29 September 2006
Universität verabschiedet ihren Präsidenten Dr. Dr. h.c. Jürgen Lüthje
Der Präsident der Universität Hamburg, Dr. Dr. h.c. Jürgen Lüthje, geht heute nach 15-jähriger Amtszeit einen Tag vor seinem 65. Geburtstag in den Ruhestand. Die Universität Hamburg verabschiedet ihn im Rahmen einer großen Festveranstaltung mit mehr als 700 geladenen Gästen. Mit dem heutigen Tag verlässt einer der profiliertesten Universitätspräsidenten Deutschlands die Universität. Jürgen Lüthje war seit 1991 Präsident der Universität Hamburg und wurde im Juni 2004 in dritter Amtszeit wiedergewählt.
Als Jurist hat er die Entwicklung des Hochschulrechts in Deutschland maßgeblich geprägt. Im Hochschulmanagement und in der Hochschulpolitik hat Jürgen Lüthje wegweisende Reformvorhaben entwickelt und verwirklicht und dadurch wesentliche Beiträge zur Hochschulreform in Deutschland geleistet.
Durch Gutachten für das Bundesverfassungsgericht hat Lüthje dessen Rechtsprechung zur Wissenschaftsfreiheit und zur Beschränkung des Hochschulzugangs durch Numerus Clausus entscheidend beeinflusst. Zugleich haben diese Gutachten zur Weiterentwicklung der Grundrechtstheorie beigetragen, indem sie den Charakter der Grundrechte als Teilhaberechte herausgearbeitet haben.
Als Kanzler der 1973 neu gegründeten Universität Oldenburg hat Jürgen Lüthje von 1973 bis 1991 die Entwicklung dieser Hochschule gestaltet. Mit ihren Reformvorhaben hat sich diese Neugründung als eine der reformfreudigsten Universitäten in Deutschland profiliert.
Als Präsident der Universität Hamburg übernahm Jürgen Lüthje 1991 die Leitung einer der größten Universitäten in Deutschland. In seiner Amtszeit ist es Lüthje gelungen, durch strukturelle Reformen, aktivierendes Management und systemisch-strategische Universitätsentwicklung die Leistungsfähigkeit der Universität trotz schwieriger äußerer Rahmenbedingungen entscheidend zu steigern. Angesichts der Notwendigkeit struktureller Veränderungen und wissenschaftlicher Profilbildung initiierte Lüthje als erster Leiter einer deutschen Hochschule eine umfassende externe Begutachtung aller Fachbereiche und Einrichtungen der Universität Hamburg.
Im Rahmen eines Wettbewerbs der Volkswagenstiftung unter dem Titel „Leistungsfähigkeit durch Eigenverantwortung“ entwickelte Lüthje ein Konzept zur systemischen Universitätsentwicklung. Das „Projekt Universitätsentwicklung“ (Pro Uni) hat eine leitbildorientierte Steuerung der Universität durch Zielvereinbarungen geschaffen und die Fachbereiche durch Dezentralisierung sowie eine effektivere Leitung und Verwaltung gestärkt. Außerdem wurde die zentrale Leitung und Verwaltung reorganisiert sowie ein strategisches Controlling aufgebaut. Dieses Projekt gehört zu den erfolgreichsten Reformvorhaben im deutschen Hochschulsystem.
Durch die Gründung eines International Center for Graduate Studies und die Einführung international kompatibler gestufter Studienabschlüsse (Bachelor / Master) hat Lüthje erfolgreich die Internationalisierung der Universität Hamburg betrieben.
Mit der systematischen Einwerbung von etwa 100 Millionen Euro an privaten finanziellen Zuwendungen für die Universität Hamburg, darunter einem gestifteten Neubau im Wert von etwa 35 Millionen Euro, ist es Lüthje gelungen, in Hamburg eine Kultur privater Wissenschaftsförderung aufzubauen, deren Weiterentwicklung er aktiv betreibt.
Für das gesamte Hochschulsystem in Deutschland entwickelte er mit dem Konzept individueller staatlich geförderter Bildungskonten ein neues Finanzierungssystem, das u. a. in der Hochschulrektorenkonferenz als Grundlage eines Reformvorschlages diskutiert wird.
Bis zum Amtsantritt seiner Nachfolgerin, Prof. Dr. ing. habil. Monika Auweter-Kurtz, am 1. November wird der Vizepräsident Prof. Dr. Karl-Werner Hansmann die Amtsgeschäfte kommissarisch führen.
Hansmann, Vizepräsident für Forschung und Internationales: „Wir verabschieden uns heute von Jürgen Lüthje als Präsident. Er ist das Gesicht der Universität gewesen und hat sie wie wenig andere zum Guten hin entwickelt. Wir sind ihm für den unermüdlichen Einsatz an ‚seiner’ Universität zu Dank verpflichtet.“
Philipp Schliffke, Allgemeiner Studierenden-Ausschuss: „Während unsere Universität massive Budgetkürzungen hinnehmen musste und gleichzeitig die größten Reformen seit 30 Jahren umsetzt, hat Herr Lüthje nie aufgegeben und weiter für eine exzellente Universität Hamburg gestritten. Diese Art, Verantwortung selbst in schwierigster Zeit zu tragen, macht ihn zum Vorbild. Auch wenn die Positionen oft verschieden sind, alle Universitätsmitglieder sollten sein Handeln zum Anlass nehmen, auch weiterhin nicht aufzugeben und für die Exzellenz der Universität Hamburg zu kämpfen.“
Dr. Dr. h.c. Jürgen Lüthje: „Ich kann auf eine erfüllte Amtszeit zurückblicken. Die Trennung von der Universität ist deshalb auch mit Wehmut verbunden. Auf die gemeinsame, selbstbestimmmte Zeit mit meiner Frau freue ich mich jetzt besonders. Jetzt beginnt für mich eine neue Lebensphase, der ich mit großer Freude entgegensehe. Danken möchte ich allen Universitätsmitgliedern, die mich in meinem Amt als Präsident über die Jahre mit ihrer Kritik, ihrem Engagement und ihrer Kreativität begleitet und unterstützt haben. Diese Zusammenarbeit hat mir in meinem Amt viel bedeutet und sie wird mir fehlen.“
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