Neues Online-PortalCorona-Forschung an der UHH auf einen Blick
4. Mai 2021, von Anna Priebe
Foto: UHH/Wohlfahrt
Aktuell 38 Projekte, quer durch alle Fachrichtungen: Das neue Online-Portal zeigt die ganze Bandbreite der Corona-Forschung an der Universität Hamburg. Alle Interessierten sind eingeladen, sich über Vorhaben, Ergebnisse und weiterführende Ideen zu informieren. Wir stellen drei Beispiele vor.
Europäische Befragung zu verschiedenen Aspekten rund um die Corona-Pandemie und ihre Folgen
Die Bewertung der aktuellen Corona-Maßnahmen, die Impfbereitschaft oder die Zufriedenheit mit der Arbeit der Regierung – die Haltung der Bürgerinnen und Bürger zu den verschiedenen Aspekten der Pandemie hat sich im zurückliegenden Jahr immer wieder verändert. Einen detaillierten Blick auf die Sorgen und Erwartungen der Menschen in Europa wirft der „European COvid Survey (ECOS)” des Hamburg Center for Health Economics (HCHE). Für die repräsentative Studie, die in Kooperation mit drei anderen Universitäten durchgeführt wird, werden seit April 2020 alle zwei Monate mehr als 7.000 Menschen in sieben europäischen Ländern befragt.
Folgen sie den politischen Entscheidungen wie dem Kontaktverbot? Welche finanziellen und wirtschaftlichen Sorgen bestehen? Die Befragung erfasst Veränderungen im hochdynamischen Verlauf der Corona-Pandemie mit jeweils rund 100 Einzelfragen. Die Ergebnisse werden dabei nicht nur in Fachpublikationen veröffentlicht, sondern auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Interessierte finden etwa alle aktuellen Zahlen im HCHE-Corona-Dashboard. Auch die Veranstaltungsreihen „HCHE Research Results live“ und „HCHE Research Seminar“ bieten Gelegenheit zum Wissensaustausch.
Corona im Alltag: „coronarchiv“ jetzt auch für spanisch- und portugiesischsprachige Nutzerinnen und Nutzer
Das Public-History-Projekt „coronarchiv“ wurde im März 2020 für deutsch- und englischsprachige Nutzerinnen und Nutzer gestartet. Es bietet Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, von ihren alltäglichen Erfahrungen während der Pandemie zu berichten und sie zu dokumentieren. Diese Möglichkeit möchte das Team um Dr. Gilberto Rescher vom Institut für Romanistik nun auch Menschen aus Lateinamerika bieten. „Sie sind aufgrund der dort besonders heftigen Pandemieverläufe stark von Alltagsveränderungen betroffen“, so Rescher. In Bildern, Kurztexten, Videos und anderen Darstellungsformen sollen daher auch spanisch- und portugiesischsprachige Nutzerinnen und Nutzer aus aller Welt die Möglichkeit zur Partizipation an dem Projekt haben.
„Wir schaffen Vergleichsmöglichkeiten pandemischer Alltagserfahrungen“, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter der Lateinamerika-Studien. Zum Beispiel seien die Menschen in diesen Gesellschaften mehr an Krisensituationen gewöhnt als die Bevölkerung in Deutschland. „Die Menschen in Lateinamerika sind es in gewisser Weise gewohnt, trotz der Probleme und des Leids Alltagsstrategien zu entwickeln“, sagt Rescher. In kommenden Projekten könne auf Basis der Beiträge in den verschiedenen Versionen des „coronarchivs“ eine globale Perspektive genutzt werden, um das theoretische Verständnis der sozialen Prozesse in der Corona-Pandemie sowie deren Folgen zu erforschen.
Können Wirkstoffe, die gezielt Mutationen auslösen, die Vermehrung von Coronaviren verhindern?
Während es inzwischen schon mehrere Impfstoffe gegen das Coronavirus gibt, wird parallel auch an der Entwicklung von antiviralen Medikamenten geforscht. Ein wichtiger Ansatz für die Behandlung besteht darin, die Vermehrung der Viren im Körper zu unterbinden. Doch wie vermehren sich SARS-CoV-2-Viren eigentlich und womit kann man sie stoppen? Dazu forschen Prof. Dr. Chris Meier und Dr. Johanna Huchting aus dem Arbeitsbereich Organische Chemie der Universität Hamburg. „Für uns sind insbesondere die Mutationen interessant, die während der Vervielfältigungsprozesse der Viren in den Zellen immer wieder auftreten“, erklärt Huchting. Die These der Forschenden ist, dass ein beschleunigter Mutationsprozess, sogenannte Übermutationen, das Virus unschädlich machen könnte.
„Wir erforschen Wirkstoffe, die bei Viren zu solchen Übermutationen führen“, so Meier. Für eine Studie, die gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe der französischen Universität Aix-Marseille durchgeführt wurde, wurden entsprechende Testsubstanzen hergestellt und anschließend evaluiert. „Wir haben herausgefunden, dass SARS-CoV-2 sich durch die Übermutationen tatsächlich weniger vermehrt und quasi ausgebremst wird“, erklärt der Chemiker. Der erfolgsversprechendste Wirkstoff, der aus dem bekannten Grippemittel Favipiravir abgeleitet wurde, muss nun weiter erforscht werden.
Neue Transferagentur
Das Corona-Portfolio ist eines der ersten Projekte der neuen Transferagentur, die am 1. Januar 2021 gegründet wurde und zukünftig Transferaktivitäten an der Exzellenzuniversität Hamburg koordinieren wird. Sie ist nicht nur die erste Anlaufstelle für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch für externe Interessierte. Den Austausch mit der Gesellschaft zu intensivieren sowie die Transfermöglichkeiten und Forschungsergebnisse sichtbar und zugänglich zu machen, ist eines der fünf Hauptziele in dem Konzept, mit dem die Universität Hamburg bei der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder erfolgreich war. Weitere Informationen finden Sie auch in der Pressemitteilung zum neuen Corona-Portfolio.