31. August 2006
Erhöhte regionale Mobilität kann Beschäftigungsproblem nicht lösen
Eine neue Studie aus dem Institut für Soziologie der Universität Hamburg beantwortet die für die Arbeitsmarktpolitik wichtige Frage, ob eine höhere regionale Mobilität der Erwerbspersonen einen Beitrag zur Lösung des Beschäftigungsproblems leisten kann. Das Fazit: Das Potenzial zum Abbau der Arbeitslosigkeit durch erhöhte regionale Mobilität ist verschwindend gering.
Ausgangspunkt der Studie war eine Empfehlung der Hartz-Kommission, die Zumutbarkeitskriterien regionaler Mobilität zur Arbeitsaufnahme zu verschärfen. Von dieser arbeitsmarktpolitischen Reformmaßnahme erwartete man sich eine deutliche Reduktion der Arbeitslosigkeit. Es gab jedoch bisher keine wissenschaftlichen Belege für den tatsächlichen Zusammenhang von regionaler Mobilität auf dem deutschen Arbeitsmarkt und der Höhe der Arbeitslosigkeit.
Ein Abbau der Arbeitslosigkeit durch erhöhte regionale Mobilität wäre allenfalls im geringqualifizierten Beschäftigungssegment zu erwarten. Die Studie belegt, dass selbst wenig qualifizierte Arbeitslose bereits gegenwärtig eine hohe Mobilitätsbereitschaft zeigen, sofern ihnen Beschäftigungsverhältnisse angeboten werden, die eine längerfristige berufliche Perspektive erwarten lassen. Instabile Beschäftigungsverhältnisse, die häufig mit weiteren unattraktiven Arbeitsbedingungen einhergehen, können dagegen keine Mobilitätsbereitschaft auslösen.
Die Untersuchung belegt weiter, dass dem massiven und zunehmenden Ost-West- und Nord-Süd-Gefälle auf dem deutschen Arbeitsmarkt unter wirtschafts- und sozialpolitischen Gesichtspunkten eher durch eine gezielte Standortpolitik in den besonders von Arbeitslosigkeit betroffenen Regionen entgegenzuwirken wäre – und weniger durch die Förderung regionaler Mobilität von Arbeitskräften. Dabei spielen für eine nachhaltige Arbeitsmarktpolitik insbesondere Investitionen in zukunftsträchtige, wissensintensive Produkte und Dienstleistungen eine Rolle. Von einfachen Dienstleistungen hingegen sind kaum Impulse auf dem regionalen Arbeitsmark zu erwarten.
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Rolf v. Lüde, Dr. Tanja Buch
Tel.: (040) 428 38-3831 /-5109
E-Mail: Rolf.Luede"AT"wiso.uni-hamburg.de
oder: Tanja.Buch"AT"sozialwiss.uni-hamburg.de