IT for people—a conversation with business informatics professor Prof. Dr. Eva Bittner
23 June 2017, by Maike Nicolai
Photo: UHH/Nicolai
Prof. Dr. Eva Bittner investigates the way IT connects people, allows for the sharing of knowledge electronically, and makes decision-making processes such as urban planning more interactive. We spoke with the junior professor about her work and career plans. [Read on in German]
Seit Februar 2017 koordinieren Sie das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Verbundprojekt „Civitas Digitalis“. Was ist hier das Ziel?
„Civitas Digitalis“ versucht, Bürgerbeteiligung in der Stadtplanung von der Idee bis zur konkreten Umsetzung transparenter zu machen. Die Bürger sollen durchgängig am Prozess beteiligt werden.
Bisher war es oft so, dass sie ihre Ideen zu Beginn des Prozesses abgaben und die Planer dann damit weiterarbeiteten. Jetzt sollen sie durchgängig an der Planung mitwirken. So kann die Stadt besser auf die Bedürfnisse der Bürger eingehen, und die Lösungen werden bedarfsgerechter – sie sind ja die Experten und diejenigen, die ein Angebot später nutzen. Wir nutzen neue Technologien, um einen besseren Zugang zu verfügbaren Daten zu schaffen, erhalten aber auch die Vorzüge etablierter Prozesse.
Können Sie hierfür ein Beispiel nennen?
Bei klassischen Anhörungen schaute man sich vor allem Bebauungspläne an, es wurden vielleicht Notiz-Zettel mit Kommentaren darauf geklebt. Wenn wir jetzt aber zum Beispiel Tische mit interaktiven Bildschirmen verwenden, kann man einerseits gleich viel mehr Informationen in die Gespräche einfließen lassen und andererseits stehen Ergebnisse direkt online.
Die Interaktion der Veranstaltungen geht aber nicht verloren, weil die persönliche Gesprächssituation ja erhalten bleibt. Man sollte also keine Angst haben, dass die Abstimmung nur noch online stattfindet und sich Entscheidungsträger und Bürger nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Wie läuft das Projekt ab?
Civitas Digitalis ist ein Forschungs- und Gestaltungsprojekt. Wir fahren zwei Entwicklungs- und zwei Pilotierungsrunden. Zurzeit sind wir noch Beobachter bei Beteiligungsverfahren und überlegen, wo die IT ansetzen kann. Im zweiten Jahr wollen wir unsere Technologien und Prozesse schon mit Bürgern ausprobieren. Die Stadt Hamburg ist ja auch geförderter Partner und trägt zur Entwicklung bei. Sie erhält zum Ende des Projekts Methoden für Bürgerveranstaltungen und Prozesse für die Weiterentwicklung von Ideen aus den Beteiligungsverfahren.
Sie haben ursprünglich Betriebswirtschaftslehre studiert. Wie sind Sie in die Informatik gekommen?
In München habe ich am Center for Digital Technology and Management (CDTM) nebenbei den interdisziplinären Studiengang „Technology Management“ studiert. In den Projekten dort wurde mir erstmals vollständig bewusst, wie stark IT heute nahezu alle Lebensbereiche und Branchen durchzieht und verändert. Ich erkannte, wie wichtig hierbei neben dem technologischen Verständnis auch ein Verständnis der sozialen und betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge ist. Viele ehemalige Kommilitonen haben IT-Start-ups gegründet oder gestalten die digitale Transformation in großen Unternehmen. Ich habe mich entschieden, meinen Beitrag dazu in der Wissenschaft zu leisten.
Wie beeinflusst Ihr Hintergrund Ihre Arbeit?
Schnittstellen-Themen haben mich schon immer begeistert. Informatiker fragen ja oft eher, was technologisch machbar ist. Mich interessiert der Nutzen: Wo kann die IT ein passendes Werkzeug liefern und wie können wir es einsetzen? In meiner Doktorarbeit habe ich mich noch auf den Unternehmensbereich konzentriert und gefragt, wie man den Austausch zwischen Neulingen und Experten fördern kann. Jetzt geht es um Beteiligungsprozesse im viel größeren Rahmen.
Sie haben von März 2016 bis März 2017 am Agathe-Lasch-Coaching-Programm der Universität Hamburg teilgenommen – inwiefern profitieren Sie bei Ihrer Arbeit von Programmen zur Frauenförderung?
Als Studentin habe ich noch geglaubt, dass Gleichstellung gar kein Thema mehr ist. Aber im Zuge meiner Karriere dachte ich irgendwann: Ich hätte jetzt gern mal ein Rollenvorbild. Das Agathe-Lasch-Coaching habe ich relativ zu Anfang meiner Juniorprofessur gemacht. Da ging es darum, Mitarbeiter zu suchen, einzuarbeiten und zu führen. Es war sehr hilfreich, einen neutralen externen Sparringspartner zu haben und eine Selbstreflexion zu bestimmten Themen anzustoßen.
Jetzt sind Sie in das „Fast Track“-Programm der Robert Bosch Stiftung aufgenommen worden. Was versprechen Sie sich von dem Programm?
Beim Auswahltag für den „Fast Track“ habe ich schon viele interessante Kolleginnen kennen gelernt, die in ganz unterschiedlichen Disziplinen arbeiten, aber in derselben Karrierephase stecken. Das ist eine tolle Möglichkeit, mich auszutauschen und mich auf Themen vorzubereiten, die für mich jetzt noch nicht akut sind. Und ich bin schon sehr gespannt auf die Seminare.
Zur Person
Prof. Dr. Eva Bittner hat an der Technischen Universität München Technologie- und Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre (TUM-BWL) sowie am Center for Digital Technologies and Management (CDTM) Technology Management studiert. Seit 2015 ist sie Juniorprofessorin und Leiterin des Arbeitsbereichs Wirtschaftsinformatik, insbesondere sozio-technische Systemgestaltung (WISTS), am Fachbereich Informatik der Universität Hamburg. Sie wurde unter anderem ins Agathe-Lasch-Coaching-Programm der Universität aufgenommen und wird als eine von 20 ausgewählten Nachwuchswissenschaftlerinnen an der nächsten Runde des Programms „Fast Track“ der Robert Bosch Stiftung teilnehmen.