Studierende forschen für die Gesellschaft
13. August 2019, von Felix Willeke
Foto: pixabay/geralt
Das Netzwerk „#UHHengagiert. Netzwerk für forschendes Lernen und soziale Verantwortung“ setzt sich für eine stärkere Verbindung von Lehre, Forschung und sozialer Verantwortung an der Universität Hamburg ein und will damit die Gesellschaft und die Universität noch näher zusammenbringen. Mitbegründer und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Kai-Uwe Schnapp erklärt, wie das heute und in Zukunft funktioniert.
Was ist #UHHengagiert?
Die Idee geht auf zwei grundlegende Ziele zurück: Zum einen wollen wir die Lehre verbessern, indem sie sich vermehrt realen, praktischen Problemen zuwendet. Daraus soll forschungs- und lösungsorientierte Lehre entstehen. Zum anderen wollen wir als Universität der Stadt und der Gesellschaft, die uns finanzieren, etwas zurückgeben. Statt den Studierenden zum x-ten Mal die gleiche Aufgabe zu geben, stellen wir sie vor reale Probleme für die sie Lösungen erarbeiten. In diesem Zusammenhang engagieren sie sich außerdem auch in sozialen Einrichtungen und zivilgesellschaftlichen Kontexten.
Dafür hat sich das Netzwerk #UHHengagiert aus mehreren Personen und Einrichtungen der Universität Hamburg zusammengefunden. Wir als Netzwerk bieten auf gesellschaftliche Praxis orientierte Lehre an. Ziel ist es, diese Lehrkonzepte bekannter zu machen und mehr Lehrende dafür zu begeistern.
Warum braucht es das Netzwerk?
An der Universität haben viele Leute ähnliche Ideen und wollen sie umsetzen, wissen aber nichts voneinander. Gerade für die Lehre gibt es wenige interdisziplinäre Austauschformate. Mit dem Netzwerk wollen wir einen Anlaufpunkt für Lehrende bieten, die in ihren Lehrveranstaltungen den direkten Austausch mit Gesellschaft suchen oder die daran Interesse haben. Wir tauschen uns über unsere Erfahrungen aus, entwickeln Konzepte weiter und machen sie innerhalb der Universität bekannter.
Dabei wollen wir gemeinsam mit der Hamburger Zivilgesellschaft auf Augenhöhe arbeiten. Dafür müssen wir intensiv mit den außeruniversitären Akteuren kommunizieren und kooperieren. Damit ist das Netzwerk eine Verbindung zwischen Gesellschaft und Universität.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft aus?
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Im Netzwerk ist ein großes Spektrum an Konzepten vertreten, die in der Lehre umgesetzt werden. Eine Variante stellt das soziale Engagement der Studierenden in den Vordergrund. Durch Einsätze im Rahmen von Lehrveranstaltungen sollen die Studierenden angeregt werden, auch ehrenamtlich aktiv zu sein. Damit erwerben sie wichtige praktische Kompetenzen. Dann gibt es den Ansatz, bei dem es stärker um die praktische Arbeit in der Zivilgesellschaft geht. Oft gibt es in Vereinen und Organisationen Problemstellungen, für die die Studierenden mit ihrem Wissen aus dem Studium Lösungen entwickeln können. Der Ansatz des „Community-Based Research“ legt den Schwerpunkt auf das wissenschaftliche Arbeiten. Studierende führen in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren Forschungsprojekte durch. So hat das Projektbüro Angewandte Sozialforschung beispielsweise in einem Projekt mit dem Hamburger Sportbund zusammengearbeitet. Der Sportbund wollte wissen, ob die eigenen Turnhallen von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderungen als barrierefrei empfunden werden. In diesem Fall haben zehn Studierende aus dem zweiten Semester eine Studie durchgeführt. Das Ergebnis war, dass vieles nicht als barrierefrei empfunden wird, etwa, dass man grundsätzlich Hilfe braucht, um Dinge aus dem Geräteraum zu holen. Ein Großteil der Ergebnisse sind in eine bundesweite Richtlinie des Deutschen Olympischen Sportbundes zu barrierefreie Turnhallen eingeflossen.
Wie geht es mit #UHHengagiert weiter?
Wir wollen an der Universität und darüber hinaus bekannter werden sowie auf unsere Projekte aufmerksam machen. Seit Kurzem ist die Universität Mitglied im Aktivoli Landesnetzwerk. Unter anderem mit dessen Hilfe wollen wir noch mehr auf Partnerinnen und Partner in der Gesellschaft zugehen. Außerdem planen wir Veranstaltungen wie den Dies Academicus oder die Campus Innovation zu nutzen. Eine weitere Ebene ist das Hochschulnetzwerk „Bildung durch Verantwortung“. Durch die Mitgliedschaft in diesem Netzwerk können wir uns bundesweit mit Gleichgesinnten vernetzen und Erfahrungen austauschen.
Weitere Informationen zu #UHHengagiert
Das Netzwerk „#UHHengagiert. Netzwerk für forschendes Lernen und soziale Verantwortung“ wurde 2018 gegründet. Die Beteiligten treffen sich halbjährlich zu inhaltlichen Austauschforen und arbeiten in weiteren Arbeitsgruppen an konkreten Projekten.
Folgende Institutionen/Projekte sind zurzeit am Netzwerk beteiligt: Das Projekt Engagementförderung durch universitäre Lehre (EngföLe) 4.0, das Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen, die Refugee Law Clinic, das Projektbüro Angewandte Sozialwissenschaften, das Service Learning am Fachbereich Sozialökonomie, und verschiedene Personen aus den Fakultäten der Erziehungs- und Geisteswissenschaften. Außerdem gibt es eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität.