Juni 2015, Nr. 75

CAMPUS



Kontakt:

Sonja Gräber-Magocsi
Referentin des Präsidenten

t. 040.42838-1803
e. sonja.graeber-magocsi@uni-hamburg.de


50 Hochschulleiterinnen und -leiter aus 26 Ländern kamen vom 10. bis 12. Juni in Hamburg zusammen, um sich über gemeinsame Werte zu verständigen. Foto: Körber-Stiftung/Claudia Höhne

50 Hochschulleiterinnen und -leiter aus 26 Ländern kamen vom 10. bis 12. Juni in Hamburg zusammen, um sich über gemeinsame Werte zu verständigen. Foto: Körber-Stiftung/Claudia Höhne

Sie haben zum Hamburg Transnational University Leaders Council eingeladen: Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, 
Dr. Lothar Dittmer, Mitglied des Vorstandes der Körber-Stiftung, Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg (v.l.). Foto: Körber-Stiftung/Claudia Höhne

Sie haben zum Hamburg Transnational University Leaders Council eingeladen: Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Dr. Lothar Dittmer, Mitglied des Vorstandes der Körber-Stiftung, Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg (v.l.). Foto: Körber-Stiftung/Claudia Höhne

Die Universitäten und die Globalisierung: Weltweit erstes Treffen von Hochschulleiterinnen und -leitern aus aller Welt fand in Hamburg statt

„Davos für Hochschulen“ sagen die einen, Hochschulgipfel die anderen: Zum ersten Mal fanden Entscheider aus Universitäten von vier Kontinenten an einen Tisch, um die Herausforderungen der Globalisierung für den Hochschulsektor zu diskutieren. Rund 50 Hochschulpräsidentinnen und -präsidenten aus Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika waren der Einladung von Körber-Stiftung, Hochschulrektorenkonferenz und Universität Hamburg zum Hamburg Transnational University Leaders Council (HTULC) gefolgt. Am 12. Juni endete die Konferenz mit der Veröffentlichung des „Hamburg Protocol“. Wir fassen die Ergebnisse zusammen.

Es gibt sie tatsächlich, die Fragen, mit denen sich Hochschulleiterinnen und -leiter weltweit auseinandersetzen müssen: Was soll die Universität sein: Soll sie primär nützlich und arbeitsmarktfähige Absolventinnen und Absolventen ausbilden oder soll das Studium dem Selbstzweck dienen? Wie soll Hochschulbildung finanziert werden: durch den Staat oder die Studierenden? Wie kann die Balance aus Neugier-getriebener Grundlagenforschung und anwendungsbezogener Forschung erhalten bleiben? Wie lässt sich die Autonomie der Universität gegenüber Staat oder privaten Geldgebern bewahren?

Genau um die Verständigung über solche Kernfragen von Universität und die Einigung auf gemeinsame Werte ging es bei dem Hochschul-Gipfel in Hamburg. Es trafen dabei Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Hochschulsysteme und Länder aufeinander wie bspw. Allan Rock, Präsident der University of Ottawa in Kanada, Prof. Dr. Gang Pei von der Tongji Universität in Schanghai, China oder Prof. Isaac Adewole, Vize-Kanzler der Universität Ibadan in Nigeria.

Es fanden zahlreiche Workshops, Vorträge und Diskussionen statt. Bis in die späte Nacht hinein feilten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz schließlich an einem Abschlusspapier, dem „Hamburg Protocol“, das das Ergebnis ihrer zweitägigen Arbeit darstellt.

Das „Hamburg Protocol“

In dem Abschlusspapier werden Kernpunkte formuliert, die nach der Überzeugung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ungeachtet der großen Diversität der Einrichtungen bei der weiteren Entwicklung der Hochschulen leitend sein müssen:

  • die Auseinandersetzung mit den großen gesellschaftlichen Herausforderungen
  • Chancengleichheit beim Hochschulzugang, unabhängig von den individuellen sozialen und finanziellen Hintergründen
  • eine Balance zwischen allgemeiner Persönlichkeitsbildung und anwendungsbezogener Wissens- und Kompetenzvermittlung in der Hochschulbildung
  • akademische Freiheit und wissenschaftsgeleitete, transparente und verantwortungsvolle Governance innerhalb der Hochschule und im Verhältnis zwischen Hochschule und Staat
  • die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten weltweit auf Augenhöhe, im Sinne einer globalen Teilhabe an Wissen und Wissenschaft.

Wie kam es zu HTULC?

Nach der Idee für die Konferenz gefragt, sagte Universitätspräsident und HTULC-Initiator Prof. Dr. Dieter Lenzen: Anlass gegeben habe „die Beobachtung, dass sich weltweit drei Hochschulsysteme weiterentwickeln und das Risiko besteht, dass das eine – das anglo-amerikanische – dominant wird zulasten des asiatischen und des kontinentaleuropäischen Hochschulsystems“. Zentrales Anliegen war es, den Prozess der weltweiten Hochschulentwicklung, der bislang getrieben vom globalen Wettbewerb erfolgt, bewusst zu gestalten und dem „privaten Hochschulsystem mit hoher sozialer Selektivität“ etwas entgegenzusetzen.

Diversität erhalten und Unterschiede verdeutlichen

„Wichtige nationale Unterschiede und die Errungenschaften anderer Bildungstraditionen drohen zu verschwinden“, so Lenzen. Es gehe also darum, gemeinsame Regeln für den Umgang miteinander zu finden und sich auf gemeinsame, unhintergehbare Werte zu einigen, wie beispielsweise die akademische Freiheit oder den sozial unabhängigen Zugang zu höherer Bildung.

Nächstes Treffen in zwei Jahren

Das nächste Treffen soll in zwei Jahren stattfinden und einem der Kernthemen gewidmet sein, die bereits identifiziert worden sind: akademische Freiheit, Internationalisierung, sozial unabhängiger Zugang zu höherer Bildung, Sicherung von institutioneller Autonomie oder Finanzierung.

Und was sagen die Veranstalter?

„Dieses Treffen hat uns die Chance geboten, zu einer gemeinsamen Standortbestimmung im globalen Hochschulsektor zu kommen. Die Hochschulrektorenkonferenz wird auf nationaler und internationaler Ebene für die vereinbarten Werte eintreten. Es gilt nun, konkrete Ziele zu definieren und diese in grenzüberschreitenden Arbeitsgruppen in konkrete Umsetzungsschritte herunter zu brechen“, erklärte Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.

Und Dr. Lothar Dittmer, Vorsitzender des Vorstandes der Körber-Stiftung, ergänzt: „Die letzten beiden Tage haben gezeigt, dass unser Motto, lieber miteinander statt übereinander zu reden, auch und gerade für den Hochschulsektor gilt. Mit diesem Council haben wir einen Anfang gemacht. Nun gilt es für alle Beteiligten, in die konkrete Umsetzung zu gehen, um die weltweite Entwicklung aktiv zu gestalten.“

PM/Red.
 

Download

RSS-Feed