European Training Network „Improving Quality of Care in Europe” (IQCE)Doktorandinnen und Doktoranden wollen Gesundheitsversorgung verbessern
23. Februar 2018, von Anna Priebe
Foto: UHH/HCHE/Phillips
Im Rahmen des EU-geförderten European Training Network (ETN) „Improving Quality of Care in Europe” (IQCE) entwickeln insgesamt 15 Doktorandinnen und Doktoranden aus der ganzen Welt Konzepte zur Verbesserung der Qualität im europäischen Gesundheitswesen. Das Ausbildungsprogramm findet an sechs europäischen Partneruniversitäten statt: an der Universität Hamburg am Hamburg Center for Health Economics. Eine der vier Studierenden, die hier betreut werden, ist Angela Meggiolaro.
Wozu forschen Sie in Ihrer Promotion?
Ich arbeite daran, eine standardisierte ökonometrische Methode zu entwickeln, um die Qualität und die Kosten der Gesundheitsversorgung in verschiedenen Ländern mithilfe statistischer Daten und Methoden evaluieren zu können. Mein Fokus liegt dabei auf der notfallmedizinischen Versorgung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Schlaganfällen. Ich werde versuchen, die Leistungen der Krankenhäuser in unterschiedlichen Ländern zu messen.
Kurz gesagt: Bieten deutsche Krankenhäuser eine bessere Versorgung als zum Beispiel italienische oder englische? Dafür müssen messbare Kriterien für Qualität erarbeitet werden. Dem gegenüber stehen die Kosten. Es geht dabei auch um einen Vergleich der öffentlichen Ausgaben sowie – sofern es die Daten erlauben –, um eine Vorhersage, wie ein Land mit einem anderen Budget abschneiden würde.
Warum haben Sie sich für eine Promotion im Rahmen des ETN entschieden?
Während meiner bisherigen Tätigkeit als Ärztin habe ich sehr direkt mitbekommen, welchen Einfluss Diagnose und Behandlung auf die Patienten haben. Dennoch ist es so, dass frühere und auch aktuelle Forschungsergebnisse zu diesen Themen den Entscheidungsträgern im Gesundheitssystem in vielen Fällen nur unzureichende Daten zur Verfügung stellen. Bei „IQCE“ geht es darum, Forschung zu unterstützen, die das Potenzial hat, Gesundheitspolitik so zu beeinflussen, dass die Qualität der Versorgung in Europa verbessert wird – immer im Kontext limitierter Ressourcen und konkurrierender Ansprüche und Erwartungen.
Mich persönlich hat vor allem das internationale Profil des Programms gereizt sowie die Möglichkeit, mit anderen hochqualifizierten Doktorandinnen und Doktoranden zusammenzuarbeiten. Die Aussicht, von international angesehenen Expertinnen und Experten zu lernen, war dabei Reiz und Herausforderung zugleich. Dazu kommt, dass IQCE an einigen der besten Universitäten im Bereich Gesundheitswirtschaft in Europa stattfindet und das Niveau dadurch sehr hoch ist.
Wie läuft die Promotion an den verschieden Stationen konkret ab?
Jeder Fellow ist an einer der Partneruniversitäten eingeschrieben, an der er oder sie die Dissertation schreibt – in meinem Fall die Universität Hamburg. Den Teilnehmern werden zudem verschiedene Kurse angeboten, die an den Universitäten stattfinden, die an dem Europäischen Training-Network beteiligt sind. Grundsätzlich suchen sich die Promovierenden jeweils die spezifischen Kurse aus, die für ihr Projekt hilfreich sein könnten, aber bisher haben wir eigentlich alle Veranstaltungen gemeinsam besucht. Die Teilnehmer reisen zusammen zu den Partneruniversitäten, was natürlich auch eine gute Gelegenheit zum Netzwerken ist. Die Kurse, die im Schnitt drei bis vier Tage dauern, sind sehr intensiv und enden mit einer Prüfung – in der Regel einer Hausarbeit – die im Anschluss an den Kurs bearbeitet und bestanden werden muss, um die notwendigen Credit-Points zu bekommen.
Das Thema Gesundheitsversorgung wird in Deutschland oft emotional debattiert. Was sind die Herausforderungen dabei, dieses Thema wissenschaftlich neutral zu bearbeiten?
Für meine Forschung besteht die größte Herausforderung nicht so sehr in einem Mangel an administrativen Daten, sondern in zu wenig klinischen Daten, also zum Beispiel zu den akut durchgeführten Behandlungen und zum Gesundheitsmanagement nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Obwohl das deutsche Gesundheitssystem sicherlich ein gutes Beispiel für Transparenz und Rechenschaft ist, ist es angesichts der begrenzten klinischen Daten schwierig, klinische Prozesse im Hinblick auf ihre Kosteneffizienz zu vergleichen. Daher versuche ich, so viel wie möglich mit Kliniken und Unternehmen zu kooperieren. Hinzu kommt, dass die Gesundheitsversorgung in den europäischen Ländern sehr heterogen ist. Der Grad der Ungleichheit stellt daher eine große Herausforderung dar.
Auf welche nächste Station der Ausbildung freuen Sie sich besonders und warum?
Bezogen auf mein Forschungsprojekt: die Implementierung der Methode und der Vergleich der Länder in Bezug auf die Leistung. Was das ETN-Programm angeht, konzentriere ich mich auf Mehrebenen-Modelle und angewandte Ökonometrie, da ich in meiner Forschung gerade verschiedene methodische Probleme bearbeiten muss, um zuverlässige und belastbare Ergebnisse zu bekommen.
Improving Quality of Care in Europe (IQCE)
IQCE ist ein „European Training Network“ (ETN), das vom Marie Sklodowska Curie-Programm der Europäischen Kommission für drei Jahre gefördert wird. Die Gesamtkoordination des Programms liegt beim HCHE. Vom 10. bis 25. Januar 2018 absolvierten alle Doktorandinnen und Doktoranden Kurse in Hamburg, zum Beispiel zum Umgang mit Paneldaten und zum Arbeiten mit der Datenanalyse-Software SAS. Nächste gemeinsame Station ist Mailand. Weitere Informationen: www.iqce.eu