26. Juni 2023
Vom Graffiti bis zur 4000 Jahre alten QuittungBesondere Einblicke in die Handschriftenforschung
Foto: Cherie Lim
Seit der Antike hinterlassen Menschen handschriftliche Spuren, die je nach Ort und Kontext grundverschiedene Formen annehmen. Mit dem Exzellenzcluster „Understanding Written Artefacts“ (UWA) gibt es an der Universität Hamburg seit 2019 einen weltweit einzigartigen Forschungsverbund, in dem Handschriften aus allen Epochen und Erdregionen untersucht werden – von der mesopotamischen Keilschrifttafel über das mittelalterliche Gebetsbuch bis zum Graffiti an der U-Bahnhaltestelle. In diesem Sommer haben Interessierte gleich zwei Gelegenheiten, die vielseitigen Themen der Handschriftenforschung kennenzulernen.
„TAG“: Die wichtigste Graffiti-Konferenz kommt nach Hamburg
Los geht es vom 29. Juni bis zum 1. Juli mit der Tagung „TAG: Name Writing in Public Space“. Das „Tagging“ – also das Hinterlassen von Signaturen im öffentlichen Raum, meistens mit der Sprühdose – wird längst nicht mehr als zwielichtiger Zeitvertreib für Halbstarke abgetan, sondern zieht immer stärkeres wissenschaftliches Interesse auf sich. Die „TAG“-Konferenz ist die wichtigste internationale Tagung zu diesem Thema und bringt jährlich Forschende mit „Writern“ aus der Szene zusammen. Nach Stationen in Berlin, Amsterdam, Köln und Modena kommt die Konferenz dieses Jahr im Rahmen der Ausstellung „EINE STADT WIRD BUNT“ in Kooperation mit UWA nach Hamburg.
Der Auftakt findet am 29. Juni von 17 bis 20 Uhr im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (SUB) statt. Nach einer Filmvorführung („Hobo Carvings in Red Bluff, CA“) folgen Vorträge der Graffiti-Experten Matthew Champion und Susan Philips für ein breites Publikum (in englischer Sprache). Alle weiteren Vorträge der Tagung (auf Deutsch und Englisch) finden am 30. Juni und 1. Juli jeweils von 9 bis 17:30 Uhr im Museum für Hamburgische Geschichte statt. Die Teilnahme, auch an Teilen des Programms, steht allen offen und ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
„Hamburgs Schriftschätze“: Außergewöhnliche Handschriften, innovative Forschung
Wenige Tage später öffnet die Ausstellung „Hamburgs Schriftschätze: Neue Fragen an alte Manuskripte“ in der SUB ihre Pforten. Vom 5. Juli bis zum 2. Oktober sehen Besucherinnen und Be-sucher darin 20 außergewöhnliche Schriftartefakte aus den Beständen der SUB, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Exzellenzcluster UWA erforscht worden sind.
Darunter sind so unterschiedliche Objekte wie eine 4000 Jahre alte Quittung für Mehl, ein Notenmanuskript von Mozarts Vater Leopold und ein vollständiger Koran von der Größe einer Streichholzschachtel. Jede dieser Handschriften erzählt eine Geschichte, die weit über den Text hinausgeht: Wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Clusters aus dem Material, den Gebrauchsspuren und der Aufbewahrung von Schriftartefakten historische Zusammenhänge erschließen, ist Thema der Ausstellung.
„Hamburgs Schriftschätze“ ist ab dem 5. Juli jeden Tag von 9 bis 24 Uhr geöffnet (10 bis 24 Uhr an Wochenenden), der Besuch ist kostenlos. Die Eröffnung mit Kurzvorträgen der Kuratorinnen Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu (UWA) und Dr. Katrin Janz-Wenig (SUB) findet am 4. Juli um 18 Uhr im Veranstaltungsraum der SUB statt. Auch hier ist der Eintritt frei, um Anmeldungen per E-Mail an pr"AT"sub.uni-hamburg.de wird gebeten.