Jahrestagung der Botanischen Gärten„In Forschung und Lehre wollen wir uns besser aufstellen“
13. September 2024, von Claudia Sewig
Foto: UHH/Esfandiari
180 Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich Mitte September zur 32. Jahrestagung des Verbandes der Botanischen Gärten im Loki-Schmidt-Garten, dem Botanischen Garten der Universität Hamburg. Welchen Stellenwert haben Forschung und Lehre in den Gärten, und was sind momentan die wichtigsten Themen? Drei Fragen dazu an Prof. Dr. Dominik Begerow, Direktor des Botanischen Gartens der Universität Hamburg.
Was ist die Rolle von Botanischen Gärten heute?
Ein erster wichtiger Punkt ist die Unterstützung der Lehre durch uns. Von den Gärten im Verband sind so gut wie alle an Universitäten angeschlossen, das unterscheidet sie zum Beispiel von allgemeinen Parkanlagen. Die Botanischen Gärten unterstützen die Lehre mit Material und mit Wissen zu ganz unterschiedlichen Themen.
Eine nächste wichtige Aufgabe der Gärten ist es, lebende Pflanzen für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Der Austausch der Pflanzen findet auf internationaler Ebene statt. Von Zoos ist bekannt, dass dort bedrohte Tierarten gezüchtet und weltweit ausgetauscht werden. Und das machen Botanische Gärten auch, aber eben mit Pflanzen – das müssen wir nur besser kommunizieren. Und wir wollen uns insgesamt in Forschung und Lehre besser aufstellen. Wie das gehen kann, ist auch ein Thema der Tagung.
Als dritter Aspekt kommt dann noch die Bildung insgesamt dazu. So gehen wir mit unseren Themen auch verstärkt auf Schulen und auch auf die gesamte Bevölkerung zu.
Was sind die wichtigsten Themen, die die Gärten derzeit beschäftigen?
Das sind die großen Themen Klimawandel und Naturschutz, aber auch die Erforschung der Pflanzendiversität, also die Pflanzenvielfalt auf verschiedenen Ebenen.
Können Sie konkrete Beispiele für Projekte nennen?
Zum Thema Klimawandel betrachten wir zum Beispiel gerade weltweit die Verschiebung von Blühzeiten. Das heißt, dass wir dokumentieren, wann eine Pflanzenart bei uns in Hamburg, in Süddeutschland oder aber auch in Japan blüht – und das gleichen wir über einen längeren Zeitraum mit klimatischen Daten ab.
Dann spielt die künstliche Intelligenz auch für uns eine Rolle. Es gibt immer mehr Apps zur Bestimmung, auch von Pflanzen. Da muss sich die Artbeschreibung aber noch verbessern, und das kann auch unsere Aufgabe sein.
Ein weiteres konkretes Beispiel ist die Bionik, also das Übertragen von Phänomenen der Natur auf die Technik. Was können wir von Pflanzen lernen, etwa in der Materialkunde oder der Bauwirtschaft?
All dies zeigt, wie viel Wissenschaft in Botanischen Gärten steckt. Neben Workshops zur Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie zur Staudenvermehrung machen wir bei unserer Jahrestagung daher auch einen Workshop zu drittmittelgeförderter Wissenschaft in Botanischen Gärten. Wir müssen mehr zeigen, was für ein Know-how und welche tollen Ressourcen wir haben.
Botanischer Garten der Universität Hamburg
Der Botanische Garten der Universität Hamburg hat zwei Standorte: Den Loki-Schmidt-Garten in Klein Flottbek und die Schaugewächshäuser in Planten un Blomen am Dammtor. Alle Informationen zu Veranstaltungen, der Grünen Schule des Gartens und aktuellen Forschungsthemen finden sich auf der Seite des Gartens.