BiodiversitätWildtier des Jahres 2024 ist bedroht: Das kann man für den Igel tun
18. November 2024, von Newsroom-Redaktion
Foto: Pixabay/Alexa
Erst Anfang des Jahres war der Braunbrustigel zum Tier des Jahres gewählt worden – jetzt ist unser heimischer Gartenbewohner von der Weltnaturschutzorganisation in der Roten Liste als „potenziell gefährdet“ eingestuft worden. Myriam Rapior, Biodiversitäts-Managerin der Universität Hamburg, verrät, wie man eine igelfreundliche Umgebung schaffen und was man sonst noch für die bedrohten Säugetiere tun kann.
Jede und jeder kann mit einfachen Maßnahmen Igeln helfen – im eigenen Garten, im Vorrgarten oder auch in der Nachbarschaft:
- Der Igel leidet massiv unter dem Insektensterben, denn Insekten sind seine Hauptnahrung. Im Herbst und Winter brauchen überwinternde Insekten Orte, um gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen, wie zum Beispiel eine Laubschicht auf dem Boden, die sie vor kalten Nächten schützt. Belassen Sie daher Laub auf den Beeten oder schaffen Sie im Garten mindestens eine Ecke mit Laub, Zweigen und kleinen Ästen, unter denen sich die Insekten verstecken können – und der Igel seinen Winterschlaf machen kann. Je „aufgeräumter“ der Garten und je größer die Rasenfläche, desto weniger Nutzen hat er für Insekten, Igel, Vögel & Co.
- Mit sehr geringem Aufwand lassen sich Winterquartiere für Igel und andere kleine Säuger anlegen: Schichten Sie auf Flächen von ca. einem Quadratmeter ca. zehn Zentimeter Reisig und darauf Laub auf, das Sie am Ende mit Ästen fixieren können, damit es nicht verweht. Die untere Reisigschicht bildet eine isolierende Luftkammer.
- Im Frühjahr, sobald der Schnee geschmolzen ist, haben viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer den Wunsch nach Frische und Ordnung. Aber der Frühjahrsputz im Garten sollte warten: Alte Blütenstauden und vertrocknete Gräser schützen nicht nur das junge Grün vor Spätfrost, auch viele Insekten haben unter der Streuschicht im Boden oder in hohlen Ästen und Pflanzenstängeln überwintert. Ein großangelegter Frühjahrsputz schadet deshalb der Insektenpopulation und damit der Artenvielfalt im Garten.
- Igel sind nachtaktive Tiere. Mähroboter in der Dämmerung oder bei Nacht sind für Igel lebensgefährlich – kollidieren sie mit den Igeln, die sich zusammenrollen, können die Klingen den Tieren schwere Verletzungen zufügen.
- Gärtnern Sie giftfrei. Verzichten Sie auf Pestizide bzw. Biozide, die von den Igeln direkt oder indirekt über Insekten aufgenommen werden können. Locken Sie stattdessen Nützlinge in Ihren Garten.
- Wer keinen eigenen Garten hat, kann sich für naturnahe Innen- oder Hinterhöfe und für Grünanlagen in der Nachbarschaft einsetzen, die möglichst viele einheimische Hecken und verwilderte Ecken haben.
- Die Fütterung von Igeln ist nur dann in seltenen Fällen von Nöten. Der Igel findet normalerweise sein Futter selbst. Er ernährt sich von Insekten, Würmern und anderen Kleinlebewesen. Zudem gehen im Spätherbst und im Winter gefütterte Igel eventuell nicht in den Winterschlaf. Der Winterschlaf gehört aber zum normalen Zyklus unserer heimischen Igel. Unsachgemäß eingerichtete Futterstellen ziehen zudem auch Füchse, Marder, Katzen, Ratten und Mäuse an und verschmutzte Futterstellen sind ein Risiko für Krankheitsübertragungen von Igel zu Igel.
Wann braucht ein Igel Hilfe? Igel, die bei anhaltendem Bodenfrost oder Schnee tagsüber unterwegs sind und Anzeichen von Unterernährung aufweisen, krank oder verletzt sind, brauchen fachkundige Hilfe. Untergewichtige Tiere erkennt man an einer Einbuchtung hinter dem Kopf, der sogenannten „Hungerlinie“. Kranke Igel sind apathisch und rollen sich bei Berührung nicht zusammen. Wer einen hilfsbedürftigen Igel findet, sollte unbedingt den Rat von Expertinnen oder Experten einholen, denn falsche Hilfe kann mehr schaden als nutzen. Oft kennen Tierarztpraxen, der örtliche Tierschutzverein oder das Veterinäramt Igelstationen im näheren Umkreis.
Mehr Informationen gibt es unter anderem auf den Seiten des Igelzentrums, der Hamburger Sternwarte oder des BUND.