UHH-Forschungsteam entwickelt Online-Tool für den Kaffee-Anbau
28. Juni 2017, von Stephanie Janssen
Foto: Privat
Ist ein Feld für den Kaffee-Anbau geeignet? Ein neues Online-Tool, das am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg entwickelt wurde, liefert Entscheidungshilfen für Landwirtinnen und Landwirte in Mittelamerika. Ein Gespräch mit Geoökologin Dr. Livia Rasche.
Können Sie noch unbefangen Kaffee trinken?
Kann ich! Aber ich denke schon darüber nach, ob ich ihn in Zukunft noch trinken kann. Und wieviel er dann kostet.
Warum?
Wir erforschen gerade, was mit dem Kaffee passiert, wenn sich das Klima ändert. Für Mittelamerika ist absehbar, dass sich die dafür geeigneten Flächen verringern werden.
Welche Flächen sind das?
Sie haben am besten eine Temperatur von 18 bis 23 Grad Celsius im Jahresdurchschnitt, ausreichend Niederschlag, einen bestimmten pH-Wert im Boden und gern Lehm- und Ton-Anteile. Sandboden mag der Kaffee gar nicht.
Aber das wissen Kaffeebauern und -bäuerinnen sicher aus Erfahrung. Wozu brauchen sie ein Landeignungsmodell?
Wir haben erstmals ein effektives Werkzeug zur Entscheidungshilfe entwickelt. Damit kann relativ einfach bestimmt werden, ob der Kaffee-Anbau auf einer neuen Fläche erfolgreich sein wird. Gleichzeitig kann ich Veränderungen einspeisen. Ich erwarte zum Beispiel in zehn Jahren eine erhöhte Temperatur und mehr Trockenperioden auf meinem Kaffeefeld. Lohnt sich der Anbau dann noch?
Und was antwortet das Modell?
Das Modell kann für Mittelamerika in ganz geringer Auflösung eingesetzt werden, also tatsächlich für den eigenen Acker. Ich brauche allerdings die Daten, also pH-Wert, mittlere Temperatur, Niederschlag und Bodenbeschaffenheit in meiner Region. Ein großer Vorteil des Modells: Weiß ich den Wert nicht, kann ich eine Spannbreite angeben.
Das Modell errechnet dann, wie geeignet ein Gebiet für den Anbau von Kaffee ist – bei uns ist das die Sorte Coffea arabica. Es liefert einen Wert zwischen Null und 100 Prozent. Bei mehr als 60 Prozent kann ich anbauen, alles über 90 Prozent verspricht sehr guten Ertrag.
Was steckt dahinter?
Mein Team arbeitet mit sogenannten Bayes´schen Netzen, eine mathematische Methode zur Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten. Diese Netze helfen, eine optimale Entscheidung zu treffen, wenn mehrere Faktoren zusammenspielen. Bei der Kaffeebohne haben wir die einzelnen Faktoren gruppiert und gewichtet. Die Gewichtung ermittelten wir dabei aus früheren Studien zum Anbau von Kaffee.
Zusammengefasst hängt der Erfolg von Kaffee zu 49 Prozent vom Klima, zu 36 Prozent vom Boden und zu 15 Prozent von der Landform, etwa wie steil ein Hang ist, ab.
Wie kommen die Landwirte an das Modell?
Unser Werkzeug ist online frei zugänglich. Die Methode kann in Zukunft auch recht einfach auf andere Regionen oder Nutzpflanzen angepasst werden.