Abschluss und dann? UHH-Alumni und ihre Wege in den Beruf
8. November 2024, von Lennart Wichmann
Foto: Günther, Kolev, Neubig (UHH/Engels)
Jährlich machen Tausende Studierende hier ihren Abschluss. Hinzu kommen Hunderte Promotionen. Die folgenden beruflichen Wege sind bunt und vielfältig. In dieser Reihe erzählen Alumni aus verschiedenen Fakultäten, was sie von der Uni Hamburg mitgenommen haben und was sie Studierenden mit auf den Weg geben. Dieses Mal berichten drei Alumni aus der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
WiSo-Alumni
- An der Uni: Journalistik und Kommunikationswissenschaft (Master), danach Volontariat bei den Deutschlandfunk-Programmen
- Heute: Landeskorrespondentin des Deutschlandradios für Hamburg
Bereits während meines Studiums habe ich im dpa-Landesbüro Nord in Hamburg gearbeitet. Frühzeitig praktische Erfahrungen bei Medienunternehmen zu sammeln, sei es als Werkstudentin oder durch freie redaktionelle Mitarbeit , erleichtert es später sehr, im Journalismus Fuß zu fassen. Wer da noch zweifeln sollte, dem kann ich nur mitgeben: Die meisten Medienhäuser freuen sich über neue Impulse von außen und suchen auch gezielt junge Autorinnen und Autoren!
Die Zusage für ein Volontariat bei den Deutschlandfunk-Programmen erhielt ich noch vor Beendigung des Masters. Während ich also die ersten eigenen Sendungen moderierte und in den Redaktionen lernte, unter extremem Zeitdruck zu arbeiten, schrieb ich gleichzeitig meine Masterarbeit. Das war eine große Herausforderung, aber ich bin froh, dass ich beides durchgezogen habe. Das Studium in Hamburg hat mir in jedem Fall einen realistischen Blick auf die Medienbranche und ihre unterschiedlichen Jobs und Arbeitsbedingungen ermöglicht und so bin ich halbwegs vorbereitet im Berufsleben gelandet.
An meiner Arbeit als Landeskorrespondentin gefällt mir besonders, dass ich auf so vielfältige Weise mit spannenden Menschen in Kontakt komme. Ich berichte über alles - von Politik über Wirtschaft und Kultur bis hin zu gesellschaftlichen Debatten. Und dennoch bleiben bei aller Praxis immer auch die theoretischen Fragen aus dem Studium im Hinterkopf: Berichte ich so objektiv wie möglich? Interessiert sich mein Publikum überhaupt für das Thema? Rede ich zu viel über bestimmte Gruppen, statt mit ihnen zu sprechen?
- An der Uni: Sozialökonomie mit dem Schwerpunkt Soziologie (Bachelor of Arts)
- Heute: Referentin Erlösmanagement, metronom Eisenbahnverkehrsgesellschaft
Aus meinem Studium habe ich vor allem mitgenommen, wie vielfältig ein Thema sein kann und dass es sich immer lohnt, auch andere Bereiche kennenzulernen. Die Kombination der Disziplinen VWL, BWL, Rechtswissenschaft und Soziologie hat mir eine breite Wissensbasis verschafft, die ich in meinem Berufsleben täglich einsetzen kann.
Heute bin ich für komplexe Datenanalysen und deren Lösungsentwicklung für automatische Fahrgastzählsysteme zuständig und arbeite bei Erlösthemen mit dem hvv zusammen. Diese Position ermöglicht es mir, viele der im Studium erlernten Fähigkeiten täglich anzuwenden und weiterzuentwickeln.
Nach dem Studium war für mich klar, dass ich zunächst bei meinem damaligen Arbeitgeber bleiben würde. Dort war ich für die Umsetzung, Auswertung und Analyse von Studien aus der Sozialforschung zuständig. Das Thema Mobilität faszinierte mich zu dieser Zeit bereits so sehr, dass ich die Chance ergriff, es bei einem anderen Arbeitgeber neu zu betrachten. Der Wechsel zur metronom Eisenbahnverkehrsgesellschaft hat es mir ermöglicht, meine Interessen weiter zu verfolgen und mein interdisziplinäres Wissen in einem neuen Feld zu vertiefen.
Mein Rat an die Studierenden von heute wäre deshalb: Es gibt nicht nur einen Weg durchs Studium. Verfolgt eure Ziele und lasst euch Raum, um dann Prioritäten zu setzen. Es lohnt sich immer, über den Tellerrand zu schauen und neue Sichtweisen kennen zu lernen.
- An der Uni: Betriebs- und Volkswirtschaftslehre (Diplom), Promotion 2011 in Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg bei Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer
- Heute: Leiter des neu gründeten „Ludwig-Erhard-Forums für Wirtschaft und Gesellschaft“ in Berlin und Professor für Wirtschaftspolitik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau
Um ganz ehrlich zu sein: Ich wusste nach dem Studium nicht sofort, wie es beruflich weitergehen soll. Was ich aber wusste, war, dass ich promovieren wollte und dass ich mich brennend für Volkswirtschaftslehre interessierte. Beides zusammen führte mich in eine sehr spannende Promotionszeit an der Universität Hamburg, in deren Verlauf ich meine Leidenschaft für die Geschichte des liberalen ökonomischen Denkens entdeckte. Mit einem Augenzwinkern kann man sagen, dass mir der Wiwi-Bunker als Ort meiner Forschung in all den Studien- und Promotionsjahren von 1999 bis 2011 eine gewisse Resilienz mit auf den Weg gegeben hat - ich freue mich bis heute über jedes Fenster in einem Hörsaal!
Aber im Ernst: Es war eine wunderbare Zeit und ich bin stolz darauf, in Hamburg studiert zu haben. Das Innere von Hörsälen und den ständig stattfindenden und für mich lehrreichen Austausch mit Studierenden erlebe ich nach wie vor in meiner Tätigkeit als Professor an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Gleichzeitig versuche ich in meiner Forschungs- und Think-Tank-Arbeit in Berlin, jeden Tag dazuzulernen - also auch hier ein „Student of Human Affairs“ zu bleiben.
Wenn ich heutigen Studierenden den Rat eines Ökonomen geben müsste, würde ich ihnen sagen, dass sie den eigenen „komparativer Vorteil“ finden und ausspielen sollten. Das bedeutet, sich auf die Suche nach den eigenen Stärken und der persönlichen Leidenschaft zu machen – der Blick auf sich selbst zählt dabei, nicht der Vergleich mit anderen. Im Anschluss sucht man sich einen Beruf aus, der den eigenen Leidenschaften entspricht. Diese Freiheit kann und soll sich die heutige Studierenden-Generation leisten.