GedenkenNie wieder ist jetzt: Universität Hamburg erinnert an Pogromnacht des 9. November 1938
7. November 2024, von Newsroom-Redaktion
Foto: UHH/Denstorf
Die Universität Hamburg gedenkt der jüdischen Opfer der Pogrome vom 9. November 1938. Unrecht, zerstörerische Gewalt, Aberkennung staatsbürgerlicher Zugehörigkeit und menschlicher Würde – dies alles geschah damals in Deutschland und auch in Hamburg.
Vor 86 Jahren setzten Nationalsozialisten die Hauptsynagoge im Hamburger Grindelviertel in Brand, unweit unserer Universität. Weitere Anschläge richteten sich gegen jüdische Gotteshäuser, den jüdischen Friedhof, Geschäfte, Wohnungen und vor allem gegen Menschen – gegen unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und Studierende.
Der 9. November konfrontiert uns immer wieder mit einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Er mahnt zu Wachsamkeit und Zivilcourage und fordert uns auf, gegen jede Form von Hass, Hetze und Angriffen auf Freiheit und Demokratie einzutreten, wo immer sie sich heutzutage zeigen. „Nie wieder“ ist ein Gebot der Stunde – „Nie wieder“ gilt jetzt.
Auch in diesem Jahr gedenkt die Universität Hamburg am 9. November gemeinsam mit verschiedenen Organisationen der Opfer. Um 13 Uhr findet auf dem Joseph-Carlebach-Platz am Grindelhof, dem Standort der ehemaligen Synagoge am Bornplatz, eine Gedenkveranstaltung statt.
Prof. Dr. Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg, betont: „Die Universität Hamburg erachtet es als ihre Aufgabe, das Gedächtnis an die Gräueltaten des Dritten Reichs, für die der 9. November besonders steht, wachzuhalten. Auch unsere Universität hat sich dem Ungeist des Nationalsozialismus gebeugt. Jüdische Gelehrte und Studierende wurden verfolgt, vertrieben, ermordet. Für uns ist es heute eine besondere Verpflichtung und eine Gemeinschaftsaufgabe, in Forschung und Lehre zur Schaffung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft beizutragen.“
Die Universität Hamburg positioniert sich klar gegen Antisemitismus und engagiert sich aktiv für den Schutz jüdischen Lebens und jüdischer Kultur. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Verortung der Universität im Grindelviertel sowie der Verantwortung, die sie durch ihre Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus trägt.
Ernst Cassirer: Rektor – Philosoph – Universalgelehrter
Im September 2024 ehrten die Freie und Hansestadt Hamburg und die Universität den Philosophen Ernst Cassirer (1874-1945) anlässlich seines 150. Geburtstags mit einem Senatsempfang im Rathaus.
Als einer der bedeutendsten europäischen Denker des 20. Jahrhunderts prägte Cassirer die Universität Hamburg nach der demokratischen Wende von 1919 sowohl als Professor als auch als Rektor – er war der erste und einzige jüdische Rektor einer deutschen Hochschule in der Zeit der Weimarer Republik.
Cassirer gehörte nach der Gründung der Universität im Jahr 1919 zur ersten Generation von Neuberufenen und wurde für die Amtszeit von 1929 bis 1930 zum Rektor gewählt. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde er schändlich vertrieben und hielt es für alternativlos, Deutschland endgültig zu verlassen. Ernst Cassirer war ein wegweisender Denker und Universitätsrektor, dessen Vermächtnis auch heute noch für unsere Institution von großer Bedeutung ist. Der 28. Juli 2024 markiert den 150. Geburtstag Cassirers.
Albrecht Mendelssohn Bartholdy: Jurist – Friedensforscher – Künstler
In diesem Jahr gedenken die Universität Hamburg und die Fakultät der Rechtswissenschaft des 150. Geburtstages von Albrecht Mendelssohn Bartholdy (1874-1936). Er gehörte in der Gründungsphase der Fakultät zu den herausragenden Persönlichkeiten und trug maßgeblich zur Ausrichtung der Fakultät auf internationale Fragestellungen im Recht sowie zu den Grundlagen der Rechtswissenschaft bei.
Bereits 1933 wurde Mendelssohn Bartholdy aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus seinem Amt gedrängt und emigrierte ein Jahr später nach England, wo er 1936 verstarb. Neben seiner Karriere als Rechtswissenschaftler war er auch Musiker und Komponist. Anlässlich seines 150. Geburtstags veranstaltete die Fakultät im Oktober 2024 einen musikalischen Festakt.