2 May 2005
Hamburg braucht Exzellenzinitiative
Lüthje und die Dekane in ihrem Brief: „Dadurch wurden sowohl die Verbesserung der Finanzausstattung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max Planck-Gesellschaft verhindert als auch die wohl noch dringendere Unterstützung von Exzellenzclustern und Graduiertenschulen besonders leistungsfähiger Fakultäten und Hochschulen. Die „Exzellenzinitiative“ bot zum ersten Mal seit vielen Jahren die Chance, die Ausstattung besonders leistungsfähiger Fakultäten und Hochschulen zu verbessern. (…) Es grenzt inzwischen fast an Zynismus, wenn einerseits den deutschen Hochschulen ständig Spitzenleistungen im Wettbewerb mit Spitzenuniversitäten anderer Länder abgefordert werden, die über ein Vielfaches der Finanzausstattung verfügen, und gleichzeitig der einzige ernsthafte Versuch abgeblockt wird, die Wettbewerbsbedingungen wenigstens für einige Hochschulen und Fakultäten etwas näher an die Ausstattung internationaler Spitzenuniversitäten heranzuführen, an denen die Politik die wesentlich schlechter ausgestatteten deutschen Hochschulen ständig misst.“
Weiter fordern der Präsident und die Dekane von Beust auf „alle nur denkbaren Anstrengungen zu unternehmen, um die Mehrheit der CDU/CSU-geführten Länder zu einer sachorientierten Haltung zu bewegen.“ Der in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung zuletzt verabredete Zuschnitt der Exzellenzinitiative wurde dort als sinnvoll und sachgerecht bewertet. Die Initiative sollte einen Umfang von 1,9 Milliarden Euro haben und vom Bund zu drei und dem jeweiligen Sitzland zu einem Viertel finanziert werden.
Für Rückfragen:
Christian Hild
Tel.: (040) 428 38-4521
E-Mail: Christian.Hild"AT"uni-hamburg.de
Internet: www.uni-hamburg.de
Offener Brief an den Ersten Bürgermeister
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
die Ministerpräsidentenkonferenz der Bundesländer hat am 14. April 2005 mit der Mehrheit der CDU/CSU-regierten Länder den in der Bund-Länder-Kommission beschlossenen Kompromiss für die sogenannte „Exzellenzinitiative“ des Bundes und der Länder zum wiederholten Male abgelehnt. Sie haben diese Ablehnung mitbeschlossen, obwohl der in Ihrem Senat für Wissenschaft zuständige Senator Dräger, Ph.D., den mit Ausnahme des Landes Hessen von allen anderen Ländern getragenen Vorschlag mit erarbeitet und befürwortet hatte. Diese Entscheidung der Mehrheit der Ministerpräsidenten hat nicht nur die eigenen Minister und Senatoren desavouiert, sondern zwei besonders wichtige wissenschaftliche Initiativen erneut blockiert:
Sowohl die Verbesserung der Finanzausstattung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max Planck-Gesellschaft wurde dadurch verhindert als auch die wohl noch dringendere Unterstützung von Exzellenzclustern und Graduiertenschulen besonders leistungsfähiger Fakultäten und Hochschulen.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren bot die „Exzellenzinitiative“ die Chance, die Ausstattung besonders leistungsfähiger Fakultäten und Hochschulen zu verbessern und dadurch die Unterausstattung deutscher Universitäten im internationalen Vergleich wenigstens für die besten Fakultäten und Hochschulen zu verringern. Viele Hochschulen – darunter auch die Universität Hamburg – haben sich auf den Wettbewerb um die zusätzlichen Mittel seit vielen Monaten intensiv vorbereitet. Diese zusätzlichen Anstrengungen, die neben der Umstellung aller Studiengänge auf die gestufte Studienstruktur und weiteren tief greifenden Reformen zu bewältigen sind, werden durch die Entscheidung der Ministerpräsidenten der CDU/CSU-regierten Länder nicht nur übersehen, sondern offenbar missachtet. Es grenzt inzwischen fast an Zynismus, wenn einerseits den deutschen Hochschulen ständig Spitzenleistungen im Wettbewerb mit Spitzenuniversitäten anderer Länder abgefordert werden, die über ein Vielfaches der Finanzausstattung verfügen, und gleichzeitig der einzige ernsthafte Versuch abgeblockt wird, die Wettbewerbsbedingungen wenigstens für einige Hochschulen und Fakultäten etwas näher an die Ausstattung internationaler Spitzenuniversitäten heranzuführen, an denen die Politik die wesentlich schlechter ausgestatteten deutschen Hochschulen ständig misst.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
die Länder Bayern und Berlin sind nun beauftragt, mit dem Bund noch einmal über Kompromissmöglichkeiten zu verhandeln. Wir bitten Sie nachdrücklich, alle nur denkbaren Anstrengungen zu unternehmen, um die Mehrheit der CDU/CSU-geführten Länder zu einer sachorientierten Haltung zu bewegen. Die Ablehnung der „Exzellenzinitiative“ und des „Paktes für Forschung und Innovation“ ist sachlich nicht zu rechtfertigen. Sie ist allein parteipolitisch und wahltaktisch motiviert. Es ist nicht länger verantwortbar, die Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen für den Föderalismusstreit und andere wissenschaftsfremde Zwecke „in Geiselhaft zu nehmen“.
Sie wissen so gut wie wir, dass gerade ein Stadtstaat wie Hamburg, der vier Fünftel seiner Steuereinnahmen an den Bund und andere Länder abführen muss, ein international wettbewerbsfähiges Hochschul- und Wissenschaftssystem nicht ohne Bundesmittel finanzieren kann. Bitte ermöglichen Sie der Universität Hamburg, sich dem Wettbewerb im Rahmen der Exzellenzinitiative zu stellen. Die Universität verfügt über leis-tungsstarke Exzellenzbereiche, die in Zusammenarbeit mit DESY, GKSS, Max Planck-Instituten und Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft über international wettbewerbsfähiges Potential in der Forschung und der Nachwuchsförderung verfügen. Die Wissenschaftsstadt Hamburg braucht die Exzellenzinitiative, um ihr Leistungspotential voll entfalten zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Lüthje, Präsident der Universität Hamburg
Prof. Dr. Karl-Werner Hansemann, Vizepräsident der Universität Hamburg
Prof. Dr. Holger Fischer, Vizepräsident der Universität Hamburg
Dekane der Fakultäten und Fachbereiche der Universität Hamburg