Agency in Multilingual Health Communication
Angesichts der aktuellen globalen Migrations- und Fluchtsituation ist mehrsprachige Kommunikation im Gesundheitswesen und dabei insbesondere die Berücksichtigung der Handlungsfähigkeit („agency“) der beteiligten Akteure ein Anspruch jeder modernen Gesellschaft. Die Forschungsliteratur zeigt, dass die Möglichkeiten und Beschränkungen der Kommunikation und der sprachlichen Handlungsprozesse in medizinischen Einrichtungen einen starken Einfluss auf die Qualität und das Ergebnis der Gesundheitsversorgung haben. Dennoch unterscheiden sich die einzelnen Gesellschaften in der Art und Weise, wie sie diese Aufgabe angehen und bewältigen.
Das internationale Netzwerk für die mehrsprachige Kommunikation verfolgt seine Aktivitäten im Rahmen von drei Arbeitsgruppen, zum einen in der AG zu Fragen der psychischen Gesundheit. Mit einem Fokus auf stationäre und ambulante psychosozialen Einrichtungen wird die Kommunikation von (Gesundheits-)Fachkräften untereinander und zwischen (Gesundheits-)Fachkräften und Patient:innen, Angehörigen und Dolmetscher:innen betrachtet, um bestehende Good Practices sowie Möglichkeiten einer Verbesserung der Kommunikation zu identifizieren und Ideen für die zukünftige Praxis zu entwickeln.
In der AG „Technische Unterstützung in der mehrsprachigen Gesundheitskommunikation“ werden sowohl einzelne Anwendungen als auch die Rolle großer Sprachmodelle mit Blick auf Möglichkeiten und Limitationen ihres Einsatzes sowie einer Begrenzung bzw. Förderung der Agency der Akteure betrachtet.
In der AG „Agency in der Versorgung chronischer Erkrankungen“ wird ein besonderer Fokus auf das Leben mit Long-Covid und vergleichbarer Krankheitsbilder wie z.B. das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) in unterschiedlichen Gesellschaften und Sprachgemeinschaften gelegt. Das Forschungsinteresse richtet sich auf unterschiedliche Dimensionen von Agency und ihrer Rolle für Diagnose, Therapie und für Prozesse des Copings. Zum anderen sollen Konstellationen einer Stigmatisierung aufgespürt und damit verhindert sowie Anforderung an neue Formen medizinischer Kommunikation eruiert und vermittelt werden.
Das Netzwerk vertieft die bestehende Kooperation zwischen den Partnern und liefert durch den gemeinsamen, interdisziplinären Fokus auf „agency“ neue Forschungserkenntnisse für den Bereich der Erforschung und Verbesserung kommunikativer Prozesse im Gesundheitswesen.
Aspekte des Themas werden in regulären Universitätsvorlesungen behandelt. Hybride Formate ermöglichen die Teilnahme von Studierenden der beteiligten Partneruniversitäten; Lernmaterialien werden gemeinsam genutzt.