23. November 2006
Das gesellschaftspolitische Modell der „Körperwelten“
Gunther von Hagens, der mit seiner umstrittenen Ausstellung „Körperwelten“, die allein in Deutschland von 4,5 Millionen Menschen besucht wurde, nicht nur einen anatomischen Aufklärungsanspruch, sondern immer auch einen gesamtgesellschaftlichen Einfluss anstrebte, ist nach einigen Jahren der Stille wieder nach Europa zurückgekehrt – ins ehemalige Rathaus der Stadt Guben an der polnischen Grenze.
Ein an der Universität Hamburg erschienener Sammelband mit 18 Beiträgen aus Ethnologie, Soziologie, Psychologie, Theologie, Kunstgeschichte, Museums- und Kulturwissenschaften legt nun zum ersten Mal genaue Analysen über die soziokulturellen Folgewirkungen der Plastination vor und zeigt Konsequenzen auf, die weit über die Ausstellung hinausreichen. Der Sammelband „Verführerische Leichen – verbotener Verfall“ beinhaltet Beiträge wie „Die ´Würde der Leiche´ ist unantastbar. Aspekte des Zusammenbruchs eines Menschenbildes“ oder „Wissenschaftsexperimente mit Leichen und die Ausstellung ´Körperwelten´: Aufklärung, Kunst und Totenrecht“ oder auch „Militärische Blicke: Der ausgestellte Körper zwischen Schaulust und Erkenntniswunsch. Traditionen – Tendenzen – Fragestellungen“.
Der Band wurde mit Unterstützung der Universität Hamburg erarbeitet. Er wurde initiiert durch einen Gutachtenauftrag des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (Sektion Politische Psychologie); als Förderer war außerdem die -Jacobsen-Gesellschaft gem. e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie beteiligt.
Liselotte Hermes da Fonseca, (Hrsg.): Verführerische Leichen – verbotener Verfall. „Körperwelten“ als gesellschaftliches Schlüsselereignis. Lengerich, New York: Pabst Science Publishers 2006.
Für Rückfragen:
Thomas Kliche
Universität Hamburg
Arbeitsbereich Sozialpsychologie
Tel.: (040) 428 38-47 32
E-Mail: t.kliche"AT"uke.uni-hamburg.de