23. August 2024, von Lennart Wichmann
Foto: UHH/Gau/Keller
Jean-Baptiste Goeh-Akue und Cecilie Schanz haben sich durch das Welcome Buddy Programm kennengelernt.
Beim „Welcome Buddy Programm“ von PIASTA profitieren beide Seiten – die Hamburger Buddies und neue internationale Studierende. Aktuell werden Teilnehmende für das Wintersemester 2024/25 gesucht. Cecilie Schanz aus Dänemark und Jean-Baptiste Goeh-Akue aus Deutschland haben sich über das Programm kennengelernt. Im Interview berichten sie über ihre Erfahrungen und von der engen Freundschaft, die daraus entstanden ist.
Cecilie Schanz, wie hat Ihnen Ihr Welcome Buddy den Start in Hamburg erleichtert?
Schanz: Das deutsche Universitätssystem ist ganz anders als in Dänemark, vor allem was die freie Wahl von Kursen angeht. Zudem war es eine Herausforderung, sich in elektronischen Systemen wie STiNE zurechtzufinden. Mein Welcome Buddy Jean-Baptiste hat mir dabei sehr geholfen.
Der Grund, warum ich mich zu Studienbeginn beim Buddy-Programm angemeldet habe, war aber auch, dass ich Lust hatte, neue Leute zu treffen und Freundschaften zu schließen, während ich meinen Master in Buddhismuskunde absolviere. Als ich dann Jean-Baptiste kennenlernte, hat er mich seinem Freundeskreis vorgestellt, und ich hatte auch einige Bekannte, die ich Jean vorstellen konnte. So wurde aus einem „Ich bin die Neue und Jean-Baptiste hilft mir“ eine gegenseitige Freundschaft auf Augenhöhe.
Hatten Sie denn irgendwelche Bedenken oder Ängste vor dem Studium in Hamburg?
Schanz: Einige Bedenken, die ich hatte, betrafen das aus meiner Sicht eher distanzierte Miteinander in Deutschland. In Dänemark haben wir sehr flache Hierarchien – alle sprechen sich mit Vornamen an, auch Lehrende und Studierende. Die Art der eher formellen Kommunikation in Deutschland war für mich ungewohnt. Es war sehr hilfreich, Jean-Baptiste diesbezüglich Fragen stellen zu können. Zu verstehen, was zwischen den Zeilen steht, kann für einen Studierenden aus dem Ausland sehr schwierig sein.
Goeh-Akue: Dem kann ich nur zustimmen. Daher haben wir uns zum Beispiel auch über deutsche Mietverträge unterhalten.
Schanz: Manche Vermieterinnen und Vermieter nutzen die mangelnden Sprachkenntnisse ausländischer Studierender aus. Hier ist es wirklich hilfreich, einen Welcome-Buddy zu haben, der sich in der komplizierten deutschen Bürokratie zurechtfindet und einem bei den etlichen Unterlagen hilft, die man benötigt, um überhaupt eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden.
Jean-Baptiste Goeh-Akue, was hat Sie dazu motiviert, ein Welcome-Buddy zu werden?
Goeh-Akue: Ich bin generell daran interessiert, Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt und mit unterschiedlichen Backgrounds kennenzulernen. Das könnte auch an meinem eigenen Hintergrund liegen: Mein Vater kommt aus Togo und meine Mutter aus Deutschland. Ich trage also schon einen gewissen Grad an Internationalität in mir. Ein kleiner Zusatznutzen ist, dass man durch die Teilnahme am „Welcome Buddy Programm“ das „Certificate Intercultural Competence“ erhält.
Was würden Sie Studierenden empfehlen, die überlegen, am „Welcome Buddy Programm“ teilzunehmen?
Schanz: Ein Auslandsaufenthalt kann sehr aufregend und auch herausfordernd sein. Hinzu kommt, dass zu Hause das Leben weitergeht, während man in einem anderen Land ist – und manchmal braucht man jemanden, mit dem man darüber reden kann.
Ich habe meinen Vater verloren, als ich in Hamburg angekommen bin. Es war wirklich eine große Hilfe, Jean in dieser Zeit als Freund zu haben. Als internationale Studierende ist man verletzlich, vor allem wenn man weit weg von zu Hause ist.
Goeh-Akue: Wir leben in einer sehr internationalen und globalisierten Welt. In Deutschland leben viele Menschen aus anderen Ländern, ohne dass man mit ihnen in Kontakt kommt. Die Möglichkeit, sich in diesem Format zu engagieren, ist eine großartige Chance, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen kennenzulernen und den eigenen Horizont zu erweitern. So kann man sich persönlich weiterentwickeln und wird zu einem offeneren Menschen.
Wie würde Ihr Werbeslogan für das Programm lauten?
Goeh-Akue: Mir fallen da nun direkt kitschige Slogans ein wie „Freundschaft fürs Leben.“ Vielleicht nehmen wir doch besser „Raus aus deiner Komfortzone!“ Die Sache ist die: Es hat für uns wirklich gut funktioniert. Aber natürlich kann man nicht garantieren, dass es bei allen Programm-Teilnehmenden genauso läuft. Manchmal funkt es nicht so richtig, weil die Persönlichkeiten nicht zueinander passten. Davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen, denn solche Dinge sind normal. Insgesamt bietet das „Welcome Buddy Programm“ eine große Chance und kann dazu motivieren, selbst einen Auslandsaufenthalt in Betracht zu ziehen.
Schanz: Da stimme ich zu. Und mit dem Programm können wir zeigen, dass Hamburg – wie der größte Teil der Welt – gastfreundlich ist. Mein Slogan wäre: „Welcome Buddy Program – Befriend the World“. Auch etwas kitschig, aber es passt irgendwie.