Was ist eigentlich die „Exzellenzstrategie“?
24. September 2018, von Merel Neuheuser
Foto: UHH/Schell
Für die Universität Hamburg (und für viele weitere deutsche Universitäten) wird es am kommenden Donnerstag richtig spannend! Dann verkündet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wie viele „Exzellenzcluster“ künftig – unter anderem an der Universität Hamburg – gefördert werden. Und eines ist sicher: Spätestens am Freitag wird die „Exzellenzstrategie“ überall Thema sein. Höchste Zeit also, ein paar grundsätzliche Fragen zu klären, damit am Donnerstag alle mitreden können.
Was ist die „Exzellenzstrategie“?
Die „Exzellenzstrategie“, kurz ExStra, ist ein Forschungsförderungsprogramm des Bundes und der Länder, das den Wissenschaftsstandort Deutschland stärken und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern soll. Der Wettbewerb soll Hochschulen bei der wissenschaftlichen Spitzenforschung unterstützen und zur Profilbildung und Kooperation im Wissenschaftssystem beitragen. Mit einem Fördervolumen von insgesamt ungefähr 533 Mio pro Jahr ist die Exzellenzstrategie ein wahres Schwergewicht unter den Förderprogrammen und bedeutet für Hochschulen eine immense Chance auf finanzielle Förderung und Reputationsgewinn. Vielen wird die Exzellenzstrategie noch unter ihrem früheren Namen „Exzellenzinitiative“ geläufig sein, bis auf wenige Unterschiede handelt es sich um die Fortsetzung des etablierten Programms. Nun findet der Wettbewerb in zwei Phasen statt, sogenannten „Förderlinien“: 2018 geht es um „Exzellenzcluster“ (in der Zuständigkeit der Deutschen Forschungsgemeinschaft), 2019 um „Exzellenzuniversitäten“ (in der Zuständigkeit des Wissenschaftsrats).
Was sind (Exzellenz)cluster?
Exzellenzcluster sind disziplinübergreifende Verbünde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die gemeinsam an besonders relevanten Themenkomplexen forschen. In Exzellenzclustern arbeiten, neben den drei „Sprecherinnen“ und „Sprechern“ zahlreiche Mitglieder der antragstellenden Universität mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Hochschulen oder außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zusammen. Wer den Zuschlag für ein „Exzellenzcluster“ erhält, bekommt damit die Möglichkeit, über einen Zeitraum von sieben Jahren mit einer finanziellen Förderung von bis zu zehn Mio Euro jährlich absolute Spitzenforschung zu betreiben. Im letzten Durchgang des Förderwettbewerbs konnte die Universität Hamburg zwei Exzellenzcluster einwerben – den Klima-Exzellenzcluster „Integrated Climate System Analysis and Prediction“ (CliSAP) und das „Hamburg Centre for Ultrafast Imaging“ (CUI) aus der Photonen- und Nanowissenschaft.
Welche Entscheidung fällt am 27. September?
Am 27. September verkündet die DFG, wie viele Exzellenzcluster ab 2019 an der Universität Hamburg gefördert werden. Von ursprünglich eingereichten 195 Antragsskizzen wurden 88 Projekte aufgefordert, einen vollständigen Antrag einzureichen, vier davon von der Universität Hamburg:
- Klimaforschung: „Climate, Climatic Change, and Society (CliCCS)“
- Photonen- und Nanowissenschaften: „Advanced Imaging of Matter: Structure, Dynamics and Control on the Atomic Scale“
- Mathematik, Teilchenphysik, Astrophysik, Kosmologie: „Quantum Universe“
- Manuskriptforschung: „Understanding Written Artefacts: Material, Interaction and Transmission in Manuscript Cultures“
Allein die Tatsache, dass vier von ursprünglich fünf Clusterprojekten in die letzte Runde gekommen sind, war bereits ein großer Erfolg für die Forschungsverbünde und letztlich auch für die Universität. Nur wenige Universitäten sind nun noch mit vier oder mehr Clusterprojekten „im Rennen“.
Wer trifft die Entscheidung?
Mehr als 360 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zusammen an der Begutachtung und Bewertung der Clusterprojekte gearbeitet. Schlussendlich stimmen aber auch die Wissenschaftsminister der Bundesländer sowie die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, über den Ausgang des Wettbewerbs ab.
Wie geht es nach der Entscheidung weiter?
Kurz gesagt: Mit der zweiten Phase des Wettbewerbs mit Fokus „Exzellenzuniversitäten“. Universitäten, die zwei oder mehr Exzellenzcluster einwerben konnten, können sich im Dezember um den Status und Titel einer „Exzellenzuniversität“ bewerben. Einige wenige Universitäten, darunter beispielsweise die Berliner Universitäten, treten als Hochschulverbund an und brauchen gemeinsam nur drei Exzellenzcluster, um einen Antrag stellen zu können. Die Entscheidung über die Exzellenzuniversitäten erfolgt im Juli 2019. Insgesamt stehen für diese Förderung jährlich rund 148 Millionen Euro zur Verfügung, die an circa elf Universitäten oder Universitätsverbünde gehen soll.