2. September 2019
Das geistliche Lied im FokusHumboldt-Gastwissenschaftler kommt an die Universität Hamburg
Foto: Dr. Piotr Kociumbas
Piotr Kociumbas forscht zum Thema „Zwischen Kirchengesang, Schulorganisation und Hauskatechese. Das geistliche Lied am Akademischen Gymnasium zu Danzig im 17. Jahrhundert“. Im Zentrum seines Forschungsvorhabens stehen zwei Liedersammlungen aus dem deutschen Sprachraum, die in der Zeit ihres Erscheinens eine besondere, nicht nur lokale Bedeutung hatten: „Lobsingende Herzensandacht […]“ (1656) und „Geistliche Sing- und Betstunde“ (1657).
Beide Sammlungen entstanden aus der Kooperation Johann Maukischs (1617–1669), Rektor des Akademischen Gymnasium zu Danzig sowie Pastor der gymnasialen Dreifaltigkeitskirche, und Thomas Strutius (1621–1687), dem dortigen Organisten. Die Werke bildeten in der Geschichte des deutschsprachigen geistlichen Liedes das beispiellose Fundament für eine komplexe Strategie didaktisch-pädagogischer Aktivitäten im Kirchen-, Schul- und Hausbereich. „Die Lieder wurden in verschiedenen Kontexten genutzt, um die Botschaften der Kirche zu verbreiten, den Alltag am Gymnasium zu gestalten und zu Hause erzieherisch zu wirken“, erklärt Dr. habil. Piotr Kociumbas.
Kociumbas studierte an der Universität Danzig Germanistik, promovierte 2008 an der Neuphilologischen Fakultät der Universität Warschau und habilitierte sich dort 2018 für Neuere deutsche Literatur. Er wird die Werke aus literatur-, musik- und theologiehistorischer Perspektive untersuchen. Geplant ist eine kritische Ausgabe des Doppelwerks.
An der Universität Hamburg ist er zu Gast am Institut für Kirchen- und Dogmengeschichte bei Prof. Dr. Anselm Steiger, dem Leiter des Instituts. Die Arbeit findet zudem im Rahmen des universitären Forschungsschwerpunkts „The Early Modern World“ statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen arbeiten hier zusammen und erforschen unter anderem, wie die Menschen in der Frühen Neuzeit trotz großer konfessioneller Spaltungen in Europa zusammenlebten.
Das „Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler“ der Alexander von Humboldt-Stiftung gibt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Ausland die Möglichkeit, ein langfristiges Forschungsvorhaben von sechs bis 18 Monaten in Kooperation mit einem selbst gewählten wissenschaftlichen Gastgeber an einer Forschungseinrichtung in Deutschland durchzuführen.