Neuberufen: Willkommen an Bord!Prof. Elisa Schaum erforscht PlanktonDie neuberufene Juniorprofessorin will wissen, wie sich die Kleinstlebewesen an den Klimawandel anpassen
20. November 2017, von Lisa Wolf
Foto: UHH/Wohlfahrt
Elisa Schaum ist seit dem 1. Oktober 2017 Juniorprofessorin für Planktonökologie am Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft (IHF). Als Evolutionsbiologin mit Hintergrund in der biologischen Ozeanografie beschäftigt sie sich vor allem mit den Auswirkungen des Klimawandels auf marines Phytoplankton. Zuletzt war sie an der Universität Exeter tätig, in einer Außenstelle in einem kleinen Ort mit 5.000 Einwohnern im Süden Englands. Im Gespräch erklärt sie, wieso Hamburg der ideale Forschungsort für sie ist und wie ihre Pläne für ihre Zeit hier aussehen.
Frau Schaum, was genau untersuchen Sie?
Ich beschäftige mich mit der Anpassungsfähigkeit von Phytoplankton an die Folgen des Klimawandels. Wir möchten heute schon wissen, wie sich das Plankton in der Zukunft im veränderten Ozean verhalten wird. Dabei kommt uns zugute, dass sich Plankton sehr schnell vermehrt und anpasst. In anderthalb Jahren kann man mehrere Hundert Generationen beobachten.
Durch die schnelle Generationenfolge und die hohe Anzahl von Plankton im Ozean hat es zum einen recht gute Chancen, sich durch Evolution an neue Bedingungen anzupassen. Zum anderen können wir quasi im Zeitraffer die Zukunft des Planktons simulieren. In Kurzzeitversuchen von weniger als einem Monat finden bereits kurzzeitige Anpassungen auf zellulärer Ebene, zum Beispiel an höhere Temperaturen, statt. Wichtig ist dabei für uns die Frage: Lassen sich die Ergebnissen aus den Kurzzeitversuchen auch auf längere Zeiträume übertragen? Verändert sich das Plankton wirklich dauerhaft oder beobachten wir nur Kurzzeitantworten, die nicht über viele Generationen weitergegeben werden? Das ist eine sehr spannende Frage, auf die es noch keine eindeutige Antwort gibt.
Was fasziniert Sie an diesen Kleinstlebewesen? Wieso haben Sie sich für diese Fachrichtung entschieden?
Ursprünglich wollte ich nicht einmal Wissenschaftlerin werden, sondern wie der Rest meiner Familie, Künstlerin. Zur Evolutionsbiologie bin ich dann eher per Zufall über die biologische Ozeanografie gekommen, da sich die Meeresbiologie bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich mit den Kurzeitauswirkungen des Klimawandels auf marine Lebewesen befasst hat. In meiner Doktorarbeit habe ich meinen ersten Langzeitversuch zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Phytoplankton im Ozean gemacht. Phytoplankton ist besonders spannend, weil es der Anfang des ökologischen Kreislaufs im Meer ist: Wenn sich hier etwas ändert, hat das gewaltige Auswirkungen über die gesamte Nahrungskette hinweg.
Warum haben Sie sich für Hamburg entschieden und was sind Ihre Pläne für die Zeit hier?
Durch den Brexit habe ich auch in Europa nach passenden Stellen gesucht. Hamburg und das IHF haben sich vor allem durch die enge Anbindung ans CEN angeboten. Hier kann ich Klimaforschung und die evolutionäre Biologie sehr gut verbinden und vom Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen profitieren. Für die Zukunft finde ich das Thema marine Viren spannend. Der Ozean ist eigentlich eine Virensuppe. Einige davon sind wichtig, um zum Beispiel Algenblüten zu beenden. Andere sind in der Lage, kleine Gen-Schnipsel zwischen Plankton zu übertragen. Das könnte dem Phytoplankton helfen, sich evolutionär anzupassen. Alles in allem möchte ich besser abschätzen können, was man über das Plankton von heute wissen muss, um dessen Zukunft vorherzusagen.
Daneben liegt mir auch das Thema Minderheitenförderung sehr am Herzen. Wie schon an meiner letzten Station an der Universität in Exeter möchte ich mich auch hier in Hamburg für mehr Diversität in der Wissenschaft einsetzen.
Willkommen an Bord
Angebote der Universität Hamburg für Neuberufene finden sich unter „Neuberufene: Willkommen an Bord“.