4. September 2019
Geheimnisse des Indischen Ozeans:Forschungsschiff SONNE steuert kaum bekannte Korallenriffe an
Foto: M. Hartig/Meyer Werft
Die Saya de Malha-Plattform steigt vom 2000 Meter tiefen Meeresgrund bis knapp unter die Meeresoberfläche auf. Sie liegt zwischen Mauritius und den Seychellen, mitten im Fluss der gewaltigen Südäquatorialströmung. Ein hoher Nährstoffgehalt und die Strömung machen die Riffe zu einem Nahrungsparadies für Fische und Wale. Gleichzeitig gedeihen hier prächtige Korallen.
„Wir möchten wissen, wie sich die Wassermassen aus dem Süden mit dem nährstoffreichen Wasserstrom aus dem Norden mischen und wie sich das auf die Bildung der Riffe auswirkt“, sagt Expeditionsleiter Dr. Sebastian Lindhorst. „Wahrscheinlich beeinflussen sowohl Meeresspiegelschwankungen als auch die Strömungen ihre Entwicklung, lassen sie wachsen oder schrumpfen.“
An der Expedition sind 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt, unter anderem von der Universität Hamburg und dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG). Sie gehen in Hongkong an Bord, von dort dauert die Reise zur Saya de Malha-Plattform gute zwei Wochen. Vor Ort erforschen sie auch den Einfluss des Klimawandels auf die Korallenriffe. Denn die Ozeane nehmen etwa ein Viertel des vom Menschen produzierten CO2 auf. Dadurch sinkt ihr pH-Wert, sie werden saurer. Korallen reagieren auf solche Veränderungen besonders empfindlich.
Zum ersten Mal wird die wissenschaftliche Crew auch den Weg bestimmter Mikroplastikteilchen und Schadstoffe von China bis zu den Riffen verfolgen. Sie wollen herausfinden, wie diese im Ozean treiben und wo sie verbleiben.
Die Forschenden interessieren sich für die Gegenwart und Zukunft – und auch für die Vergangenheit. Sie werden rund um die Uhr Salzgehalt und Temperatur des Meerwassers messen und Nährstoffe, Schadstoffe und Ablagerungen am Meeresboden untersuchen. Letztere erlauben Rückschlüsse auf das Klima der Vergangenheit, erklärt Professor Kay-Christian Emeis vom HZG: „Wir ziehen Bohrkerne aus den Sedimenten und können so bis zu 200.000 Jahre in die Vergangenheit schauen. Die Ablagerungen sind wahre Klimaarchive, aus denen wir neue Erkenntnisse über das Monsunsystem und seine Entwicklungsgeschichte in der Region erhalten.“
Die Forschungsreise der SONNE wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.