Podcast mit Wirtschaftswissenschaftler Jan Recker„Wir müssen die Nachhaltigkeit digitaler Lösungen stärker hinterfragen“
15. Februar 2024, von Christina Krätzig
Digitalisierung kann zu mehr Nachhaltigkeit führen, tut das aber nicht per se, sagt Jan Recker, Professor für Informationssysteme und Digitale Innovation an der Universität Hamburg. Als Nucleus-Professor erforscht er, wie Unternehmen wirklich ressourcensparend wirtschaften können – und wie man die Menschen dazu bringt, nachhaltige Lösungen zu nutzen.
Es ist besser, ein Dokument auf dem Computer zu speichern als es zu drucken. Aber wie sieht es bei einem Zoom-Call aus? Und ist ein digitales Meeting in jedem Fall nachhaltiger als die analoge Alternative? Das alles ist nicht so einfach zu beurteilen, wie viele denken, erklärt Nucleus-Professor Jan Recker, der als Wirtschaftsinformatiker in der BWL-Fakultät lehrt und forscht. Denn auch zoomen, mailen oder googeln verursacht ökologische Folgekosten – und diese betrachten wir nach Reckers Erfahrung viel zu wenig. So wird der ökologische Fußabdruck der IT-Branche kaum diskutiert, obwohl er inzwischen größer ist als der Fußabdruck aller Fluglinien weltweit pro Jahr.
Anderseits kann die Digitalisierung wie kaum ein anderes Werkzeug zur Vermeidung von Ressourcenverschwendung beitragen. Beispielsweise in der Recyclingwirtschaft: Hier ist die Weitergabe von Informationen häufig ein zentrales Problem und digitale Tools können diese verbessern. Zudem können Computerprogramme oder Apps Menschen zu einem ökologischeren Verhalten animieren – indem sie beispielsweise über freie Parkplätze informieren oder darüber, dass sich eine Abgabestation für den Mehrweg-Kaffeebecher in der Nähe befindet.
Solch sanftes Erinnern oder „Anstupsen“, in der Fachwelt „nudging“ genannt, sei oft besser als das Verhängen von Strafen und bürokratische Regelungen, so Recker. Im Podcast Wissenswelle erklärt er, welche erfolgversprechenden Ideen es im Bereich Digitale Innovationen gibt, warum Regulierungen durch Behörden trotz allem wichtig sind und wie es kommt, dass die Europäische Union hier sogar eine internationale Vorbildfunktion übernommen hat.
Wissenswelle – Podcast der Universität Hamburg
Wissenswelle ist der Podcast der Universität Hamburg. In ausführlichen Gesprächen erzählen Forscherinnen und Forscher aus ihrer Arbeit und geben einen Blick hinter die Kulissen der Wissenschaft.
Der Podcast besteht aus einer Reihe von regelmäßig erscheinenden Audio-Sendungen, die kostenslos angehört und abonniert werden können. Alle Gespräche können über einen Audio-Player auf der Newsroom-Seite der Universität Hamburg abgespielt und heruntergeladen werden. Mit Hilfe eines Podcast-Clients kann der Podcast auch abonniert und unterwegs gehört werden. Neue Episoden werden dann automatisch angezeigt.