Bitcoins and virtual moneyHow digital currency changes the financial sector
21 September 2017, by Daniel Meßner
Photo: Public Domain
Digital or "crypto" currencies are becoming more popular and have become a significant economic factor worth billions in trade. There is more than meets the eye, however, when it comes to Bitcoins and other currencies: an infrastructure that will fundamentally alter finance. Researchers at Universität Hamburg are now focusing on the technical conditions of virtual money. [Read on in German]
„Inzwischen sind sich Experten, Privatbanken und Zentralbanken einig: Blockchains werden die Finanzwelt revolutionieren“, erklärt Dr. Ingo Fiedler vom Arbeitsbereich Marketing und Innovation der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Er beschäftigt sich im Rahmen seiner Forschungen zu Glücksspielen schon seit einigen Jahren mit Digitalwährungen. Sie basieren technisch auf der sogenannten Blockchain, einer Datenbank, in der alle Transaktionen verzeichnet sind. Eine Blockchain ist wie ein gigantisches Rechnungsbuch, ein dezentral verteiltes Protokoll mit sämtlichen Transaktionen, auf das alle Nutzer und Nutzerinnen Zugriff haben. Die dezentrale Verteilung der Informationen sorgt dafür, dass die Währungen nicht regulierbar sind, aber alle über ein transparentes Protokoll verfügen.
„Diese Technologie ist ähnlich revolutionierend wie das Internet. Blockchains erlauben es in Situationen, in denen sich Fremde vertrauen müssen, den Intermediär, also Zwischenhändler oder Vermittler, auszuschalten und durch ein Protokoll zu ersetzen. Das spart nicht nur sehr viele Kosten auf den oftmals monopolisierten Plattformmärkten, sondern schafft zudem Transparenz und zugleich Vertrauenswürdigkeit.“ Der Reiz im Einsatz von Blockchains besteht darin, dass Zwischenhändler nicht mehr notwendig sind, weshalb alle Marktplätze zukünftige Anwendungsgebiete sein könnten – immer, wenn mehrere Personen aufeinandertreffen, die etwas kaufen oder verkaufen. Überweisungen erfolgen dann direkt zwischen den Nutzern.
Bitcoins, Blockchains und das Platzen der Spekulationsblase
Die Digitalwährung Bitcoin ist die erste Anwendung der Blockchain-Technologie und existiert seit 2009. Sie zählt zu den bekanntesten und populärsten virtuellen Währungen und der Bitcoin-Kurs steigt seit einigen Jahren in ungeahnte Höhen. 2017 erreichte er den bisherigen Höchststand von über 4000 EUR für einen Bitcoin. Doch bei Investitionen in Digitalwährungen ist Vorsicht geboten, warnt Wolf Posdorfer vom Fachbereich Informatik: „Mit Bitcoin verhält es sich wie mit allen Spekulationsblasen, irgendwann platzt sie. Den genauen Zeitpunkt kann man da schwer voraussagen. Dieser Hype wird auch durch die Industrie und den Finanzsektor selbst mit ausgelöst. Plötzlich will jedes Unternehmen auch etwas mit Blockchain machen.“
Posdorfer forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Verteilte Systeme und Informationssysteme (VSIS) an der Anwendung von Blockchains: „Zusammen mit einigen Partnern aus der Hamburger IT-Landschaft entwickeln wir Konzepte und Prototypen für den Blockchaineinsatz in diversen branchenspezifischen Umfeldern.“
Anwendungen und Zukunft der Digitalwährungen
Für Ingo Fiedler, dessen Arbeitsgruppe aktuell als Konsortialpartner eines Leuchtturmprojektes zu dezentralen Energiemärkten auf Blockchain-Basis Mittel beim BMWi einwirbt, liegt der Reiz in der Beschäftigung mit Digitalwährungen darin, ein tieferes Verständnis gegenwärtiger Finanz- und Geldsysteme zu entwickeln – auch wenn im Moment noch nicht klar ist, welche Digitalwährungen oder technische Infrastrukturen sich durchsetzen werden: „Sicher sind sich Branchenkenner allerdings, dass sich durch die Blockchain-Technologie nicht nur die Finanzwelt, sondern auch andere Branchen disruptiv verändert werden. Hierzu gehören zum Beispiel Energie, Medizin, Groß- und Außenhandel und sogar Jura.“
Inzwischen gibt es mehr als 1000 Digitalwährungen. Wolf Posdorfer glaubt allerdings nicht, dass sich in Deutschland in naher Zukunft eine davon durchsetzen wird, mit der wir unsere alltäglichen Geldgeschäfte erledigen werden. „Ich glaube, bis sich Kryptowährungen als Zahlungsmittel durchsetzen, vergehen noch mehr als 10 Jahre. Sie hätten sich längst durchsetzen können, aber dazu müssten auch die Banken innovativer werden und dürften nicht an starren Systemen festhalten.“
Nützlich sind die neuen Währungen aber schon jetzt nicht nur als Spekulations- und Forschungsobjekt. „Zuletzt habe ich über Bitcoin Geld von Euro in kanadische Dollar getauscht, indem ich sie auf einer europäischen Börse gekauft und einer kanadischen Börse verkauft habe. Dadurch habe ich für meine Zeit in Kanada Unmengen an Bankgebühren gespart und die Transaktionskette ging zudem wesentlich schneller als bei einer typischen SWIFT-Überweisung“, erzählt Ingo Fiedler, der derzeit auf einem Forschungsaufenthalt in Kanada ist.