21. Mai 2015
Eurovision Song Contest erstmals auch für Gehörlose erlebbar:Absolventen des Studiengangs „Taube Gebärdensprachdolmetscher“ übersetzen beim Musikwettbewerb in Wien
Foto: ESC
Gehörlose Menschen können den Eurovision Song Contest (ESC) am 23. Mai in Wien erstmals ebenso erleben wie Hörende, denn beim diesjährigen Musikwettbewerb werden die Songs in Gebärden übersetzt. Möglich macht das ein Team aus Dolmetscherinnen und Dolmetschern, zu dem auch Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs „Taube Gebärdendolmetscher“ der Universität Hamburg gehören. Im Rahmen des Projekts „Eurovision Sign“ übersetzt das Team die Songs der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler in internationale Gebärden und macht sie so für gehörlose Menschen erfahrbar.
Das größte Unterhaltungsevent Europas wird für gehörlose Menschen in ‚International Sign‘ (Internationaler Gebärde) präsentiert und zusätzlich live untertitelt. Teamleiter Delil Yilmaz erklärt: „Wenn jemand niemals in seinem Leben gesehen hat, hat er andere ‚Bilder‘ - das sind die Empfindungen, die er wahrnehmen kann - in seinem Kopf. Er ‚sieht‘ Gegenstände und Farben als ‚Gehörtes‘ und ordnet es zu. Wenn jemand noch nie gehört hat, ordnet er Sehen oder Vibrationen dem zu, was in der Welt vorhanden ist. Das ist keine Einschränkung. Das ist anders. Man muss nicht sehen, um die Welt zu begreifen. Man muss nicht hören, um zu spüren, um Gefühle zu Empfinden.“ Für blinde Menschen wird es im zweiten Tonkanal eine Audiokommentierung des ESC geben.
Im Gegensatz zu Yilmaz sind seine Teamkollegen Sandra Schügerl und Georg Marsh selbst gehörlos. Sie hatten sich im Rahmen des Studiengangs „Taube Gebärdensprachdolmetscher“ fast zwei Jahre berufsbegleitend in Translationswissenschaften, Linguistik für Gebärdensprachdolmetscher/-innen, Simultandolmetschen und International Sign weitergebildet und im Herbst 2013 das Studium abgeschlossen.
Das vom Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser und der Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Hamburg entwickelte Weiterbildungsstudium „Taube Gebärdensprachdolmetscher“ ist einmalig in Deutschland. Das Studium besteht aus Wochenend-Seminaren, Selbststudium und Praktika. Absolventinnen und Absolventen können anschließend die staatliche Prüfung zur Gebärdensprachdolmetscherin bzw. zum Gebärdensprachdolmetscher ablegen. Die Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung (AWW) der Universität Hamburg wurde 1975 gegründet und gehört zu den größten Einrichtungen der wissenschaftlichen Weiterbildung in Deutschland. Pro Semester werden rund 120 Dozentinnen und Dozenten und ca. 4.500 Teilnehmende von der AWW betreut.
Für Rückfragen:
Magdalene Asbeck
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Tel.: 040 42838-9711
E-Mail: m.asbeck"AT"aww.uni-hamburg.de
Carolin Franke
Universität Hamburg
Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung
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