Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Glaubrecht
Wissenschaftlicher Direktor, Centrum für Naturkunde (CeNak)
t. 040.42838-2275
e. matthias.glaubrecht@uni-hamburg.de
Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Glaubrecht
Wissenschaftlicher Direktor, Centrum für Naturkunde (CeNak)
t. 040.42838-2275
e. matthias.glaubrecht@uni-hamburg.de
Im Berliner Naturkundemuseum war ich jeden Tag, aber das letzte andere Museum, das ich besucht habe, war das Queensland Museum im australischen Brisbane. Das war im Oktober des vergangenen Jahres, während einer Forschungsreise.
Jedes Museum hat einen eigenen Charakter und natürlich profitiert man davon, die anderen zu sehen. Für Berlin kann ich sagen, dass wir eine Ausstellung konzipiert haben, die wiederum für andere Vorbildwirkung entwickelt hat. Es muss uns auch für Hamburg gelingen, eine Vorreiterrolle zu spielen, was Ausstellungen angeht.
Das CeNak besteht im Wesentlichen aus drei großen Sammlungen: der Geologie-Paläontologie, der Mineralogie und vor allem der Zoologie. Wir überführen diese drei Sammlungen mitsamt Fachpersonal in das neue Centrum. Wenn es nach unserer Idee geht, sollen sie noch durch das Herbarium Hamburgense ergänzt werden.
Das höhere Ziel dieser Umstrukturierung ist es, eine historische Fehlentwicklung zurückzudrehen: Wir wollen den Hamburgerinnen und Hamburgern mit der Gründung des CeNak bewusst machen, dass sie 1943 einen erheblichen Kriegsverlust erlitten haben, als alliierte Bomben das Naturhistorische Museum am Hauptbahnhof zerstörten. Große Teile der Sammlungen dieses Museums waren glücklicherweise ausgelagert worden, zum Beispiel die Alkoholsammlung. Dadurch konnten historische Bestände gerettet werden.
Aber die Sammlungen sind durch die Strukturen, die man ihnen in der Folge auferlegt hat, sträflich vernachlässigt worden. Mithilfe des CeNak drehen wir diese Entwicklung zurück. Hamburg ist die einzige große Metropole, die ein solches Museum hatte und auch verdient, aber nicht hat. Dieses Manko wollen wir beheben.
Ja, in einem Naturhistorischen Museum, von dem wir uns visionär erhoffen, dass es in Hamburg an einem zentralen Ort den Besucherinnen und Besuchern offen steht.
Die Idee ist, ein Gebäude zu errichten, in dem die Sammlungen mit den Forschungseinrichtungen untergebracht werden können. Sie müssen sich bei einem Naturkundemuseum nämlich immer zwei Teile denken: zum einen eine Forschungsinfrastruktur mit den Sammlungen, den dort beschäftigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und ihren darauf aufbauenden Forschungsprojekten sowie der Ausstellung, die der Öffentlichkeit eine Brücke zur Wissenschaft schlägt.
Die Kunst beim Ausstellungsmachen besteht heute darin, ein Fenster zur Wissenschaft herzustellen. Was wir zeigen wollen ist, welche Themen in dieser Forschungsinfrastruktur bearbeitet werden. Wir wollen in Hamburg eine Ausstellung zu einem der großen Zukunftsthemen der Menschheit schaffen: Biodiversität.
Wie gehen wir mit unserer biologischen Vielfalt um? Wie erforschen wir sie? Wozu erforschen wir sie? Und wie können wir sie erhalten und schützen? Die Forschung eines Naturkundemuseums muss sich solchen Fragen stellen – mithilfe der vorhandenen Archive, die übrigens nicht nur Asservatenkammern sind. Man legt die Objekte nicht einfach ab, nach dem Motto: Schön, dass wir sie haben. Sie haben vielmehr eine bedeutende Funktion als Belege aus der Vergangenheit. Was wir mit dem CeNak haben, ist eine Großforschungseinrichtung wie das DESY.
Ich hoffe, dass wir hier von einem mittelfristigen Projekt reden. Meine Wunschvorstellung wäre, dass wir das Universitätsjubiläum 2019 nutzen, um eine definitive Grundsteinlegung, wenn nicht sogar Richtfest oder Eröffnung dieses Naturhistorischen Museums zu begehen.
Unter meiner Leitung werden wir zunächst das Zoologische Museum zukunftsfähig machen, d.h. wir ändern zum Beispiel räumliche Strukturen innerhalb des Museums, insofern dass wir etwa die Arbeitsabläufe anschauen, wir bündeln die Forschungsaktivitäten, die bisher unter anderen Vorzeichen gelaufen sind, und richten sie auf das neue Thema der Biodiversität aus.
Das ist eine ganz entscheidende Frage, denn es ist eine irrige Annahme, dass durch Digitalisierung eine Substitution erlangt ist. Hier geht es nicht um eine Verschlagwortung von Büchern, sie können aus einem Datenbankeintrag und einem Foto keine DNA entnehmen, keine Protein- oder Isotopenanalyse durchführen.
Die Digitalisierung von Sammlungen ist lediglich die Verfügbarmachung der Daten und Kenntnisse, aber sie als Ersatz für die Archive zu sehen, wäre so, als würden Sie sagen: Ich bin verheiratet, und mir reicht eigentlich das Bild meiner Frau. Dann können Sie selbst beurteilen, ob es sich dabei um eine glückliche Ehe handelt. Digitalisierung ist sicher wichtig und es ist schön, wenn man ein Foto von seiner Frau hat. Aber es ist noch schöner, wenn man sie im Arm hält.