Entzündungsreaktionen des ImmunsystemsNeuer Sonderforschungsbereich zur Rolle körpereigener Moleküle
23. Mai 2018, von Maria Latos
Foto: UHH/Schober
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fachbereiche Medizin, Chemie und Biologie der Universität Hamburg erforschen im Sonderforschungsbereich (SFB) 1328 „Adenine Nucleotides in Immunity and Inflammation“ die Rolle von Signalmolekülen bei entzündlichen Erkrankungen. Der Sonderforschungsbereich wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 11,4 Millionen Euro gefördert. Sprecher des SFB ist Prof. Dr. Dr. Andreas Guse vom Universitätsklinikum Eppendorf.
Gegen Krankheitserreger aktiviert der Körper sein Abwehrsystem: Das Immunsystem greift die Erreger an und macht sie unschädlich. Doch wenn es zwischen körpereigenen Zellen und Erregern wie Viren oder Bakterien nicht mehr unterscheidet, wird plötzlich auch gesundes Gewebe von der Immunabwehr bekämpft – die Folge sind chronische Entzündungen.
Millionen Menschen in Deutschland leiden an solchen entzündlichen Erkrankungen wie z. B. der Multiplen Sklerose oder Morbus Crohn. Viele davon sind bis heute nicht heilbar – und auch ihre Entstehung ist oftmals nicht abschließend geklärt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am neuen SFB werden zukünftig die molekularen und zellulären Prozesse bei der Entstehung von Entzündungen und bei der Auslösung von Immunreaktionen untersuchen. Ziel ist es, die Rolle von Signalmolekülen – den sogenannten Adeninnukleotiden – bei den Entzündungsvorgängen zu erforschen.
Adeninnukleotide beeinflussen vielfältige Prozesse in Zellen: Zum Beispiel speichert Adenosintriphosphat (ATP) Energie und reguliert energieliefernde Prozesse; Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD) ist von zentraler Bedeutung für den Stoffwechsel. „Adeninnukleotide kommen sowohl innerhalb von Zellen als auch außerhalb von Zellen vor. Allerdings sind noch sehr viele intra- und extrazelluläre Funktionen unbekannt. Außerdem ist noch unklar, welchen regulatorischen Einfluss sie auf die Entzündungsvorgänge im Körper haben“, sagt Prof. Dr. Chris Meier vom Fachbereich Chemie und Co-Sprecher des SFB 1328. „Der Sonderforschungsbereich ist für uns eine einzigartige Möglichkeit, diese grundlegenden Prozesse zu erforschen und aufbauend darauf neue Diagnose- und möglicherweise Therapiemethoden zu entwickeln.“
Im SFB 1328 arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fachbereiche Chemie und Biologie der Universität Hamburg zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Medizinischen Fakultät. Beteiligt sind auch die Universitäten Göttingen, Bonn und München. „Die Kooperation zwischen den verschiedenen Disziplinen und Fachbereichen ermöglicht uns, naturwissenschaftliche und klinische Grundlagenforschung eng zu verzahnen und Antworten auf komplexe molekulare Fragestellungen zu geben“, erläutert Prof. Meier. „Durch die starke interdisziplinäre Ausrichtung stehen vielfältigste Forschungsmethoden aus der Biochemie, Zellbiologie, Chemie, Bioinformatik und Strukturbiologie zu Verfügung.“
Sonderforschungsbereiche werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichtet und sind für maximal drei Förderperioden auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegt. Der SFB 1328 wird zunächst für vier Jahre mit insgesamt 11,4 Millionen Euro gefördert.