19. Oktober 2004
Lehrprojekt Krieg und Frieden
Mensch. Macht. Frieden. Unter diesem Titel startet an der Universität Hamburg ein interdisziplinäres Vorlesungs- und Seminarprojekt
ab 21. Oktober,
jeweils donnerstags,
von 18.15 bis 20.00 Uhr,
im Hörsaal B, Uni-Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.
Es fragt nach Ursachen und Austragungsformen von Kriegen sowie nach Ansätzen gewaltfreier Konfliktlösung. Konflikte gehören zum Leben. Kriege nicht. Diese Überzeugung hat Lehrende der Universität Hamburg sowie das Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V. veranlasst, das Thema Krieg und Frieden in einem umfassenden Lehrprojekt zu beleuchten. „Alle reden von Terrorabwehr, aber niemand vom Frieden“, kritisiert Professor Hartwig Spitzer, der gemeinsam mit Wissenschaftlern aus zehn Fachgebieten die Carl Friedrich von Weizsäcker-Stiftungsprofessur „Naturwissenschaft und Friedensforschung“ nach Hamburg geholt hat. Mit dem Lehrprojekt wollen sie eine Friedensvision zur Diskussion stellen, die sie als „Jahrtausendaufgabe“ bezeichnen.
Die 14 Vorlesungen spannen den Bogen von heutigen Konfliktursachen bis zu langfristigen Friedensstrategien. Sie beleuchten die Verletzlichkeit hochtechnisierter Gesellschaften auf der einen und die Überlebenskriege um Wasser und Weideland auf an der anderen Seite. Sie thematisieren die verhängnisvolle Rolle der Wissenschaft bei der Entwicklung neuer Waffensysteme und die kaum noch kontrollierbaren Kriege mit Söldnerheeren, Clans, Banden und Kindersoldaten. Als Ansätze zur Konfliktbewältigung diskutieren sie den interreligiösen Dialog im Spannungsfeld zwischen christlichen und islamischen Fundamentalisten und die psychische Bewältigung von Traumatisierungen, die eine gesellschaftliche Versöhnung fördert.
Meilensteine für eine friedliche Entwicklung in Europa sind die deutsch-französische und die deutsch-polnische Versöhnung. Zwei prominente Redner – Professor Alfred Grosser und Professorin Gesine Schwan – würdigen das Verhältnis der drei heutigen EU-Staaten kritisch und zukunftsorientiert. Schließlich geht es um die Fragen, wie und ob internationale Rüstungskontrolle und militärische UN-Einsätze Frieden sichern können und wie weltweit eine Zivilisation des Friedens geschaffen werden kann.
Zehn Seminare in den Fachbereichen und ein Seminar für Kontaktstudierende begleiten die Reihe. Als Beispiel für eine „moderne interdisziplinäre Lehrkultur“ bezeichnet Professor Hartwig Spitzer das Lehrprojekt und verweist dabei auf mehrere Neuerungen: Erstmals wird zu einer Vorlesung des Allgemeinen Vorlesungswesens eine Klausur als Leistungsnachweis angeboten. Gleichzeitig werden die Seminare durch Exkursionen und ein Schreibtraining ergänzt. An einem „Cross Teaching Day“ können die Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam Themen bearbeiten.
Für Rückfragen:
Peter Wiegand
Pressesprecher Universität Hamburg
Tel.: (040) 428 38-45 21
E-Mail: Peter.Wiegand"AT"uni-hamburg.de
Prof. Dr. Hartwig Spitzer
Center for Science and International Security (CENSIS)
Tel.: (040) 89 98-23 13
E-Mail: Hartwig.Spitzer"AT"desy.de
Dr. Wolfgang Zellner
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg
Tel.: (040) 86 60 77 63
E-Mail: Zellner"AT"public.uni-hamburg.de