandelnden Welt - integrative, innovative und reflektierende Gesellschaften“), mit der Auschreibungsindentifikationsnummer TRANSFORMATIONS-14-2018 und Abgabefrist vom 13. März 2018, gefördert.