15. Dezember 2014
Fast 4,2 Mio. Euro für Kolleg-Forschergruppe an der Universität Hamburg
Foto: DFG
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die neue Kolleg-Forschergruppe „Jüdischer Skeptizismus“ (Humanities Centre for Advanced Studies – Jewish Scepticism/HCAS-JS) unter Federführung der Universität Hamburg bewilligt. Das Projekt ist auf acht Jahre angelegt und wird ab Oktober 2015 zunächst für vier Jahre von der DFG mit fast 4,2 Millionen Euro gefördert. Sprecher ist Prof. Dr. Prof. h.c. Giuseppe Veltri (Fakultät für Geisteswissenschaften, Institut für Jüdische Philosophie und Religion).
Das HCAS-JS betrachtet das Thema des jüdischen Skeptizismus. Skeptizismus ist eine Richtung in der Erkenntnistheorie, die bereits seit der Antike kontrovers diskutiert wird. Sie basiert auf dem Zweifel an der Möglichkeit des Wissens und stellt alles prinzipiell und immer wieder in Frage. Obwohl das Hinterfragen aller Aspekte des Lebens ein grundlegendes Merkmal des Judentums ist und Skepsis das erkenntnistheoretische Verstehen der Realität in der jüdischen Philosophie wesentlich bestimmt, wurde dieser Blickpunkt in der bisherigen Forschung sowohl zum Skeptizismus als auch zur jüdischen Philosophie kaum berücksichtigt.
Im Rahmen des HCAS-JS wird Skeptizismus in seiner allgemeinen Bedeutung verstanden als Untersuchung von weltlichen wie geistlichen Überzeugungen und Erkenntnissen, als der Ausdruck von Zweifel gegenüber jeder Art von Autorität. Das beinhaltet zum einen die Frage nach dem Wahrheitskriterium, also nach welchen Maßstäben etwas überhaupt als „wahr“ gelten kann. Und zum anderen die Haltung, ein Urteil über einen Sachverhalt gezielt aufzuschieben, um Dogmatismus – also das unkritische Festhalten an bestehenden Lehr- und Glaubenssätzen – zu vermeiden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen das Thema von zwei Seiten beleuchten: Zum einen wollen sie Skeptizismus als philosophische Strömung innerhalb der jüdischen Tradition untersuchen, zum anderen interessiert sie die Skepsis als Grundeinstellung, deren kulturelle Ausprägungen analysiert werden sollen.
Um die Komplexität der jüdischen Skepsis und ihre Verknüpfung mit anderen Traditionen in der westlichen Philosophie und Kultur zu untersuchen, bietet das Format der Kolleg-Forschergruppe ideale Möglichkeiten, denn das Forschungsfeld des HCAS-JS ist transkulturell angelegt und durch die Einrichtung eines Fellowship-Programmes werden sowohl internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch 15 Professorinnen und Professoren der Universität Hamburg aus verschiedenen Disziplinen in die Forschung eingebunden. Ein Schwerpunkt der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wird auf der Erforschung der Frühen Neuzeit (ca. 1500 bis 1800) als einer Epoche der Wiederentdeckung und Neubewertung antiker Skepsis liegen.
Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen: „Ich gratuliere Prof. Veltri und seinem Team zu diesem Erfolg und freue mich besonders, dass damit künftig eine von bundesweit nur elf Kolleg-Forschergruppen an der Universität Hamburg arbeiten wird. Die jüdischen Wissenskulturen haben Europa entscheidend mitgeprägt und ihr Verständnis kann uns helfen, das Wissensmanagement von heute zu gestalten.“
Die DFG hat vier neue Kolleg-Forschergruppen eingerichtet, so dass bundesweit nun insgesamt elf bestehen. Sie sind ein speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnittenes Förderangebot und werden für einen Zeitraum von insgesamt acht Jahren gefördert.
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Prof. h.c. Giuseppe Veltri
Fakultät für Geisteswissenschaften
Institut für Jüdische Philosophie und Religion
Tel.: 040 42838-9587
E-Mail: giuseppe.veltri"AT"uni-hamburg.de