Extreme crafts:Taxidermist Steffen Lässle on little eyes and heavy bones
11 May 2017, by Anna Priebe
Photo: UHH, RRZ/MCC, Mentz
On 27 April the new lobby of CeNak's new Zoological Museum will be ceremoniously opened. The lobby is barrier-free and eases the pedestrian traffic in front of the Martin-Luther-King-Platz entrance. An interactive exhibit also provides a taste of a possible new natural history museum in Hamburg. Visitors can admire the world's smallest mammal and the 20-meter long razor back whale. Steffen Lässle, one of CeNak's taxidermists, has prepared a large presentation. [Read on in German]
Herr Lässle, welche Tiere in der neuen Ausstellung waren die größten Herausforderungen für Sie als Präparator?
Die größte Herausforderung war sicherlich die Etruskerspitzmaus, weil sie so klein ist. Da darf man nicht zu sehr zittern oder zu doll zupacken, denn dann zerstört man das ganze Präparat.
Wie präpariert man denn eine Etruskerspitzmaus?
Eine der zwei Mäuse haben wir in einer sogenannten PEG-Volltränkung präpariert, das heißt, sie wurde in flüssigen Kunststoff getränkt, der in die Zellen eindringt und diese so stabilisiert, dass sie beim Trocknen nicht schrumpfen.
Zudem haben wir das Skelett einer Etruskerspitzmaus, für das Speckkäfer zum Einsatz kamen. Die fressen das Fleisch weg und übrig bleibt dann das Skelett. Das hängt zwar zusammen, muss aber noch gebleicht, entfettet und in Position gebracht werden.
Beim PEG-Verfahren muss man nicht so viel nacharbeiten, aber die Augen werden zum Beispiel durch Glasaugen ersetzt, was natürlich eine sehr feine Arbeit ist. Es ist aber schon einfacher, an der ganzen Maus zu arbeiten als am zerbrechlichen Skelett.
Und wo bekommt man die Augen her?
Die kann man im Fachhandel bestellen. Da gibt es Hersteller, die Glasaugen machen – von Teddybär-Augen über menschliche Augen-Prothesen bis eben zu Augen für Präparationszwecke. Bei der Etruskerspitzmaus sind sie so klein, dass sie eigentlich nur noch als schwarz zu erkennen sind, und da gibt es entsprechend kleine Kugelaugen.
Wie gehen Präparation und Ausstellungskonzept zusammen?
Wir stimmen uns sehr eng mit der Ausstellungsleitung ab. Ideen können dabei von beiden Seiten kommen und dann muss man besprechen, ob das sinnvoll ist und ob man das haben möchte.
Vor allem von Seiten des Präparators geht es natürlich auch immer um die Machbarkeit. Es kommt schon mal vor, dass die Ausstellungsmacher sich etwas vorstellen, was in der Durchführung zu aufwendig oder zu teuer wäre. In diesem Fall war eigentlich eher das Problem, überhaupt Etruskerspitzmäuse zum Präparieren zu bekommen. Das Naturkundemuseum Berlin hat uns da dankenswerterweise ausgeholfen.
Ein weiteres Highlight in der neuen Ausstellung ist das vollständige Skelett eines Finnwals. Das waren wahrscheinlich ganz andere Herausforderungen als bei der Etruskerspitzmaus, oder?
Ja, das war das andere Extrem. Da wiegt ein Knochen gut und gerne 20 Kilo, die Unterkiefer zwischen 160 und 180 Kilo – das ist schon die erste Schwierigkeit. Dazu kommt, dass es nicht wirklich viel Literatur darüber gibt, wie die einzelnen Knochen im Finnwal liegen. Da muss man quasi von Fotos lebender Tiere auf die innere Form schließen.
Wir haben die Knochen – wo es nötig war – gereinigt, zusammengefügt und einen 3D-Scan der Knochen begleitet. Mein Kollege Matthias Preuss hat dann zehnfach verkleinerte Ausdrucke der Scans zusammenmontiert, damit wir das gesamte Skelett in der Ausstellung zeigen können und die Besucher einen Eindruck bekommen, wo welche Knochen liegen. Die Originale werden einzeln in Regalen präsentiert.
Präparieren – Kunst oder Handwerk?
Kann man es Kunsthandwerk nennen? Die handwerkliche Seite ist die eine, denn man muss schon mit den entsprechenden Maschinen umgehen können und viele Jobs vereinen, also Holz- und Metallarbeiten machen, es gehört ein bisschen Messebau dazu, aber auch Ausstellungsgestaltung.
Aber ganz wichtig ist auch, dass man einen Blick für das Tier hat. Wie sind die Proportionen? Wie kann sich das Tier von seiner Anatomie her überhaupt bewegen und was wäre, zum Beispiel für einen Auerhahn, eine entspannte, natürliche Haltung. Wie guckt er, wenn er sich gestört fühlt, und wie verhält er sich dann? Da muss man schon ein Gefühl für haben, daher würde ich schon sagen, dass es auch etwas Richtung Kunst geht.
Das ist schon sehr vielseitig und jedes Tier ist eine neue Herausforderung. Natürlich, wenn man eine Waldmaus und eine Spitzmaus macht, dann hat man ähnliche Aufgaben, aber es kommt einem selten zweimal das gleiche Tier auf den Tisch. Und so etwas wie einen Finnwal, das macht man nicht so oft in seinem Leben.
Zur Person: Steffen Lässle hat seine duale Ausbildung zum Präparator in Wien 2014 abgeschlossen. Die Aufgaben als Präparator sind vielfältig: Neupräparation für Ausstellung und Wissenschaft, Erhalt der Präparate – von abstauben bis komplett überarbeiten, Pflanzenpräparation, Dioramen-Bau – also der Nachbau des Lebensraumes für Ausstellungsstücke – und Schädlings-Monitoring. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet Lässle im Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg. Seine Präparation einer Ratte wurde im April 2016 mit dem „Taxidermists´ Choice Award“ in Berlin ausgezeichnet.