20. September 2016
51. Deutscher Historikertag unter dem Leitthema „Glaubensfragen“ am 20. September 2016 eröffnet
Foto: VHD
Vom 20. bis 23. September 2016 findet der 51. Deutsche Historikertag an der Universität Hamburg statt. Mit mehr als 3.500 Besucherinnen und Besuchern ist der Historikertag der größte geisteswissenschaftliche Kongress Europas. Veranstaltet wird er vom Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) gemeinsam mit dem Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD).
Das Leitthema des 51. Deutschen Historikertages ist „Glaubensfragen“. Es spricht religionshistorische, aber auch wissenschafts- und geistesgeschichtliche Arbeitsfelder an. Der religionshistorische Schwerpunkt rückt die epochenübergreifende Geschichte von Religionsgemeinschaften, deren interkonfessionelle Beziehungen, das Verhältnis zu Staat und Gesellschaft sowie individuelle Religionserfahrung in geschichtlicher Perspektive in den Mittelpunkt. Der Historikertag fragt mit seinem Leitthema aber auch nach dem Verhältnis von Glauben und Wissen in Geschichte und Gegenwart. Wie Wissens- und Glaubensbestände sich voneinander abgrenzen und gegenseitig beeinflussen, berührt nicht zuletzt auch das Selbstverständnis des Fachs Geschichte.
Die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung lädt am 20. September um 12 Uhr geladene Gäste zur Eröffnungsfeier im Rahmen eines Senatsempfangs in das Hamburger Rathaus ein. Der Erste Bürgermeister Hamburgs, Olaf Scholz, wird in seiner Funktion als Schirmherr des Historikertages den Kongress begrüßen. Martin Schulze Wessel (VHD) und Ulrich Bongertmann (VGD) eröffnen den Historikertag als Vorsitzende der Verbände. Die Festrede wird vom Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, gehalten. Der indische Botschafter, H.E. Gurijt Singh, repräsentiert das diesjährige Partnerland des Historikertages.
Prof. Dr. Dieter Lenzen wird als Präsident der Universität Hamburg ein Grußwort sprechen. Er erklärte: „Ich freue mich sehr, als Präsident der Universität Hamburg einen so bedeutenden Kongress wie den Historikertag an unserer Hochschule begrüßen zu dürfen. Unser Alltag ist voll von Erfahrungen, zu deren Einordnung wir Historikerinnen und Historiker benötigen. Sie schaffen Wissen, das in aktuellen Debatten eminent wichtig ist, denn wo Wissen durch Glauben ersetzt wird, wächst Erkenntnis nicht mehr nach.“
Mit Indien hat der Historikerverband zudem erstmalig ein Partnerland außerhalb Europas und Nordamerikas gewählt. „Die Aufmerksamkeit für Geschichtsschreibungen jenseits des europäischen Horizonts zu entwickeln und dauerhafte Kontakte zu etablieren ist eine dringliche Aufgabe der historischen Forschung“, so Martin Schulze Wessel, Vorsitzender des VHD. Dem Partnerland Indien sind auf dem Historikertag mehrere Sektionen sowie ein Themenbereich innerhalb der Fachausstellung gewidmet.
Der 51. Deutsche Historikertag spricht mit seinem vielfältigen Programm unterschiedliche Zielgruppen an: In mehr als 400 Vorträgen von der Antike bis zur Zeitgeschichte wird die aktuelle Forschung in ihrer ganzen Breite vorgestellt. Der wissenschaftliche Nachwuchs präsentiert sich in einem Doktorandenforum, das von der Gerda Henkel Stiftung unterstützt wird. Etwa 1.200 Schülerinnen und Schüler können in dem in Kooperation mit der Körber-Stiftung ausgerichteten Schülerprogramm ihr Verständnis für Phänomene der Vergangenheit vertiefen.
Der Historikertag richtet sich mit mehreren offenen Veranstaltungen zudem an eine breite Öffentlichkeit. In Kooperation mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius werden zwei inhaltlich starke Akzente gesetzt: Die Public Lecture am 20.9. um 18.30 Uhr mit Ravi Ahuja thematisiert die Dekolonisation in Indien; Wissen und Glaube stehen im Fokus einer interdisziplinären Podiumsdiskussion in der Bucerius Law School am 21.9. um 18.30 Uhr. Mit dem bevorstehenden Reformationsjubiläum 2017 befasst sich eine Podiumsdiskussion in der Hauptkirche St. Jacobi. In der Verlags- und Fachausstellung, die ebenfalls öffentlich zugänglich ist, informieren mehr als 100 Verlage, Institute und Vereine über ihre aktuellen Programme und Vorhaben aus Wissenschaft, Kultur und Bildung.
Das Programm und die Akkreditierungsunterlagen sind unter www.historikertag.de abrufbar.
Die Rede des Bundesaußenministers wird am 20. September ab 12 Uhr live zu sehen sein über die Plattform http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de
Hinweise auf Sektionen zu tagesaktuellen Themen
Schwierige Partnerschaften? Deutschlands Beziehungen zu den USA und Russland
Mittwoch, 21.09, 16–18 Uhr, im SPIEGEL-Haus
Die erhitzten Diskussionen um TTIP einerseits und die Sanktionen gegen Russland andererseits zeigen, dass die Beziehungen Deutschlands zu den USA und zu Russland in ungewöhnlichem Maße emotional aufgeladen sind und die deutsche Gesellschaft polarisieren. In der Diskussion reflektieren Nobert Röttgen, Andreas Wirsching, Gernot Erler und Martin Schulze Wessel (Moderation: Klaus Wiegrefe, DER SPIEGEL) die Traditionen der deutsch-russischen und deutsch-amerikanischen Beziehungen und setzen sie zu aktuellen Fragen der internationalen Politik in Beziehung. Mehr Informationen: https://uhh.de/usaru
History@Debate: Von Haider bis Brexit. Populismus in Europa
Donnerstag, 22.09., 11:15 Uhr, im Hörsaal A
Nicht nur in Europa geht das Gespenst des Populismus um. Dabei ist es nicht einfach, „Populismus“ zu definieren. Was macht ihn also aus? Und wie gehen wir mit ihm um? Fragen, die in der Podiumsdiskussion „Von Haider bis Brexit“ genauso besprochen werden wie Populismus als Problem der Europäischen Union. Bei der Veranstaltung im Rahmen des Formats „History@Debate“, das von der Gerda Henkel Stiftung und der Körber-Stiftung durchgeführt wird, diskutieren Thomas Mergel (Berlin), Heidemarie Uhl (Wien), Adam Krzeminski (Warschau), Thomas Serrier (Berlin), Kiran Klaus Patel (Maastricht) und Karin Priester (Münster). Die Debatte wird live im Internet gestreamt, simultan können Fragen und Kommentare via Twitter-Hashtag #historydebate eingebracht werden. Mehr Informationen: https://uhh.de/historydebate
Flucht und Grenzen – eine historisch-politische Debatte
Freitag, 23.09., 9–11 Uhr, im Hörsaal B
Historische Forschungen widmen sich Migrationsströmen und Fluchtbewegungen über lange Zeiträume und in großen geografischen Räumen. Sie vermitteln Erfahrungen über gelingende und fehlschlagende Integration in sehr verschiedenen kulturellen Kontexten. Die politische Relevanz dieses historischen Wissens liegt auf der Hand – doch wird sie erkannt und genutzt? Moderiert von Johannes Paulman diskutieren Dieter Gosewinkel, Barbara Lochbihler und Jochen Oltmer. Mehr Informationen: https://uhh.de/flucht-grenzen