7. März 2019
Frauen an die Macht? Studie über Führungsstrukturen in US-Unternehmen
Foto: Andreas Weiss, © RNE
Analysiert wurden die Führungsstrukturen der S&P 500 Unternehmen aus dem Jahr 2018. Der Standard & Poor’s 500-Aktienindex umfasst die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. Deutlich wurde, dass die Vorstände und Aufsichtsräte nach wie vor überwiegend männlich besetzt sind: Knapp 20 Prozent der Unternehmen hatten weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand weibliche Mitglieder.
Studienautor Prof. Dr. Alexander Bassen von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg: „Beim Vergleich von Aufsichtsräten und Vorständen beobachten wir, dass mehr als zwei Drittel der Unternehmen weniger Frauen im Vorstand als im Aufsichtsrat beschäftigen. Die Bemühungen, mehr Frauen in die Aufsichtsräte zu berufen, scheinen zumindest ansatzweise gefruchtet zu haben. Dies gilt allerdings nicht für die Vorstände.“
Prof. Bassen und Prof. Dr. Andreas Hoepner, der Professor am University College Dublin und Gastprofessor an der Universität Hamburg ist, sowie ihr Studienteam erfassten im Rahmen der Analyse „Executive Gender Diversity: the percentage of women among the full group of top executive as reported to the regulator (i.e. the SEC in the US)“ zunächst manuell Daten der S&P 500 Unternehmen aus dem Jahr 2018 und verglichen diese mit dem prozentualen Anteil von Frauen in Aufsichtsräten nach Angaben von Bloomberg, einem Nachrichtendienstleister aus dem Finanzbereich.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Eine Minderheit, nämlich weniger als 25 Prozent der Unternehmen, hat mehr als ein Viertel weibliche Vorstände. Das heißt im Umkehrschluss, dass mehr als 75 Prozent der Unternehmen 25 Prozent oder weniger Frauen im Vorstand beschäftigen. Weniger als 5 Prozent aller S&P 500 Unternehmen stellen mehr als 40 Prozent weibliche Vorstände.
In Deutschland ergab eine ähnliche Studie, die BCG Gender Diversity Index 2018, dass durchschnittlich 7 Prozent der Vorstände der Unternehmen aus dem DAX 100 weiblich sind. Prof. Bassen: „Die amerikanischen Unternehmen sind mit ihrem Schnitt von ca. 18 Prozent weiblichen Vorständen damit progressiver im Vergleich, allerdings auch auf niedrigem Niveau.“
Die Ergebnisse deuten insgesamt an, dass die Geschlechtergleichstellung in Vorständen nicht so sehr verbreitet ist wie in Aufsichtsräten. Prof. Hoepner: „Wir kommen zum Schluss, dass das Thema der Geschlechtergleichstellung in Vorständen wesentlich mehr Aufmerksamkeit von der Wissenschaft und von Forschungsförderungseinrichtungen verdient.“