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Prof. Dr. Ralf Thiel
Centrum für Naturkunde
t. 040.42838-5637
e. ralf.thiel@uni-hamburg.de
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Die Auswertungen zeigen, dass es im Hamburger Stadtgebiet insgesamt 57 Fisch- und Neunaugenarten aus 20 Familien gibt. Sieben dieser Spezies sind sogenannte Neozoen, das heißt, sie sind aus einer anderen Region eingewandert oder eingeschleppt worden. Dazu gehören zum Beispiel die Schwarzmundgrundel, der Sonnenbarsch und der Amerikanische Zwerghundsfisch. Anhand ihrer Fischfauna wurde die Lebensraumqualität der Gewässersysteme Elbe/Hafen, Alster, Bille, Moorburger Landscheide, Düpenau, Este, Seevekanal und Wedeler Au bewertet.
Ein wesentlicher Schwerpunkt war auch eine Gefährdungsanalyse für die in Hamburger Gewässern lebenden Fischarten. Die sieben Neozoen wurden bei dieser Einschätzung nicht berücksichtigt. Von den verbleibenden 50 Arten sind elf (22%) bestandsgefährdet, etwa das Bachneunauge und der Schlammpeitzger. Der Atlantische Lachs ist sogar vom Aussterben bedroht. Bereits als ausgestorben oder verschollen gelten der Europäische Stör und der Maifisch; die Äsche ist „extrem selten“. „Insgesamt wurden somit 14 Arten in eine Rote-Liste-Kategorie eingestuft“, fasst Prof. Ralf Thiel, Leiter der Abteilung Ichthyologie des CeNak an der Universität Hamburg, die Ergebnisse zusammen.
Im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, gelegen in der Elbmündung vor Cuxhaven, wurden 59 Arten gezählt, von denen neun bestandsgefährdet und sieben auf der Vorwarnliste sind. Für acht Spezies reicht die Datenlage für eine Einschätzung nicht aus. Fünf der gefährdeten Arten im Nationalpark sind auch in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union als besonders schutzwürdig ausgewiesen.
Die Studie zeigt, dass die Bestände einer ganzen Reihe von Arten seit Mitte des 19. Jahrhunderts abgenommen haben, was Hilfs- bzw. Schutzmaßnahmen im Hamburgischen Wattenmeer sowie dem Stadtgebiet notwendig macht. „Im Vergleich zur letzten Studie von 1991 haben sich zwar viele Arten deutlich erholt, dennoch müssen weitere Schritte unternommen werden“, so Thiel. So müsse etwa die Durchgängigkeit der Fließgewässer für die Tiere weiter verbessert werden.
Dem Fischartenatlas zufolge sind im Hamburger Stadtgebiet neben Gewässerbau und -unterhaltung vor allem die Nähr- und Schadstoffbelastung sowie die Kühlwassernutzung und der Klimawandel Gefahren für die Fischfauna. Im Wattenmeer kommen weitere, durch den Menschen verursachte Veränderungen der Lebensräume sowie die Fischerei hinzu.
Die Datengrundlage der Analyse waren rund 4500 Proben aus einem Zeitraum von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2013, die im Artenkataster der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt abgelegt sind. Damit kann nicht nur die aktuelle Situation dargestellt werden, sondern auch eine langfristige Entwicklung. Die letzte umfassende Darstellung zur Fischfauna Hamburgs stammt aus dem Jahr 1991.
Link zum Fischartenatlas (PDF): http://www.hamburg.de/contentblob/4457730/data/download-fischgutachten-2015.pdf