Zum Verbot der invasiven Pflanze„Der Kirschlorbeer kann langfristig zum ökologischen Problem werden“
5. Dezember 2024, von Claudia Sewig
Foto: Pixabay/Ulleo
Immergrün und pflegeleicht – der ursprünglich aus Kleinasien stammende Kirschlorbeer gehört zu den beliebtesten Gartengewächsen bei uns. Der Nachteil: Die Pflanze breitet sich aus, sie ist inzwischen auch in Wäldern und Naturschutzgebieten zu finden. Jetzt hat die Schweiz den Verkauf von Prunus laurocerasus und anderen invasiven gebietsfremden Pflanzen verboten. Warum das so ist und welche heimischen Alternativen es gibt, erklärt Prof. Dr. Dominik Begerow vom Institut für Pflanzenwissenschaften und Mikrobiologie, Direktor des Botanischen Gartens der Universität Hamburg.
Der Kirschlorbeer, der auch Lorbeerkirsche genannt wird, wächst schnell, kann Trockenheit gut vertragen und bietet mit seinen großen, immergrünen Blättern einen perfekten Sichtschutz. Nicht zuletzt deswegen ist er bei vielen Gartenbesitzerinnen und -besitzern sehr beliebt. In der Schweiz darf er neuerdings nicht mehr verkauft oder anderweitig gehandelt werden.
„Invasive gebietsfremde Arten können ökologische, ökonomische und gesundheitliche Schäden verursachen“ – so die Begründung des Schweizer Bundesrates zum Verbot. Was genau muss man sich darunter vorstellen?
Der Aspekt der gesundheitlichen Schäden zielt auf die Giftigkeit der Pflanze ab. Kirschlorbeer ist besonders blausäurehaltig. Aber eigentlich sind das alle Pflanzen aus der Gruppe der Rosengewächse, wozu auch Kirschen und Äpfel zählen, warum man auch keine Apfelkerne essen soll. Beim Kirschlorbeer hat dies offensichtlich eine Auswirkung auf die Kompostierbarkeit des Laubes, die schlechter funktioniert als bei anderem Laub.
Aus meiner Sicht viel entscheidender ist aber der ökologische Aspekt. Kirschlorbeer ist eine stark invasive Art, die viele heimische Arten verdrängt, und kaum ökologischen Nutzen hat. Die Früchte werden zwar von einigen Vögeln gefressen, aber so werden die Samen leider auch verteilt und der Kirschlorbeer breitet sich in Wäldern und an Waldrändern sehr gut aus. Er ist etwas trockenresistenter als einige heimische Arten, das gibt ihm Vorteile und wäre damit langfristig ein ökologisches Problem. Waldränder und Hecken sind ökologisch wichtig als Aufenthalts- und Brutort für viele Singvögel und auch andere Tiere. Da wäre es bedenkenswert, wenn dieser Lebensraum nur mit Pflanzenarten besetzt würde, die ökologisch deutlich weniger wertvoll sind.
Ist das Verbot in der Schweiz der richtige Weg? Wird Deutschland folgen?
Ich würde eher den Weg von Beratung, Bildung und Unterstützung der heimischen Wirtschaft, also etwa den heimischen Baumschulen, wählen. Vorübergehend kann ein Verbot aber auch funktionieren, weil es dann direkt auf den Handel einwirkt, mehr heimische Pflanzen anzubieten. Man muss bereits vorhandenen Kirschlorbeer nun nicht herausreißen. Insgesamt sollte man aber mehr nachdenken, bevor man neu pflanzt. Daher sehen wir unsere Aufgabe als Botanischer Garten für die Bevölkerung auch vor allem in: Bilden, bilden, bilden. Aufzuklären, Wissen zu schaffen und heimische Alternativen aufzuzeigen kann langfristig der bessere Weg sein. Die wenigsten pflanzen sich ja absichtlich etwas „Schlechtes“ in den Garten.
Welche heimischen Sträucher wären gute Alternativen zum Kirschlorbeer?
Die Frage ist: Wofür möchte man die Pflanze haben? Wenn man das Immergrüne sucht, was viele Menschen am Kirschlorbeer attraktiv finden, dann kann man stattdessen zum Beispiel Liguster nehmen. Man könnte auch überlegen, den echten Lorbeer Laurus nobilis zu pflanzen. Die Art kommt zwar eigentlich aus dem Mittelmeerraum, ist aber lange nicht so invasiv wie der Kirschlorbeer und bietet noch den Vorteil, dass man ein schönes Küchengewürz hat.
Ansonsten würde ich immer zu blühenden Pflanzen tendieren, die attraktiv für Insekten sind. Selbst heimische Rosen – Wildrosen, Strauchrosen – eignen sich. Auch Besenginster blüht wunderschön, auch wenn er nicht ganz so blickdicht ist, aber dafür ökologisch deutlich wertvoller. Auch Felsenbirnen, Schlehen oder Wildäpfel machen Sinn, dann hat man noch Obst dabei. Auch aus Johannisbeeren oder Stachelbeeren kann man tolle Hecken machen. Hier ist der Handel gefragt, noch mehr heimische Arten zu verkaufen, die für Insekten und Vögel eine gute Nahrungsgrundlage sind.