9. Dezember 2022
Elf Millionen Euro FörderungAn der Universität Hamburg entsteht das erste historische Tamil-Wörterbuch
Foto: Caracuvati Makal Library and Research Centre/G.Ravindran
„Die tamilische Literatur kann man nicht lesen, ohne studiert zu haben. Weil derzeit in Indien die Erziehung auf Englisch oder auf Hindi umgestellt wird, geht die Kenntnis der tamilischen Sprache immer mehr verloren“, sagt Prof. Dr. Eva Wilden, Sprecherin des Asien-Afrika-Instituts der Fakultät für Geisteswissenschaften und spezialisiert auf die klassische tamilische Literatur. In Europa hat sie derzeit die einzige Professur für klassisches Tamil inne. Auch um das literarische Erbe der Tamilen zu bewahren, wird sie ab dem 1. Januar 2023 das Langzeitvorhaben „Establishment of an electronic corpus of classical Tamil literature and the corresponding historical lexicon informed by emic exegetical and lexicographical sources (Tamilex)“ leiten, welches bis Ende 2046 laufen wird.
Univ.-Prof. Dr. Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg: „Das ist ein besonderer Erfolg für die Universität Hamburg! Ich gratuliere den Beteiligten um Prof. Dr. Eva Wilden herzlich und bedanke mich auch bei der Akademie der Wissenschaften. Die Einwerbung zeigt, dass wir in den Geisteswissenschaften mit dem Asien-Afrika-Institut und dem Exzellenzcluster „Understanding Written Artefacts“ zur Manuskriptforschung herausragende wissenschaftliche Leistungen erbringen und als Universität Hamburg einen Forschungsschwerpunkt weltweit besetzen sowie international sichtbar sind.“
Ziel des Projekts ist es, auf Grundlage umfangreicher Vorarbeiten in Form von kritischen Editionen, Übersetzungen und Digitalisierungen ein elektronisches Korpus der wichtigsten Texte der tamilischen Literatur des ersten Jahrtausends aufzubauen. Es soll zunächst mit Korpuswörterbüchern (Auflistungen aller Vorkommen und Ableitungsformen der Manuskripte) ausgestattet werden, die wiederum die Grundlage für ein zweisprachiges historisches Lexikon bilden. Querverweise ermöglichen den Zugang zu früheren gedruckten Wörterbüchern. Das Ganze wird als interaktives Online-Tool konzipiert, das eine direkte Auseinandersetzung auch mit den Quellentexten ermöglicht. „Wir erstellen das erste historische Wörterbuch, auf Tamil und Englisch, auf der Basis von komplett analysierten Texten“, so Prof. Dr. Eva Wilden.
Ihre Arbeit der vergangenen 20 Jahre, bei der Sie bereits Manuskripte gesammelt und digitalisiert hat, fließt als Grundstock in das Projekt ein. Das Hamburger Projektteam mit einer Informatikerstelle, zwei Postdocstellen und einer Doktorandenstelle wird die Kerngruppe sein, die ein großes internationales Team koordinieren wird. „Mit Dr. Jean-Luc Chevillard haben wir in Hamburg bereits den größten Spezialisten der tamilischen Grammatik. Dazu kommt ein großes Team der École française d’Extrême-Orient im indischen Pondicherry, eine Zusammenarbeit mit dem Südasien-Institut der Universität Heidelberg sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Paris, Budapest, Warschau, Oxford, Chicago und Montréal. Hamburg wird ein Knotenpunkt sein, an dem viele Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler zusammenkommen, sowie eine Zentrale für hybride Kollaboration“, sagt Wilden.
Finanziert wird das Vorhaben im Rahmen des Akademienprogramms, dem gemeinsamen Forschungsprogramm der Wissenschaftsakademien in Deutschland.
Akademie der Wissenschaften
Die Förderung der Akademie der Wissenschaften in Hamburg wird je zur Hälfte vom Bund und von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen. Das Akademienprogramm dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung des kulturellen Erbes. Es ist eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland und wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert. Auf der Webseite der Akademie gibt es weitere Informationen zum geförderten Projekt.