Universität und Freiwilligenengagement neu gedacht
20. August 2019, von Felix Willeke
Foto: UHH/Ohme
Als Teil des Netzwerks #UHHengagiert will das Projekt „Engagementförderung durch universitäre Lehre“ die Kooperation und den Wissenstransfer zwischen Universität und Gesellschaft verbessern. Wie das Projekt durchgeführt wird und an wen es sich richtet, erklärt die Koordinatorin Cornelia Springer.
Worum geht es in dem Projekt?
Wir bringen Studium und soziales Freiwilligenengagement zusammen. Das heißt, wir bereiten Studierende in unseren Lehrveranstaltungen auf ihren praktischen Einsatz in sozialen Einrichtungen und Projekten vor und begleiten sie im Semesterverlauf. Dabei arbeiten wir mit Partnern wie der Tagesaufenthaltsstätte für Wohnungslose ‚herz as‘ oder der Sozialen Beratungsstelle Eimsbüttel zusammen.
Was machen Sie in dem Projekt konkret?
Wir geben Studierenden die Gelegenheit, sich mit tatsächlich relevanten Fragen und Herausforderungen unserer Zeit zu befassen. Ihre Erfahrungen aus der Praxis bereiten sie dann medial auf und veröffentlichen Essays und Podcasts auf unseren Blogs. Damit bleiben die Ergebnisse nicht in der Universität, sondern sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Zusätzlich zum Seminar gibt es eine öffentliche Ringvorlesung. In dieser laden wir vor allem Expertinnen und Experten aus der Praxis ein. Das sind dann Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung, sowie Mitarbeitende von verschiedenen Trägern und Nichtregierungsorganisationen. Die Ringvorlesung dient damit als ein Raum, in dem die Hörerinnen und Hörer verschiedenste Perspektiven kennenlernen können.
Welche Themen sprechen Sie an?
Bis jetzt haben wir zwei Studienprogramme entwickelt. Bei ‚Hamburg für alle – aber wie?‘ liegt der Fokus auf sozialer Ungleichheit, Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Politische Fragen, etwa zum Winternotprogramm, stehen genauso im Fokus, wie die Bedürfnisse von Frauen oder Jugendlichen auf der Straße. Das zweite Programm ist ‚Refugees welcome – aber wie?‘. Da setzen wir uns mit Fragen zu Flucht, Migration und Integration und der Situation von Geflüchteten in Hamburg auseinander. Die Teilnehmenden sind unter anderem in Unterkünften, in der sozialen Beratung oder Behördenbegleitung aktiv. Daneben gibt es noch ein künstlerisch-kreatives Format: Den ‚Poetry Slam gegen Rassismus und Rechtsextremismus‘. Ein neues Themenfeld ist zusätzlich in der Planung. Dieses wird sich mit der demographischen Entwicklung beschäftigen und den Fokus auf die Zusammenarbeit mit Seniorinnen und Senioren und deren Unterstützung legen.
An wen richten Sie sich?
Die Seminare richten sich an Studierende aller Fakultäten der Universität Hamburg. Zusätzlich haben wir einige Studierende der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der HafenCity Universität und der Technischen Universität Hamburg bei uns. Die Ringvorlesung ist öffentlich. Daran nehmen auch hochschulexterne Gäste teil: Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ‚fördern und wohnen‘, der Diakonie oder der Caritas. Auch wohnungslose Menschen und Menschen mit Fluchterfahrung gehören zum Publikum. Im Wintersemester 2019/20 findet die Vorlesung „Hamburg für alle – aber wie?“ dienstags von 18 bis 20 Uhr statt.
Welches Ziel verfolgt Ihr Projekt?
Entstanden ist das Projekt, weil die Fakultät für Geisteswissenschaften ein Qualifizierungsangebot für Freiwillige in der Arbeit mit Geflüchteten schaffen wollte. Die Idee war, praktisches ehrenamtliches Engagement mit fachlichem Lernen an der Universität zu verschränken. Dabei hilft uns auch das Netzwerk #UHHengagiert. Hier können wir uns mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fakultäten austauschen. Das gemeinsame Ziel ist es, dass die Universität nicht im berühmten Elfenbeinturm Antworten auf die Fragen der Gesellschaft entwickelt. Stattdessen wollen wir selbst aktiv werden und so mit der und für die Gesellschaft an Herausforderungen arbeiten, die uns alle betreffen.
EngföLe
Das Projekt „Engagementförderung durch universitäre Lehre (EngföLe)“ existiert seit 2015. Es wird vom Studiendekanat der Fakultät für Geisteswissenschaften umgesetzt und durch die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) sowie die Claussen-Simon-Stiftung gefördert. Mehr Informationen finden Sie auf der Projektseite sowie auf den Blogs zu den Themen „Hamburg für alle – aber wie?“, „Refugees welcome – aber wie?“ und „Poetry Slam gegen Rassismus und Rechtsextremismus“.
#UHHengagiert
Das Netzwerk #UHHengagiert setzt sich für eine noch stärkere Verbindung von Lehre, Forschung und Anwendungsbezug ein und will damit die Gesellschaft und die Universität noch näher zusammenbringen. Dabei stehen das forschende Lernen und die soziale Verantwortung im Fokus. Im Netzwerk schließen sich verschiedenste Initiativen aus den Fakultäten der Universität Hamburg zusammen, um diese Ziele gemeinsam voranzutreiben. Mehr Informationen finden Sie im Artikel im Newsroom.