Transdisziplinäre und Offene Universität„Das Gefühl der Zusammengehörigkeit ist eine der treibenden Kräfte unserer Entwicklung“
21. November 2024, von Newsroom-Redaktion
Foto: UHH/Esfandiari
Prof. Dr. Natalia Filatkina ist seit Oktober 2023 Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Im Interview spricht sie über die Entwicklungen im Studienangebot und mit welchen Argumenten sie ein Nachbarskind davon überzeugen würde, die Uni Hamburg als ausgezeichneten Studienort zu wählen.
Dieses Interview ist Teil des Jahresberichts 2023 der Universität Hamburg. Der ganze Jahresbericht mit vielen Informationen und spannenden Einblicken steht zum direkten Lesen oder zum Download bereit.
Welches zentrale Ziel sehen Sie in Ihrer Rolle als Vizepräsidentin für Studium und Lehre für die Universität Hamburg?
Wir haben uns (und da schließe ich alle Fakultäten mit ein) eine große Aufgabe vorgenommen: Innovative und zeitgemäße Studienangebote, die unsere Studierenden darauf vorbereiten, auf Basis disziplinärer Ausbildung vielseitig und vernetzt zu denken. Was auch bedeutet, eine Offenheit für andere Wissenskulturen und -zugänge sowie die Fähigkeit zu entwickeln, sich auf diese Unterschiede einzulassen und darüber zu reflektieren.
Grundlage unserer universitären Lehre ist hierbei das Humboldt’sche Bildungsideal der Einheit von Forschung und Lehre. Vor diesem Hintergrund ist die Weiterentwicklung unseres Studienangebots mein zentrales Ziel – in erster Linie für unsere Studierenden, aber auch für die interessierte Öffentlichkeit der Stadt und 53 für junge Menschen, die unsere neuen Studierenden werden können.
Können Sie hierfür ein paar Beispiele nennen?
Zum einen haben wir im Jahr 2023 mit dem Studiengang Liberal Arts als auch mit den beiden neuen Masterstudiengängen in der Psychologie zukunftsgerichtete neue Studienangebote eingeführt. Sie stehen idealtypisch für unser Ziel, sowohl die disziplinäre Verankerung als auch inter- und transdisziplinäre Ausbildung zu fördern. Mit der Einführung der reformierten Masterstudiengänge im Lehramt kommt zudem die in 2018 gestartete Reform der Lehrkräftebildung zum Abschluss – ein Meilenstein für die gesellschaftliche Verantwortung der UHH.
Zum anderen möchten wir unsere Studierenden anregen, über ihre jeweiligen Studiengänge hinaus zu arbeiten, sich selbst forschend mit zentralen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Uniweit und innerhalb von Fakultäten stärken wir in Kooperation mit dem Sustainability- und dem Digital Office unsere Angebote zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit; auch die studentischen Forschungsgruppen und das Studienprogramm im Kontext von DDLitLab sind weitere wunderbare Maßnahmen. Es geht aber nicht nur um die inhaltliche Ausrichtung. Wir arbeiten gemeinsam mit den Fakultäten daran, neue Lehrformate zu unterstützen und auch die dazu passenden Lehrräume zu gestalten, beispielsweise durch Projekte wie das Lab for Hybrid Learning Spaces.
All diesen Weiterentwicklungen liegt das Ziel zugrunde, dass die Universität noch weiter zusammenwächst. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der rege Austausch zwischen engagierten Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden der Verwaltung ist eine der treibenden Kräfte unserer Entwicklung.
Vor welchen Herausforderungen stehen Studierende heute und wie kann die UHH damit umgehen?
Corona-Pandemie, Klimawandel, Krisen und Kriege ... all das ging und geht auch an unserer Universität nicht spurlos vorüber. Bundesweite Studien belegen, dass es einem großen Teil der jungen Menschen aktuell psychisch nicht gut geht. Das kann uns als Universität nicht egal sein! Deshalb schaffen wir Möglichkeiten für Beratung und Hilfe – sowohl präventiv als auch dann, wenn bereits psychologische Belastungen bestehen. So wollen wir unsere Studierenden dabei unterstützen, positiv in ihre Zukunft gehen zu können.
Frau Filatkina, Sie sind nun seit 2020 als Professorin an der UHH, haben die Universität als Vizepräsidentin noch einmal intensiver kennenlernen können. Stellen Sie sich vor, das Kind der Nachbarn, das gerade Abitur gemacht hat, fragt, ob Sie ein Studium an der UHH empfehlen könnten – wie würden Sie antworten?
Ich würde mich zunächst sehr freuen, dass das Nachbarskind – nennen wir sie Melanie – ein Studium bei uns in Erwägung zieht. Für mich gibt es mindestens fünf Gründe, die dafürsprechen, dass Melanie sich für die Universität Hamburg entscheiden sollte.
Erstens: Die UHH ist eine forschungsstarke Volluniversität. Das bedeutet, sie bietet eine riesige Auswahl an Studienfächern. Egal, ob Melanie sich für Erdsystemwissenschaft, Archäologie oder etwas ganz anderes interessiert – da ist auf jeden Fall etwas Passendes dabei! Bei uns gibt es auch zahlreiche Fächer, die man an nur wenigen anderen Universitäten in Deutschland studieren kann, z. B. Gebärdenlinguistik. Wir können jungen Menschen (fast) jeden wissenschaftlichen Traum verwirklichen!
Zweitens: Die UHH ist eine Exzellenzuniversität. Das bedeutet, sie gehört zu den forschungsstärksten Unis in Deutschland, z. B. auf solchen Gebieten wie Physik, Klimaforschung oder Manuskriptforschung. Melanie hat hier also die Möglichkeit, Spitzenforschung hautnah bereits im Studium zu erleben und diese mitzugestalten.
Drittens: Man hat bei uns eine große Wahlfreiheit und kann zahlreiche Fächer kombinieren. Diese Freiheit und Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten bieten nicht alle Universitäten. Melanie kann sich nicht zwischen Jura und Literatur entscheiden? Bei uns könnte sie z. B. im B.A. Deutsche Sprache und Literatur studieren und Rechtswissenschaft im Nebenfach wählen. Das gibt ihr die Möglichkeit, ihren Studienplan genau auf ihre Interessen abzustimmen.
Viertens: An der UHH kann man über die Fachgrenzen hinaus studieren. Es gibt freie Wahlbereiche in allen Studiengängen, wodurch Studierende in andere Themen, z. B. Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder KI, hineinschnuppern können. Das ist super, um sich auch mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu beschäftigen und ein breites Wissen zu erlangen.
Und schließlich, fünftens: Die UHH hat tolle Internationalisierungsangebote. Wenn Melanie möchte, kann sie einen Auslandsaufenthalt machen, wir unterstützen sie dabei. Aber selbst, wenn sie in Hamburg bleibt, gibt es viele Angebote, um ihre Sprachkenntnisse und internationale Kompetenzen zu verbessern.
Schlussendlich würde ich Melanie einladen, sich doch einfach mal selbst ein Bild zu machen und unsere Campusstandorte, an denen gerade sehr viel Veränderung passiert, zu besuchen – beispielsweise beim nächsten Unitag auf dem Hauptcampus!