Citizen Science und das Centrum für Naturkunde:Bestandsaufnahme zur Lage der Insekten in Hamburg
17. Oktober 2018, von Mareen Gerisch
Hauhechel-Bläuling, Sechsfleck-Widderchen und Gefleckte Keulenschrecke – sie alle haben sich auf dem Gelände der ehemaligen und mittlerweile renaturierten Deponie „Energieberg Georgswerder“ in Wilhelmsburg angesiedelt. Doch wie ist es konkret um die Insektenvielfalt in Hamburg bestellt? Ein beispielhaftes Projekt soll Fakten zur Erforschung des Biodiversitätswandels im urbanen Raum liefern.
Dazu leeren seit April 2018 Mitglieder des Vereins „Neuntöter e.V. – Verein für Forschung und Vielfalt“ jeden Montag zwei sogenannte Malaisefallen auf dem Energieberg, wiegen die erfassten Insekten und übergeben die Belegexemplare anschließend an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg. Hier werden die Tiere nach wissenschaftlichen Kriterien konserviert, bestimmt und archiviert sowie für weitere Untersuchungen genutzt. Die Hamburger Behörde für Umwelt und Energie (BUE) unterstützt dieses langfristige, systematische Insektenmonitoring. Die Daten sollen vergleichenden Analysen dienen, die für Maßnahmen zum Erhalt der einheimischen Tierwelt herangezogen werden können.
Mehr als 30.000 Insektenarten in Deutschland
„Ich freue mich sehr über dieses Aktionsbündnis aus Wissenschaft, Verwaltung und Bürgern“, kommentiert CeNak-Direktor Prof. Dr. Matthias Glaubrecht das Projekt. „Es fehlt an umfassenden Studien, die uns verlässliche Daten zu den immer häufiger zu beobachtenden Bestandsrückgängen in der Tierwelt geben. Die kontinuierlichen Erhebungen auf dem Energieberg helfen uns, die Ursachen dieses Wandels der Artenvielfalt zu verstehen und der Politik Fakten für mögliche Schutzmaßnahmen zu liefern.“
Die Biomasse der Insekten ist in vielen Gebieten Deutschlands in den vergangenen Jahrzehnten massiv zurückgegangen, teilweise um bis zu 75 Prozent. In Deutschland sind ca. 33.000 Insektenarten beheimatet – jede dieser Arten erfüllt eine spezifische und wichtige ökologische Funktion. „Der zu beobachtende massive Rückgang ist daher äußerst alarmierend. Denn mit den verschwindenden Arten gehen auch ihre ökologischen Funktionen unwiederbringlich verloren“, so Glaubrecht. „Die Bewältigung dieser Biodiversitätskrise stellt neben dem Klimawandel die gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts dar.“
In der Galerie am Anfang des Beitrages finden Sie eine Auswahl der Insekten, die bisher gesichtet wurden.