7 April 2011
Taube Gebärdensprachdolmetscher/innen:Chance für Gehörlose
Erster Abschlussjahrgang an der Universität Hamburg
Die Abschlussfeier mit Prof. Dr. Holger Fischer, Vizepräsident für Studium und Lehre, findet statt
am Samstag, dem 16. April 2011, von 12.00 bis 13.30 Uhr im Hauptgebäude der Universität Hamburg, Flügelbau Ost, Raum 221, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg.
Medienvertreter/innen sind herzlich eingeladen.
Die Absolvent/innen des neuen Studienganges Gebärdensprachdolmetschen helfen gehörlosen Migrant/innen, eine zentrale Sprachbarriere zu überwinden. Diese brauchen nämlich zwei Dolmetscher: einen hörenden Gebärdensprachdolmetscher, der von der deutschen Lautsprache in die deutsche Gebärdensprache übersetzt, und einen weiteren Gebärdensprachdolmetscher, der die deutsche Gebärdensprache in die jeweilige (Gebärden-)Muttersprache übersetzt. Fast nur taube Menschen können lernen, zwischen zwei Gebärdensprachen zu dolmetschen. Entwickelt wurde das Programm von Prof. Dr. Christian Rathmann, Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser, – Deutschlands einziger gehörloser Professor – in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung (AWW).
Respekt und Toleranz zwischen hörenden und gehörlosen Dolmetscher/inne/n spielen eine wichtige Rolle. Absolvent Rafael-Evitan Grombelka, der Internationale, Litauische, Polnische und Russische Gebärdensprache beherrscht: „Ich habe sehr viel dazu gelernt,
z. B. im Modul Ethik über mein Verhalten als Dolmetscher und über den Umgang mit hörenden Dolmetscherkollegen und gehörlosen Kunden.“ Für die Zukunft wünscht er sich, „dass es mehr taube Gebärden-sprachdolmetscher gibt und dies auch in der Gehörlosengemeinschaft und bei den Hörenden bekannter wird.“
Mit dem Abschluss der Universität Hamburg können sich die Absolvent/inn/en für die staatliche Prüfung zum Gebärdensprachdolmetscher anmelden, besitzen einen qualifizierten Berufsabschluss und sind den hörenden Gebärdensprachdolmetschern in Behörden und Gerichten gleichgestellt. Dabei bewegen sie sich in einem vielfältigen Arbeitsgebiet. So wird z. B. auf internationalen Konferenzen mittlerweile häufig zwischen Gebärdensprachen gedolmetscht.
Außerdem wird durch die Gebärdensprachdolmetscher/innen nicht nur die Kommunikation zwischen Hörenden und Gehörlosen innerhalb von Behörden und Gerichten verbessert, sondern auch die Integration gehörloser Menschen in der Gesellschaft unterstützt. „Der neue weiterbildende Studiengang Gebärdendolmetschen bedeutet einen weiteren Schritt in Richtung Inklusion und Gleichstellung tauber Menschen im öffentlichen Leben“, so Prof. Dr. Christian Rathmann.
Das Weiterbildungsangebot Gebärdensprachdolmetschen wird von den Integrationsämtern und von der Bundesagentur für Arbeit unterstützt, die die Studiengebühren vieler Teilnehmer/innen finanzieren. Der zweite Durchgang des Studiums ist für 2012 geplant.
Für Rückfragen:
Universität Hamburg
Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung
Marlis Adjanor
Tel.: 040-428 83-26 41/-24 99
E-Mail: m.adjanor"AT"aww.uni-hamburg.de
Internet: www.aww.uni-hamburg.de