7 April 2009
Sprachwissenschaftler sehen Potenziale für die Wirtschaft
Worin genau das Potential der Herkunftssprachen liegt, bleibt in der aktuellen Diskussion um die Rolle der Mehrsprachigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund meist unklar. Zu diesem Aspekt forschten Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs Mehrsprachigkeit der Universität Hamburg unter Federführung von Dr. Bernd Meyer im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.
Die Sprachwissenschaftler konzentrierten sich dabei auf Berufsgruppen im Dienstleistungssektor – hierzu gehören medizinische und soziale Berufe wie Erzieherinnen und Erzieher oder Pflegekräfte, Büroangestellte in Behörden und Unternehmen sowie gewerbliche Berufe.
Es zeigte sich, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund und entsprechenden Sprachkenntnissen sehr häufig im medizinischen und im sozialen Bereich als sprachliche Mittler eingesetzt werden. So sind etwa in einem Viertel der befragten Kindertagesstätten Angestellte aus dem erzieherischen und hauswirtschaftlichen Bereich regelmäßig als Dolmetscher tätig. In gewerblichen Berufen, etwa im Bankbereich, aber auch in Behörden, sind es ebenfalls häufig Angestellte mit Migrationshintergrund, die die Kommunikation vermitteln, wenn Kunden nicht genügend Deutsch sprechen. Im Rahmen einer Online-Umfrage unter Unternehmen mit Geschäftskontakten in die Türkei und nach Russland zeigte sich zudem, dass nur große Unternehmen Dolmetscher und Übersetzer in nennenswertem Umfang einsetzen. Für kleinere Unternehmen hingegen werden die Sprachenkenntnisse von Angestellten aus der zweiten und dritten Einwanderergeneration zum Wettbewerbsvorteil.
Die Forschungsergebnisse bilden die Basis für die Entwicklung von Strategien, die eine gezielte Nutzung des Potenzials Mehrsprachigkeit in den identifizierten Berufen möglich machen sollen.
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens sind in der Studie „Nutzung der Mehrsprachigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund – Berufsfelder mit besonderem Potenzial" abgebildet und können unter www.integration-in-deutschland.de abgerufen werden. Die Wissenschaftler aus Hamburg leisten damit einen Beitrag zum bundesweiten Integrationsprogramm, welches das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Auftrag des Bundesministeriums des Innern entwickelt.
Für Rückfragen:
Dr. Bernd Meyer
Universität Hamburg, Sonderforschungsbereich 538: Mehrsprachigkeit
Tel.: 040-4 28 38-64 56
E-Mail: bernd.meyer"AT"uni-hamburg.de